/ von Peter Pausch /
„Wenn die Gesellschaft so fortfährt,
wird in zweitausend Jahren nichts mehr sein,
kein Grashalm, kein Baum;
sie wird die Natur aufgefressen haben.“
Gustave Flaubert (1821-1880)
An dem Versuch, die Frage zu beantworten, haben sich mehr als 300 Autoren beteiligt:
H.Achternbusch – Th.Adorno – Akerma – Alain – W.Alexis – W.Allen – J.Améry –Amnesty International – L.Anzengruber – H.Arendt – Aristophanes – Aristoteles – I.Asimov – J.Augstein – R.Augstein – Augustinus
G.Babeuf – F.Bacon – E.Bahr – Bakunin – G.Bataille – J.Baudrillard – Z.Bauman – J.Baumgartner – Beaumarchais – S. de Beauvoir – C.Beccaria – U.Beck – S.Bellow – W.Benjamin – G.Benn – Th.Bernhard – J.Beuys – Bhagavad Gita – B.Bierhoff – A.Bierce – J.Birken – Bismarck – B.Black – W.Blake – H.Blix – D.Bohm – H.Böhme – Boissy d’Anglas – U.Bork – H.Böll – J.L.Borges – L.Börne – E.Borneman – G.Bosinski – F.H.Bradley – B.Brecht – R.Bregman – Chr.Brückner – W.C.Bryant – M.Buber – G.Büchner – J.Burckhardt – S.Butler
E.Canetti – F.Capra – E.Cardenal – Th.Carlyle – Celan – Chamfort – Chesterton – N.Chomsky – Churchill – Cicero – Club of Rome – Cioran – G.Colli – J.Conrad – C.Coolidge – D.Cooper – E.E.Cummings
R.Dahrendorf – Ch.Darwin – E.Delacroix – de las Casas – Demokrit – K.Deschner – Ch.Dickens – A.Dickhoff – Diderot – Diogenes von Sinope – I.Dische – Döblin – H.Dohm – J.Donne – D.Döring – Dostojewski – H.P.Duerr – F.P.Dunne – J.Dunning – Dürrenmatt
M.v.Ebner-Eschenbach – A.Eddington – F.Engels – Euripides – J. Eyth
W.Faulkner – Feuchtersleben – L.Feuerbach – P.Feyerabend – J.G.Fichte – Fontenelle – H.Ford – J.Fouché – A.France – G.L.Francione – J.Franzen – M.Fratzscher – S.Freud – M.Frisch – E.Fromm – E.Fuhrmann
J.K.Galbraith – Gandhi – Ä.Gärber – A.Gehlen – R.Gerlach – S.Gesell –
E.Gibbon – B.Gladigow – J.-L.Godard – Goethe – E. & J. Goncourt – I.A.Gontscharow – Gorbatschow – J.Gould – G.Grass – Gracián – G.Günther –
J.Habermas – Ch.Hampe – K.Hamsun – Y.N.Harari – Th.Hardy – F.Harms – N.Hartmann – E.v.Hartmann – A.Hasters – Fr.Hebbel – Hebel – Hegel – Heidegger – Herder – U.Herrmann – H.Hesse – S.Himmelheber – A.Hitler – R.Hochhuth – A.Hoffmann – Hölderlin – Homer – U.Holtz – Horkheimer – U.Horstmann – W.v.Humboldt – K.D.Hupke – H.D.Hüsch – Husserl – A.Huxley
Ibsen – Ipuwer – Jaiminiya-Brahmana – Jakobus – Jaspers – J. Jaurès – Jean Paul B.Jouvenel – J.Joyce – J.-C.Juncker – J.Juul
Fr. Kafka – I.Kant – H.Kaplan – Zarin Katharina – K.Kautsky – G.Keller – S.Kellerer – J.F.Kennedy – Kierkegaard – J.F.Kind – S.Kirsch – H.Kissinger – E.A.F. Klingemann – A.Kluge – O.Koehler – A.Koestler – L.Koŀakowski – Fr.Kortner – Kratylos – K.Kraus – H.Krings – S.Krug – F.Kürnberger – R.Kurzweil
G.Laub – La Rochefoucauld – Lautréamont – D.H.Lawrence – H.Ch.Lea –
J.Lederer – W.Lehmann – Leibniz – Lenin – Leonardo da Vinci – G.Leopardi H.Lesch – G.E.Lessing – Th.Lessing – Lévi-Strauss – J.Chr. Lichtenberg – K.Liebknecht – J.Lodemann – K.Lorenz – K.Ludwig – Lukian von Samosata – E.N.Luttwak – R.Luxemburg
Macchiavelli – J.Madison – Malcom X – A.Malraux – B.Mandeville – Th.Mann – K.Mannheim – H.Marcuse – L.Marcuse – Marinetti – Mark Twain – Martial – K.Marx – S.Maugham – Fr.Mauthner – H.Mayer – M.McLuhan – M.Mead – H.Melville – N.Melzer – R.Menasse – A.Meslier – C.F.Meyer – J.St.Mill – A.Miller – H.Miller – Milton – A.Mitscherlich – W.Mocker – Mohammed – H.v.Moltke – Montaigne – Montesquieu – H.Montherlant – Ch.Morgenstern – K.Ph.Moritz – R.Musil
Nagarjuna – Th.Nagel – Napoleon – N.Ndulue – L.Nelson – Nietzsche – Novalis
M.Onfray – W.Onken – Ortega y Gasset – G.Orwell – Oxfam Deutschland
G. Paàl – Pascal – R.Pausch – F.Pessoa – Pestalozzi – PETA – M.Planck – A.Platen – Platon – Plutarch – E.A.Poe – A.Pope – Proudhon – E.Pound – M.Proust – W.Putin – F. Quarles – A.Quetelet
W.Raabe – U.Ranke-Heinemann – W.Rathenau – S.Rattle – M.Rhonheimer – J.Rifkin – R.M.Rilke – A.Rimbaud – A.de Rivarol – L.Rochau – W.Rogers – R.Rolland – R.Rorty – D.Rushkoff – G.Ryle
Safranski – Saint-Just – P.Samuelson – C.Sandburg – Sartre – M.Savina – J.Scherr – Fr.Schiller – Fr.Schlegel – A.Schlitte – O.Scholz – Schopenhauer – E.Schrödinger – Th.Schübel – K.Schwitters – I.Seidel – Selim I. Yavuz – Seneca – Seume – Shakespeare – Shatapatha-Brahmana – W.Siebeck – J.M.Simmel – P.Singer – P.Sloterdijk – A.Soboul – M.Sonneborn – R.Southey – Sophokles – St.Spender – O.Spengler – Stendhal – M.Stirner – Th.Storm – B.v.Suttner – J.Swift
H.Taine – V.Tatah – Theokrit – K.Theweleit – L.Thomas – H.D.Thoreau – Thukydides – M.S.Tietze – P.Tillich – J.Tinguély -Tocqueville – J.Todenhöfer – E.Toller – L.N.Tolstoi – F.Tönnies – A.Tschechow
S. Uhrig – Upanischaden – Vauvenargues – Vergil – Voltaire
O.Waalkes – S.Wagenknecht – M.Walser – A.Warhol – A.Weber – M.Weber – Fr.Wedekind – C.Fr.Weizsäcker – H.G.Wells – W.Wellsch – Welthungerhilfe – Rebecca West – Ph.Wylie – M.Wiebel – O.Wilde – J.Wilmot – L.Wittgenstein –
P.Wohlleben – H.Wollschläger – W.Wordsworth – L.S.Wygotski
J.Zeh – E.Zeller – J.Ziegler – P.Ziegler
TEIL 1 – 10
»What name, we belong belly all the same« Eingeborener vom Sepik
„Gleichzeitig steigen in der südlichen Hemisphäre, wo zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, die Leichenberge. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren.“
„Bist du ein Mensch, so fühle meine Not!“
„Wer ein verzweifeltes, hungriges Auge hat, kann der die geringste Achtung vor diesen bestehenden Regierungen, Gesetzen, Richtlinien, Grundsätzen, Idealen, Ideen, Totems und Tabus haben?“
„Nach Berechnungen der UNICEF könnte der Hunger aller Menschen mit 15% der Getreidemengen gestillt werden, die von den Industrieländern als Viehfutter verwendet werden“
„Auf die Frage nach dem Ziel der emanzipierten Gesellschaft erhält man Antworten wie die Erfüllung der menschlichen Möglichkeiten oder Reichtum des Lebens. Zart wäre einzig das Gröbste: daß keiner mehr hungern soll.“
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„Kultur ist durch Verzicht auf Triebbefriedigung gewonnen worden und fordert von jedem Neuankommenden, daß er denselben Triebverzicht leiste. Während des individuellen Lebens findet eine beständige Umsetzung von äußerem Zwange in inneren Zwang statt.“
„Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion.“
‚Wie kann ich denn frei sein? Hat doch die Natur mich an das schwere Gewicht eines Leibes [und dessen Bedürfnisse] gefesselt.‘
“Der Mensch ist seines Lebens froh
gewöhnlich nur als Embryo.”
„Ich bin ich, das ist das Leiden.“
„Daß er nun unabänderlich er selbst sein mußte und kein anderer sein konnte; daß er in sich selbst eingeengt und eingebannt war – das brachte ihn nach und nach zu einem Grade der Verzweiflung, der ihn an das Ufer des Flusses führte, wo dasselbe mit keinem Geländer versehen war …“
„Am Unheil der Welt leiden und zu gleicher Zeit glücklich sein: eine jener absurden Gleichungen, deren ich mich stets befleißigt habe.“
„Der Schmerz gehört zu jenen Schlüsseln, mit denen man nicht nur das Innerste, sondern zugleich die Welt erschließt“
„Wer die Behauptung, daß, in der Welt, der Genuß den Schmerz überwiegt, oder wenigstens sie einander die Waage halten, in der Kürze prüfen will, vergleiche die Empfindung des Tieres, welches ein anderes frißt, mit der dieses andern.“
„Denn alles Streben entspringt aus Mangel, aus Unzufriedenheit mit seinem Zustande, ist also Leiden, so lange es nicht befriedigt ist; keine Befriedigung aber ist dauernd, vielmehr ist sie stets nur der Anfangspunkt eines neuen Strebens. Das Streben sehn wir überall vielfach gehemmt, überall kämpfend; so lange also immer als Leiden: kein letztes Ziel des Strebens, also kein Maaß und Ziel des Leidens.“
„Leiden, diese einzige Quelle der Erkenntnis …“
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“Das Leben, wie es uns auferlegt ist, ist zu schwer für uns, es bringt uns zuviel Schmerzen, Enttäuschungen, unlösbare Aufgaben. Um es zu ertragen, können wir Linderungsmittel nicht entbehren. Solcher Mittel gibt es vielleicht dreierlei: mächtige Ablenkungen, die unser Elend geringschätzen lassen, Ersatzbefriedigungen, die es verringern, Rauschstoffe, die uns für dasselbe unempfindlich machen. Irgend etwas dieser Art ist unerlässlich.”
„Siehe, sie warf in den Wein, wovon sie tranken, ein Mittel
Gegen Kummer und Groll und aller Leiden Gedächtnis.“
‚Auf die Ablenkungen zielt Voltaire’s »Candide«; er klingt mit dem Rat aus seinen Garten zu bearbeiten; solch eine Ablenkung ist auch die wissenschaftliche Tätigkeit.‘
„Allein wie er sich schon so oft aus seiner wirklichen Welt in die Bücherwelt gerettet hatte, wenn es aufs äußerste kam, so fügte es sich auch diesmal. Die Monologen des Hamlet hefteten sein Augenmerk zuerst auf das Ganze des menschlichen Lebens – er dachte sich nicht mehr allein, wenn er sich gequält, gedrückt und eingeengt fühlte; er fing an, dies als das allgemeine Los der Menschheit zu betrachten.“
„Man sagt, die Musik wirke erhebend auf die Seele. Das ist nicht wahr, das ist Unsinn! Sie wirkt keineswegs erhebend. Die Musik zwingt mich, meine wahre Lage zu vergessen.“
„Befreit von allem, befreit selbst von dem Schicksal, Mensch zu sein; voll Dankbarkeit streichelte er das Rohr seiner [Opium]pfeife …“
“Alle Menschen schwimmen wie Inseln im Chaos, sie hängen sich an alles, sie hängen sich aneinander, sie hängen sich an Geld, ans Fressen, an die Kunst, ans Vögeln, an die Religion, ans Opium, an den Alkohol, ich weiß nicht, woran sie sich noch hängen, aber nichts hält.”
„Das Theater reißt uns auf eine Weise hin, die geradezu lächerlich ist; dank einiger schlecht deklamierter Verse trägt man einen Augenblick lang alles Leid der Welt. Einen Augenblick später ist man von sich selber und allem Leid tausend Meilen entfernt; es könnte einem Scham einjagen, mit Montesquieu sagen zu müssen: »Ich habe noch nie einen Kummer gehabt, den eine Viertelstunde Lektüre nicht zerstreut hätte«“
„Da kam der Film und hat diese Kerkerwelt aus unseren Kneipen und Groß- stadtstraßen, unseren Büros und möblierten Zimmern, unseren Bahnhöfen und Fabriken mit dem Dynamit der Zehntelsekunden gesprengt, so daß wir nun zwischen ihren weitverstreuten Trümmern […] Reisen unternehmen [können].“
‚Die sozialen Medien gehören zu den jüngsten Erscheinungen des Eskapismus. Man denke an die fabelhaft geschönten Fotos, mit denen sich sehr viele dort präsentieren. Ein digital derart optimiertes Selbstbild – was ist das, wenn nicht Teil einer Scheinwelt, in die jeder sich mit digitalen Mitteln jederzeit zurückziehen kann?‘
„Wozu leiden? Erstellen Sie doch ihren eigenen Video-Avatar!“
„Danke. Ich habe mich sofort klonen lassen.“
„Man muß die Menschen bei ihrer Geburt beweinen, nicht bei ihrem Tod.“
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„Es ist wahr, ich lache oft, aber ich lache nicht darüber, wie Jemand ein Mensch, sondern nur darüber, daß er ein Mensch ist, wofür er ohnehin nichts kann, und lache dabei über mich selbst, der ich sein Schicksal theile.“
„War nicht jeder Mensch ein Mißgriff und Fehltritt? Geriet er nicht in eine peinvolle Hast, sowie er geboren ward? Gefängnis! Gefängnis! Schranken und Bande überall! Durch die Gitterfenster seiner Individualität starrt der Mensch hoffnungslos auf die Ringmauern der äußeren Umstände“
„Wer ist und durfte sich seine Gene aussuchen? Wer ist und durfte unter Eltern und Erziehern wählen?“
„Wer war bei Verstand, als er seiner Geburt zustimmte?“
„Ich liebe meine Kinder zu sehr, um ihnen das Leben zu schenken.“
„Wenn er in das Haus seiner Eltern trat, so trat er in ein Haus der Unzufriedenheit, des Zorns, der Tränen und der Klagen. Diese ersten Eindrücke sind nie in seinem Leben verwischt worden und haben sie oft zu einem Sammelplatz schwarzer Gedanken gemacht, die er durch keine Philosophie verdrängen konnte.“
„Du bist nichts, du hast nichts und du wirst es auch nie zu etwas bringen.“
“Ich verachte niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden — weil wir durch gleiche Umstände wohl alle gleich würden und weil die Umstände außer uns liegen.”
‚Ist der Mensch nicht in die Gesellschaft eingemauert wie ein Ziegelstein in die Wand?‘
„Wunderliches Geschick; warum [ist] mir dieses und kein anderes auf das Haupt gefallen? Warum dieses gerade mir? Kaum weiß ich, was mein Ich ist, mit dem ich mich so viel beschäftige: eine formlose Mischung unbekannter Elemente, dann ein kleines hilfloses Wesen, ein leichtsinniger Knabe, ein lebenslustiger Jüngling, zum Genusse mit allen Kräften drängend, alle Berufsarten aufgreifend, nur um leben zu können …“
„Das kannst du doch nicht leugnen, daß wir in uns stecken wie die Figuren in einem Steinblock. Man muß sich aus sich herausarbeiten! Man muß sich gegenseitig dazu zwingen!“
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„Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht. Es ist zu bemerken, daß der Mensch nur durch Menschen erzogen wird, durch Menschen, die ebenfalls erzogen sind. Daher macht auch Mangel an Disciplin und Unterweisung bey einigen Menschen sie wieder zu schlechten Erziehern ihrer Zöglinge.“
„O hätte ich jemals nur einen Bruchteil dessen schildern können, was ich unter diesem Baum gesehen und gefühlt habe! Mit welcher Klarheit hätte ich dann all die Widersprüche unserer sozialen Ordnung aufzeigen können; mit welcher Kraft hätte ich alle Mißbräuche unserer Einrichtungen darlegen, mit welcher Deutlichkeit hätte ich beweisen können, daß der Mensch von Natur gut ist und daß nur die Einrichtungen es sind, die ihn schlecht machen.“
„Dialektik war nicht seine Stärke.“
„Erst an Extremen merkt man, wie jeder Mensch unrettbar an sich selbst verloren ist und nur die Betrachtung der andern und des in ihnen und überall herrschenden Gesetzes kann trösten.“
„Jeder ist jederzeit das Resultat seines nicht enträtselbaren Lebens.“
‚Als ich ihn fragte, was ihn auf diese Lebensbahn getrieben habe, antwortete er nicht mit einem langen, trübseligen Bericht, sondern nur mit den Worten: Die Verhältnisse. Wieso? fragte ich. Die Verhältnisse, wiederholte er. Mehr wollte er nicht sagen.‘
„Wenn du die Geschichte eines großen Verbrechers liesest, so danke immer, ehe du ihn verdammst, dem gütigen Himmel, der dich mit deinem ehrlichen Gesicht nicht an den Anfang einer solchen Reihe von Umständen gestellt hat.“
‚Wie gut verstand er die Entsagung, mit der der Angeklagte seine unzureichende Erziehung anklagte, die es ihm nicht ermöglichte, dieses geflochtene Netz [seines Lebens] aufzuknoten, was aber in der Sprache des Richters mit strafendem Nachdruck hieß: »Sie wissen immer anderen die Schuld zu geben!«‘
„Es ist zu zeigen, wie sehr alles Bewußte auf der Oberfläche bleibt: wie Handlung und Bild der Handlung verschieden ist, wie wenig man von Dem weiß, was einer Handlung vorhergeht.“
„Es ist sehr leicht möglich, daß ein Verbrechen, bei dem ein anderer zu Schaden kommt, als eine soziale Fehlleistung erscheint, an der nicht der Verbrecher die Schuld trägt, sondern die Einrichtung der Gesellschaft.“
„Die Gerechtigkeit, welche damit anhob »alles ist abzahlbar, alles muß bezahlt werden«, endet damit, durch die Finger zu sehen und den Zahlungsunfähigen laufen zu lassen […] diese Selbstaufhebung der Gerechtigkeit: man weiß, mit welch schönem Namen sie sich nennt – Gnade.“
„Niemand ist für seine Taten verantwortlich, richten ist soviel als ungerecht sein.“
„L, H, U! Lock Him Up! Und schmelzt den Schlüssel ein. Wegwerfen ist zu riskant …“
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„Infolge der primären Feindseligkeit der Menschen gegeneinander ist die Kulturgesellschaft beständig vom Zerfall bedroht.“
„Könnte das Primäre auch das Sekundäre sein?“
„Wir kennen die Machart, nach der man sich einen Feind, sollte er fehlen, erfindet.“
„Man muß gestehen: daß die größten Übel, welche gesittete Völker drücken, uns vom Kriege, und zwar nicht so sehr von dem, der wirklich oder gewesen ist, als von der nie nachzulassenden und sogar unaufhörlich vermehrten Zurüstung zum künftigen, zugezogen werden.“
„Wider die Erschlaffung! Nie wieder Frieden!“
‚Der Präsident hat einen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen. Das ist völkerrechtswidrig. Das ist menschenverachtend. Das markiert eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents.‘
„Was ist denn schlimmer noch als dieses Schlimme?“
‚Ich kann mir eine Zeitenwende vorstellen, in der unsere Enkelkinder auf unsere Zeit zurückblicken und es kaum glauben können, dass ihre Großeltern in einer Welt lebten, in der jeden Tag Hunderte Millionen Fische, 900.000 Kühe, 1,4 Millionen Ziegen, 1,7 Millionen Schafe, 3,8 Millionen Schweine, 11,8 Millionen Enten und mehr als 200 Millionen Hühner geschlachtet wurden.‘
„Wahrlich ist der Mensch der König aller Tiere, denn seine Grausamkeit übertrifft die ihrige. Wir leben vom Tode anderer. Wir sind wandelnde Grabstätten!“
„Oh, wie viel überflüssige Grausamkeit und Tierquälerei ist von jenen Religionen ausgegangen, welche die Sünde erfunden haben! Und von den Menschen, welche durch sie den höchsten Genuß der Macht haben wollten.“
„Ich habe bestimmt keine Rassen-, Standes- oder religiösen Vorurteile. Es genügt für mich, zu wissen, jemand ist ein Mensch – schlimmer kann er nicht sein.“
„Man kann vom Menschen gar so schlecht nicht denken,
Daß man nicht eines Tags sich sagen müßte:
Du dachtest noch zu gut.“
„Fressen. – Die nicht-sprechenden Tiere können nicht anders. Manche scheinen grausam, sind es aber nicht. Das sprechende Tier dagegen, der sog. Mensch, könnte auf das Fressen von Tieren (die er milliardenfach erzeugt, füttert, quält und schlachtet) verzichten, tut es aber nicht. Er scheint die einzige Bestie, die bisher in der Evolution zum Vorschein gekommen ist.“
„In ihrer »Inventur« sämtlicher auf der Erde lebenden Organismen zeigen die Wissenschaftler:innen zudem, dass aktuell nur 4 % aller Säugetiere in freier Wildbahn leben, während 60 % von ihnen als »Nutztiere« gehalten werden. Die restlichen 36 % stellt das Säugetier namens Mensch.“
„Die größte Gefahr geht von der Zerstörung der natürlichen Lebensräume aus, gefolgt vom Nahrungsmittelbedarf der stetig wachsenden Weltbevölkerung – 300 Säugetierarten sind regelrecht aufgegessen worden.“
„Sind denn die menschen, anderslautenden Versicherungen zum Trotz, in ihrem Wirtschaftssystem etwas anderes als bestenfalls gebildete »Nutztiere«, die dem obersten Prinzip der Produktion dienen?
„Welches soll das sein? Bitte kurz.“
„Profit.“
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„Nicht die Notdurft, nicht die Begierde – nein, die Liebe zur Macht ist der Dämon der Menschen.“
„Ich möchte wohl, glaube ich, Tyrann sein, am liebsten über alle Menschen, wo nicht, doch über so viele als möglich, und auch du, Sokrates, glaube ich, und alle anderen Menschen; und vielleicht noch lieber ein Gott sein. Aber das wollte ich doch gar nicht sagen, daß ich danach strebe.“
„Mehr als Mensch sein, in einer Welt der Menschen. Die Bedingtheit des Menschen überwinden, sage ich euch. Nicht mächtig: Allmächtig. Der Wille zur Gottheit: Jeder Mensch träumt davon, Gott zu sein.“
„Das Geld, indem es die Eigenschaft besitzt, alles zu kaufen, indem es die Eigenschaft besitzt, alle Gegenstände sich anzueignen […] gilt daher als allmächtiges Wesen. Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d.h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst.“
„Eine Schlüsselrolle spielt das Geld. Es ist nicht bloß ein harmloses Tauschmittel. Ihm wohnt eine strukturelle Macht inne. Es vermehrt sich durch Zinsen und Zinseszins selbst. Das nenne ich ein leistungsloses Einkommen.“
„Schon im Sumerischen bedeutet maš »Tierjunges«, später auch »Ertrag, Zins«.“
„Wer von Zinsen lebt, braucht nichts dafür zu tun. Es gibt noch weitere leistungslose Einkünfte, die bei der Akkumulation und Konzentration von Kapital eine Rolle spielen: Dividenden, zusätzliche Einnahmen durch Monopole, Patent- und Markenprivilegien, aus Haftungsbeschränkungen bei Kapitalgesellschaften, aus Steuerprivilegien und nicht zuletzt aus dem Besitz von Grund und Boden oder Immobilien. Solche privaten Einnahmen haben in den letzten Jahrzehnten einen enormen Umfang angenommen.“
„Daß die Wünsche der Menschen hauptsächlich auf Geld gerichtet sind und sie dieses über alles lieben, wird ihnen oft zum Vorwurf gemacht. Jedoch ist es natürlich, wohl gar unvermeidlich, das zu lieben, was, als ein unermüdlicher Proteus, jeden Augenblick bereit ist, sich in den jedesmaligen Gegenstand unsrer so wandelbaren Wünsche und mannigfaltigen Bedürfnisse zu verwandeln. […] Geld allein ist das absolut Gute: weil es nicht bloß einem Bedürfnis in concreto begegnet, sondern dem Bedürfnis überhaupt in abstracto.“
„Aber ist das Geld nicht eine ebenso sichere Methode der Behandlung menschlicher Beziehungen wie die Gewalt? Es ist vergeistigte Gewalt, eine geschmeidige, hochentwickelte und schöpferische Spezialform der Gewalt: Beruht nicht das Geschäft auf List und Zwang, auf Übervorteilung und Ausnützung? Nur sind diese zivilisiert, ganz in das Innere des Menschen verlegt, ja geradezu in das Aussehen seiner Freiheit gekleidet.“
„Mensch: ein Tier, das Geschäfte macht; kein anderes Tier tut dies – kein Hund tauscht Knochen mit einem anderen.“
„Die bürgerliche Gesellschaft steht universal unter dem Gesetz des Tauschs, des »Gleich um Gleich« von Rechnungen, die aufgehen, und bei denen nichts zurückbleibt. Tausch ist dem eigenen Wesen nach etwas Zeitloses, so wie ratio selber, wie die Operationen der Mathematik ihrer reinen Form nach das Moment von Zeit aus sich ausscheiden. So verschwindet denn auch die konkrete Zeit aus der industriellen Produktion. Diese verläuft immer in identischen und stoßweisen, potentiell gleichzeitigen Zyklen und bedarf kaum mehr der aufgespeicherten Erfahrung.“
„Der Kapitalismus, als Organisation der Ich-Sucht nach der Rangordnung der Kräfte, sich Geld zu verschaffen, ist geradezu die größte und dabei doch humanste Ordnung, die wir haben ausbilden können; ein genaueres Maß trägt das menschliche Tun nicht in sich!“
„Wenn das Geld das Band ist, das mich an das menschliche Leben, das mir die Gesellschaft, das mich mit der Natur und den Menschen verbindet, ist das Geld nicht das Band aller Bande? Kann es nicht alle Bande lösen und binden?“
‚Im entfalteten Kapitalismus ist alles Ware und muß für Geld zu haben sein: Autos, Bananen, Waffen, Exportlizenzen, Parteien, Abgeordnete, Minister, Präsidenten, Professoren, Zeitungen, Enthüllungen, Stasiakten, Stasi-akten-verwalter, Bänkelsänger, Meinungen, Männer, Frauen. Was so anklägerisch klingt, ist durchaus ein zivilisatorischer Fortschritt.‘
„Geld ist kein Gegenstand, Geld kommt nicht aus der natürlichen Welt. Geld ist verwirrend und schwer faßbar. Es ist ein Versprechen, eine soziale Institution, es ist irgendwie mit Wahnsinn verbunden. Es ist mysteriöser als die meisten glauben.“
„Geld sei das »letzte Rätsel der Nationalökonomie«. Dass das Geld diesen Rätselstatus behält, liegt auch daran, dass sich die Wirtschaftstheorie kaum
noch für die Gründe der Geltung des Geldes interessiert, vielmehr beschäftigt sie sich mit den Ursachen der Höhe des Geldwertes und seiner Veränderungen.“
„Wir müssen lernen, daß Geld […] nur ein Symbol ist und daß man ein Symbol nicht fressen kann. Ein Großteil der Menschheit glaubt felsenfest, daß man alles kaufen kann: Wenn ich genug Dollars habe, kann ich Wasser, Luft und Sauerstoff kaufen, auch wenn keiner mehr da ist. Das ist ein Unsinn, der ausgerottet werden muß.“
„2011 verirrte sich ein Trupp Termiten in eine indische Bank und verspeiste Banknoten im Gegenwert von 220.000 US-Dollar.“
„Geld macht sinnlich.“
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„Die Vorstellung, dass das Gehirn ein Leben lang lernfähig bleibt, ist aus wissenschaftlicher Sicht unbestritten. Anders hätte der Mensch die vielfältigen Herausforderungen, denen er im Laufe eines Lebens begegnet, auch gar nicht bewältigen können.“
„Das fortwährende Dasein des Menschengeschlechts ist bloß ein Beweis der Geilheit desselben.“
„Wenn ein Junge in die Pubertät kommt, sind in seinen Hoden die Samenkanäle voll ausgebildet und pro Hoden etwa 360 Meter lang.“
„Liebe ist eine so starke Würze, daß selbst schale und ekle Brühen davon schmackhaft werden.“
„Nichts ist so sexy wie Sex.“
„In wieder einer anderen Wohnung stieß ich auf eine verkrüppelte Frau, eine richtige Mißgeburt mit fast spitzem Kopf. Sie hatte riesige Kälberaugen, einen plumpen Körper und gab lallend wie eine Taubstumme fürchterliche Laute von sich. Zu meiner großen Verwunderung stellte ich fest, daß sie einen Mann hatte.“
„Is sex dirty? Only if it’s done right.“
„Liegt eine ausgeprägte Hypersexualität vor, so ist eine Amputation des Penis empfehlenswert.“
„Ei, ei, das Athmen ist ein süßes Ding
Und unentbehrlich zu noch Süßerem!“
„Der Mensch ist ein »unermüdlicher Lustsucher« und jeder Verzicht auf eine einmal genossene Lust wird ihm sehr schwer.“
„Der Reformator L. hat nur als Normalmann gesprochen, wenn er sagte, er könne kein Weib ansehen, ohne ihrer zu begehren!“
„Was war die Orgie, bevor das Christentum sie diabolisierte? Eine Paarung aller Menschen mit allen anderen. Man paarte sich nicht mit dem Wesen, das man liebte, weil es schön, jung, kräftig, klug, viril, potent oder in irgendeiner anderen Weise anziehend war. Man opferte sich und kopulierte auch mit den Alten, den Häßlichen, den Kranken und Lahmen. Der Geschlechtsakt wurde hier zum Opfer: von einem Akt des Nehmens in einen Akt des Gebens verwandelt.“
„Er war noch jung, als er in Leichenschauhäuser einbrach und sich an Toten verging.“
„Viele Formen des Fetischismus und Masochismus beruhen auf dem außerordentlichen Lustgewinn, der sich aus der Umwandlung des Ekels in Reiz ergibt“
„Schon früh merkte er, daß Frauen ihn durch Schmusen nicht erregten. Ohne Gewalt ging es nicht.“
„… oder der halunkige Kerl mit den feinen Augen der müsste im Dunklen über mich herfallen und mich dann ohne ein Wort zu sagen gegen die Wand drücken oder ein Mörder irgendwer…“
‚Überall sah man diese dumme Liebe: Pärchen, die sich berührten, heißliefen und nicht an die Folgen dachten …‘
„.. jene Facker, die sich ewig selbst rückprodizieren“
„Da stand der Mann, den sie angefleht hatte, sie zu töten, weil ihre Lust durch keine Wiederholung und Steigerung zu brechen war. Sie hielt die Augen fest geschlossen, um ihn nicht zu sehen.“
„Streicheln, in den Arm nehmen & küssen – körperliche Nähe ist häufig das, was uns in unseren modernen Fernbeziehungen fehlt. Diese Kussmaschine könnte das jetzt ändern!“
