Nächster Halt: Armut?
/ via der paritätische hd /
Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis
Der Paritätische Regionalverbund Nordbaden veranstaltete im Rahmen der Aktionswoche des Heidelberger Bündnisses gegen Armut und Ausgrenzung eine Straßenbahn-Aktion unter dem Motto „Nächster Halt: Armut?“. Während einer politischen Rundfahrt auf der Trasse der OEG (Linie 5) (Edingen (Betriebshof) – Heidelberg – Weinheim – Mannheim – Edingen (Betriebshof) fanden Gesprächsrunden mit Betroffenen, kommunalen Entscheidungsträger*innen und Mitgliedsorganisationen zum Thema Armut unter verschiedenen Aspekten wie kulturelle Teilhabe, sozialstrukturelle Faktoren und Bildung zur Bekämpfung materieller Notlagen statt. Eine begleitende „fahrende“ Ausstellung informierte über Fakten und regionale Aktivitäten zur Bekämpfung von Armut. Laut aktualisiertem Paritätischen Armutsbericht 2022 liegt die Armutsquote in der Rhein-Neckar-Region 15,4 Prozent. Die Veranstaltung stand auch im Zeichen des 75. Jubiläums des Paritätischen Landesverbandes.
„Armut haftet immer noch das Etikett an, dass sie selbst verschuldet sei. Dies ist falsch. Soziale Ausgrenzung, große Chancenungerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen, Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und viele strukturelle Gründe schaffen Armut.
Besonders drängend sind Kinderarmut und Altersarmut, da sie immer noch politisch viel zu wenig im Fokus sind. Die geplante Kindergrundsicherung wird ihrem Anspruch, eine Sicherung nach unten zu sein, nicht im Ansatz gerecht und das Problem der zu niedrigen Renten nach vielen Jahren in prekären Beschäftigungsverhältnissen wird nicht angegangen“, erklärt Jörg Schmidt-Rohr, Sprecher des Paritätischen Regionalverbunds Nordbaden. „Politisches Ziel muss es sein, Armut tatsächlich zu beseitigen und im Grund gibt es in diesem reichen Land auch die Ressourcen dazu. Daneben gilt es, Unterstützung und Hilfe anzubieten, um zumindest die soziale Teilhabe armer Menschen zu ermöglichen“, so Schmidt-Rohr.
„Die Veranstaltung findet auch anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Paritätischen Landesverbandes statt. Dieser setze sich bereits seit einem dreiviertel Jahrhundert für soziale Gerechtigkeit und Teilhabe ein“, sagt Moritz Limprecht, Leiter des Paritätischen Regionalverbundes Nordbaden. „Dass auch in einer reichen Rhein-Neckar-Region Armut ein nicht zu vernachlässigendes Thema ist, zeigt das vielfältige Angebot Paritätischer Mitgliedsorganisationen. Sie unterhalten in der Region viele Dienste und Einrichtungen, die eine direkte Unterstützung für arme Menschen sind. Das geht von der Sozial- und Schuldnerberatung über direkte materielle Unterstützung bis zu Hilfen beim Wohnen oder in schwierigen Lebenslagen“, so Limprecht.
Hintergrund:
Armut spaltet die Gesellschaft, sie verhindert Teilhabe und macht Angst. Dem möchte der Regionalverbund etwas entgegensetzen!
Vor ziemlich genau einem Jahr, bei der letztjährigen Aktionswoche des Heidelberger Bündnisses gegen Armut und Ausgrenzung wurde die Idee für dieses Event geboren, denn auch der Paritätische möchte seinen Beitrag dazu leisten, das Thema Armut stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken.
Der Regionalverbund Nordbaden besteht aus vier Gebietskörperschaften. Heidelberg, Rhein-Neckar-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis und Mannheim. Die Linie 5 durchquert drei davon, deswegen fand diese Veranstaltung in einer Straßenbahn statt und sollte so als Austauschformat und fahrende Ausstellung in die Metropolregion ausstrahlen.
• Welche Ansätze zur Bekämpfung von Armut gibt es in Kreis oder Stadt?
• Wie gehen unterschiedliche Arbeitsfelder mit diesem Thema um?
• Welche erfolgreichen Konzepte können möglicherweise auch von andern (Stadt-)Kreisen adaptiert werden?
Mit diesen Fragen wurde sich in thematischen Blöcken auf der Rundfahrt befasst. Eine weitere Haltestelle – ein weiterer Aspekt von Armut. Mit einem einführenden Impulsbeitrag zum Thema und anschließenden Gesprächsrunden, an denen sich die eingeladenen Entscheidungsträger*innen, Betroffenen und im jeweiligen Arbeitsfeld tätigen Mitgliedsorganisationen austauschten.
Mehr als 80 Personen, darunter Politiker*innen, Betroffene, Mitgliedsorganisationen und auch eine Schulklasse nahmen an der Aktion teil.
An dieser Stelle sei allen Beteiligten, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, ausdrücklich gedankt: