MLP Academics vor der Herkulesaufgabe gegen Ligaprimus NINERS Chemnitz
/ via mlp academics /
Die Widrigkeiten, mit denen die MLP Academics Heidelberg seit Saisonbeginn zu kämpfen haben, sind nicht weniger geworden. Im Gegenteil: Die Personalsituation bleibt äußerst angespannt. Mit Vincent Kesteloot und Tim Coleman fallen bekanntlich zwei Importspieler langfristig aus, Paul Zipser kann immer noch nicht voll im Training belasten und hinter dem Mitwirken von Kapitän Akeem Vargas, der sich gegen den SYNTAINICS MBC noch vor der Halbzeitpause verletzt hatte, steht ein großes Fragezeichen. Die Voraussetzungen könnten vor dem Rückrundenauftakt am Wochenende in der easyCredit Basketball Bundesliga für den derzeitigen Vorletzten Heidelberg durchaus günstiger sein, wenn unsere MLP Academics am Samstag (18.30 Uhr/live bei Dyn ab 18.15 Uhr) Spitzenreiter NINERS Chemnitz im heimischen SNP dome empfangen. Auf dem Papier sind die Sachsen haushoher Favorit, doch vielleicht können ja die Hausherren über sich hinauswachsen und das Match bis zum letzten Viertel und in die Crunchtime offenhalten.
Der Rucksack muss leichter werden
Das täte dem Team von Neu-Trainer Ingo Freyer (52) nach einer vornehmlich ernüchternden Vorrunde sehr, sehr gut. Mit bis dato neun Heimniederlagen und lediglich drei BBL-Erfolgserlebnissen schleppen die MLP Academics einen bleiern schweren Rucksack mit sich herum, der schleunigst einer Gewichtsreduzierung bedarf. Wenngleich es floskelhaft klingen mag: Von Trainingseinheit zu Trainingseinheit, von Tag zu Tag, von Spiel zu Spiel wollen sich die Universitätsstädter verbessern. Dafür ist der akribische Arbeiter Freyer in einen „Trainer-Tunnel“ eingetaucht, um gemeinsam mit den Profis und seinem Trainerstab in den noch verbleibenden 17 Partien die Wende herbeizuführen. „Wir schauen hauptsächlich auf uns“, sagt Playmaker Bennet Hundt über den Hauptfokus, „wir sind erst seit zwei Wochen mit Ingo am Trainieren. Er guckt weiter und wird uns seine Philosophie aufzeigen.“
Die beiden bisherigen Auftritte unter dem neuen Headcoach haben das gesamte Portfolio an Stärken und Schwächen gezeigt. Immer dann, wenn die Freyer-Schützlinge mit Energie, Intensität sowie einer aufopferungsvollen Defensivhaltung an die Jagd nach Körben herangehen, bringen sie den jeweiligen Kontrahenten aus dem Rhythmus. Gegen die Basketball Löwen (84:83) gelang dies selbst mit einer „Rumpftruppe“ eindrucksvoll, wohingegen im Duell mit den MBC-„Wölfen“ (90:111) jene Mischung aus Grundaggressivität und Überzeugungskraft vom Sprungball weg schmerzlich vermisst wurde. „Unsere Motivation ist hoch“, bekräftigt Bennet Hundt vor der Heimspiel-Herkulesaufgabe gegen Chemnitz, „wir wollen nach der enttäuschenden Niederlage gegen den MBC unser Bestes geben und versuchen, die NINERS auf dem falschen Fuß zu erwischen.“
Historischer Triumph im 42. Duell?
Mit den eigenen Fans im Rücken sei dies möglich, glaubt Hundt. Erneut deutet alles auf einen guten Besuch im stimmungsvollen „Dom“ hin. 3.300 Karten (Stand Freitagmorgen) sind für den interessanten Vergleich mit dem Ligaprimus verkauft. Ein – historischer – Triumph gegen die starken Sachsen, den Wegbegleiter und langjährigen ProA-Konkurrenten wäre quasi überfällig. Es ist nämlich das insgesamt 42. Aufeinandertreffen beider Klubs. Seit dem Aufstieg der NINERS (2020) und dem der MLP Academics (2021) setzte sich stets Chemnitz in der BBL durch: Mit 93:69 in der diesjährigen Vorrunde, mit 81:74, 87:78, 81:66 und 67:64 in den zwei Spielzeiten davor.
„Allgemein gilt es für uns, nach dem sehr schwachen Auftritt gegen den MBC eine Reaktion zu zeigen. Jeder Spieler muss verstehen, dass es im Abstiegskampf 100 Prozent Einsatz und Intensität braucht. Von der ersten Sekunde an“, appelliert Alex Vogel, Sportlicher Leiter der MLP Academics, an die Mannschaft, alle Kräfte für das zehnte Heimspiel zu mobilisieren, um schlussendlich bis zum 12. Mai und dem „Finaltag“ der regulären Saison 2023/2024 den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit zu verhindern.
Alex Vogel: „Sie sind sehr lang und athletisch“
„Chemnitz spielt eine herausragende Saison. Sie sind auf dem Flügel sehr lang und athletisch. Auf den großen Positionen haben sie Spieler, mit denen sie gut switchen können. Gleiches gilt für ihre Guard-Verteidiger, die im Switching gegen die Bigs ebenfalls einen guten Job machen. Darüber hinaus haben sie mit DeAndre Lansdowne, Kaza Kajami-Keane und Wesley van Beck drei Spieler, die für sich und für andere kreieren können. In Chemnitz hat uns Kevin Yebo mit seinem schnellen Rollen und seinen Offensiv-Rebounds sehr wehgetan. Hier müssen wir einen besseren Job machen“, analysiert Alex Vogel den Samstagabend-Gast und blickt auf das deutliche 69:93 in der Messehalle zurück.
Beim Debüt von „Josh“ Gray am 16. Dezember fiel vor allen Dingen das Reboundverhältnis (49/26 für die NINERS) krass aus. Die Dominanz am Brett und eine größere Homogenität waren seinerzeit die markantesten Pluspunkte des Kollektivs von Headcoach Rodrigo Pastore. Der 51-jährige Argentinier verfügt im vierten Erstliga-Jahr über einen hochwertigen, ausgeglichen besetzten Kader, der zudem auf europäischem Level für Furore sorgt. Im FIBA Europe Cup glänzen die NINERS mit bislang 10 Siegen. Nun gab’s zwar am Mittwochabend in der zweiten Gruppenphase die erste Niederlage im elften Spiel (78:90) beim italienischen Vertreter Itelyum Varese, doch Rang eins und der verbundene Einzug ins lukrative Viertelfinale des „Cups“ stehen bereits seit Mitte Januar fest. Somit ist also ein weiterer Meilenstein in der 25-jährigen Geschichte des Chemnitzer Basketballs gesetzt.
Weltpremiere: Augmented-Reality-Trikot ohne Sponsoren
Gespannt darf das Publikum am Samstag im SNP dome auf eine Weltpremiere sein. Gemeinsam mit ihrem Ausstatter Owayo haben die MLP Academics ein Augmented-Reality-Trikot kreieren lassen, das eine Grafik zeigt, die sich über die App „Artivive“ animieren lässt. Hält man die Kamera aufs Shirt, beginnen Basketbälle zu tanzen. Entstanden ist diese Idee bei einem Academics-Event auf dem Gelände des Metropolink Festivals in der Patrick-Henry-Village. Dort zeigte der Leipziger Streetart-Künstler Bond Truluv ein Wandgemälde („Mural-Art“), das sich mittels Augmented Reality zum Leben erwecken ließ. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Trikotsponsoren haben für diese einmalige und künstlerisch-innovative Aktion auf die Platzierung ihrer Logos verzichtet. Die Trikots mit „Sonderedition“ werden anschließend versteigert, außerdem können die Anhänger ein ebenfalls animierbares Fantrikot käuflich erwerben. Die Erlöse daraus kommen der Bülent Ceylan Stiftung zugute, die seit 2014 bedürftige Kinder („ohne Kinner geht nix“) in vielfältiger Art und Weise liebevoll unterstützt.
Bülent Ceylan: „Niemols uffgebe! Schreie für Academics …“
Apropos: Comedian Bülent Ceylan (48), der „Monnemer Türk“, hat seinerseits im Vorfeld des Heimspiels über die Sozialen Netzwerke die Werbetrommel für das Academics-NINERS-Aufeinandertreffen gerührt. „Was ist unser Motto? Niemols uffgebe! Also Gosch halte, schreie für Academics. Außerdem ham mer eh de bessere Dialekt, oder!? Alla hopp“, stimmt Ceylan die hiesige Korbjäger-Szene auf die Partie ein, bei der Resilienz auf dem Parkett und auf den Tribünen gefordert sein wird. Trotz aller Widrigkeiten.
Hinweis für Samstagabend:
Vor dem Sprungball um 18.30 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es gibt noch Tickets an der Abendkasse, die wie gewohnt um 17 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch Tickets für Ermäßigte ab 5 Euro.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien