Samstag, August 23, 2025
Samstag, 23. August 2025
15.5 C
Heidelberg
StartGemeinderatHeidelbergerBetten­steuer zum Füllen des Haushalts­lochs? Wir haben uns bereits vor einem Jahr...

Betten­steuer zum Füllen des Haushalts­lochs? Wir haben uns bereits vor einem Jahr intensiv mit dem Thema ausein­an­der­ge­setzt

/ via dieheidelberger /

Wir befür­worten weder eine Betten­steuer noch eine Touris­mus­abgabe. Wir halten die Einführung einer zusätz­lichen Abgabe, die einseitig eine Branche belastet, für ungerecht und für ein völlig falsches Zeichen in einer Zeit, in der es der Hotel­lerie schlecht geht und sie eher mehr Unter­stützung von der Politik bräuchte. Die höheren Übernach­tungs­zahlen liegen v.a. daran, dass die Zahl der Betten um 30 % gestiegen ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass es der Hotel­lerie gut geht: Von Energie­kos­ten­stei­gerung, über Kosten­stei­gerung und Steuer­erhö­hungen bei Lebens­mitteln bis hin zu Perso­nal­kos­ten­stei­ge­rungen – die Belas­tungen steigen in allen Bereichen drama­tisch, teilweise um bis zu 45 %. Für das kommende Jahr fordern die Gewerk­schaften z.B. 15 % Lohnstei­ge­rungen. In einer Branche, die sehr perso­nal­in­tensiv ist, sind dies wirtschaftlich extrem heraus­for­dernde Perspek­tiven. 
 
Die Erhebung einer Abgabe wäre für die Hotels eine neue und weitere bürokra­tische Last und Hürde. Die prozen­tuale Besteuerung ist die noch schlimmere Variante von beiden, da sie einen extremen bürokra­ti­schen und organi­sa­to­ri­schen Aufwand wie auch steuer­liche Nachteile mit sich bringt. Viele Häuser stehen bereits am Limit. Zusätz­liche Belas­tungen könnten zahlreiche Betriebe in den Ruin treiben – besonders die privat geführten und der Stadt seit Jahrzehnten und Jahrhun­derten verbun­denen Famili­en­be­triebe. Die Ketten­be­triebe können ihre schlechten Ergeb­nisse in Heidelberg an anderen Stand­orten kompen­sieren. Gerade die mittel­stän­di­schen Hotels, die Heidelberg als Reiseziel prägen, würden durch eine Betten­steuer geschwächt, mögli­cher­weise sogar in Teilen vom Markt verdrängt. Darüber­hinaus besteht die Gefahr, dass einige Übernach­tungen in angren­zende Gemeinden abwandern werden. In Schwet­zingen, Leimen, Dossenheim, Weinheim, Neckar­gemünd etc. kann man auch übernachten, die wesent­lichen Umsätze dort machen und nach Heidelberg fahren. Gerade im unteren Segment in der Peripherie besteht die Sorge um Abwan­derung der Gäste ins Umland.
 
Weiterhin trifft eine Abgabe, die an Übernach­tungen geknüpft ist, ausschließlich Übernach­tungs­gäste, während Tages­tou­risten, die den Großteil der Besucher ausmachen, nicht zur Finan­zierung beitragen würden. Das wider­spricht unserem Touris­mus­leitbild: Die Stadt Heidelberg will den Mehrta­ges­tou­rismus fördern und gerade dieser wird am meisten belastet. Nach den Inves­ti­tionen in das Kongress­zentrum und die Stadt­halle, den Bau etlicher Hotels, des SNP-Doms etc. sind ja Übernach­tungs­gäste dringend erfor­derlich. Der Tourismus sollte hin zu einem Quali­täts­tou­rismus entwi­ckelt werden. Für die mittel­stän­di­schen Heidel­berger Hotels, aber auch für Gastro­nomie, Einzel­handel etc. wäre das ein Segen mit dem Resultat verbes­serter Gewer­be­steu­er­ein­nahmen der Stadt. Es wäre also konse­quent, vordringlich einen Beitrag von den Tages­tou­risten zu verlangen, denn die Mehrta­ges­tou­risten sorgen bereits über die Gewer­be­steuer von Hotel­lerie, Gastro­nomie, Einzel­handel etc. für Einnahmen bei der Stadt. Über 13 Millionen Tages­tou­risten besuchen im Jahr die Stadt Heidelberg. Wenn sie nur 1 € zahlen würden, käme eine hohe Summe zusammen. Und selbst wenn nur die Kreuz­fahrt- und Bus-Touristen einen Beitrag leisten würden, käme eine ordent­liche Summe zusammen.
 
Aber grund­sätzlich sind wird der Meinung, dass die Lösung unseres aktuellen Haushalts­de­fizits nicht die Erfindung neuer Einnah­me­quellen sein sollte, sondern wir müssen endlich stärker auf die Ausgaben achten – die Stadt Heidelberg hat eher ein Ausga­ben­problem als ein Einnah­men­problem: Zu Zeiten von Oberbür­ger­meis­terin Beate Weber waren die Gewer­be­steu­er­ein­nahmen 100 Mio. € geringer als heute, das entspricht in etwa unserem Haushalts­de­fizit. Die Ausgaben sind jedoch auch über die Maßen gestiegen. Und dafür sind nicht nur Tarfif­stei­ge­rungen und Geset­zes­än­de­rungen verant­wortlich. Im Vergleich zu anderen Kommunen leben wir über unsere Verhält­nisse: Die Stadt Heidelberg hat in einigen Bereichen deutsch­landweit die höchsten Ausgaben pro Kopf. Hier müsste noch stärker angesetzt werden!
 
Wir sind der Meinung, dass viele Betriebe durch eine wirtschafts­freund­li­chere Politik und Verwaltung ihre Erträge und somit die Gewer­be­steu­er­ein­nahmen der Stadt steigern könnten. Und durch Bürokra­tie­abbau würde die Stadt sogar im doppelten Sinne profi­tieren: Nicht nur die Betriebe, sondern auch die Verwaltung könnten sich Mitar­beiter sparen bzw. sie ander­weitig sinnvoller einsetzen.
 
Und schließlich vertreten wir die Meinung, dass jede Art von Branchen- oder Perso­nen­gruppen-bezogener Steuer die Notwen­digkeit nach sich zieht, die Einnahmen auch zweck­ge­bunden zu inves­tieren. Eine Touris­mus­abgabe sollte nicht dem Zweck dienen, ein Haushaltsloch zu füllen. Für das Problem unseres Haushaltes braucht es struk­tu­relle Reformen mit Weitsicht, keine Notfall­pflaster!

Quelle

Immer Informiert! Infomail abonnieren!

Liste(n) auswählen:

Jede Liste wird als separate Infomail versendet.

Wir senden keinen Spam und keine Werbung! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
Ähnliche Informationen

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Meistgelesen

Neueste Kommentare