„O! let me kiss that hand!“ – „Let me wipe it first; it smells of mortality.“
„Jetzt gibt’s auch Fairtrade-Kondome“
„Sex ist das meist gesuchte Thema im Internet. Die Pornoindustrie macht weltweit mehr Gewinn als die Wirtschaftsgiganten Microsoft, Google, Amazon, eBay, Yahoo und Apple zusammen. In jeder Sekunde werden weltweit über 28.000 Sexseiten angeklickt und 2.300 Euro für pornographische Internetangebote ausgegeben.“
„Man darf sagen, es gibt keinen Vorstellungskreis, der sich der Darstellung sexueller Tatsachen und Wünsche verweigern würde.“
„Künstliche Intelligenz kann mittlerweile auf Knopfdruck Bilder erzeugen. Nicht nur das. Man kann durch DeepFake-Technologie Pornos mit dem Gesicht seiner Bekannten ausstatten, sodass man eine gewünschte Person statt eine[r] normalen »Schauspielerin« im Porno hat. Nutzt ihr das aktiv im Alltag oder seid ihr eher »Old-School«?“
„Das Äußerste an Wollust liefert ein unvergeßliches Modell (wegen der Intensität des Empfindens) für sämtliche anderen Gemütskräfte. Die Intelligenz wünschte sich, sie hätte in ihrem Bereich einen ebenso »letzten« Zustand wie den, der vom Körper gerade erreicht wurde.“
Kognitiver Orgasmus. – »Wenn jemals etwas einer plötzlichen Inspiration glich, so war es die Bewegung, die mich ergriff. Mit einem Schlage fühlte ich mich von tausend Lichtern geblendet: eine Fülle von Ideen drängte sich mir […] mit solcher Gewalt auf, daß ich in eine unbeschreibliche Unruhe geriet. Ich fühlte meinen Kopf von einer Verwirrung ergriffen, die an Trunkenheit grenzte. Eine heftige Beklemmung befällt mich, mein Atem geht schwer, und da ich nicht weiterzugehen vermag, lasse ich mich unter einem Baume nieder. Hier verbringe ich eine halbe Stunde in einer solchen Erregung, daß ich, als ich mich erhebe, meinen Rock von Tränen benetzt finde, ohne gespürt zu haben, daß ich sie vergoß«.
„O wo ist der Genuß, der der Begierde gleicht?“
„Die Maß- und Zügellosigkeit unsrer Begierden übertrifft alle Erfindungen, mit denen wir sie zu stillen versuchen.“
„Man weiß nie, was genug ist, bis man weiß, was mehr als genug ist.“
„Genug kann nie und nimmermehr genügen.“
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„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
„Der Staat ist kein Kunstwerk, er steht in der Welt, somit in der Sphäre der Willkür, des Zufalls und des Irrtums; übles Benehmen kann ihn nach vielen Seiten defigurieren. Aber der häßlichste Mensch, der Verbrecher, ein Kranker und Krüppel ist immer noch ein lebender Mensch; das Affirmative, das Leben, besteht trotz des Mangels, und um dieses Affirmative ist es hier zu tun.“
„Die »Verwirklichung des Sittlichen auf Erden« durch den Staat müßte tausendmal scheitern an der innern Unzulänglichkeit der Menschennatur überhaupt und auch der der Besten insbesondere. Das Sittliche hat ein wesentlich anderes Forum als den Staat; es ist schon enorm viel, daß dieser das konventionelle Recht aufrechthält. Er wird am ehesten gesund bleiben, wenn er sich seiner Natur (vielleicht sogar seines wesentlichen Ursprungs) als Notinstitut bewußt bleibt.“
„Im Kapitalismus haben wir den Staat im eigentlichen Sinne des Wortes, eine besondere Maschine zur Unterdrückung einer Klasse durch eine andere, und zwar der Mehrheit durch eine Minderheit.“
„Von der Natur komme ich aufs Menschenwerk. Die Idee der Menschheit voran, will ich zeigen, daß es keine Idee vom Staat gibt, weil der Staat etwas Mechanisches ist, so wenig als es eine Idee von einer Maschine gibt. Nur was Gegenstand der Freiheit ist, heißt Idee. Wir müssen also auch über den Staat hinaus! – Denn jeder Staat muß freie Menschen als mechanisches Räderwerk behandeln; und das soll er nicht; also soll er aufhören.“
‚Die Kyniker hat Platon, ein Herrschaftsmann, im Auge, wenn er gegen die Gleichsetzung des Amts des Königs mit dem eines gemeinen Hirten und gegen die lose organisierte Menschheit ohne nationale Grenzen als den Schweinestaat eifert.‘
„Unnötig zu erwähnen, dass man dort, wo Menschen in elenden Verhältnissen leben, diese Leidenschaft für die [politische] Freiheit nicht kennt.
„Hört doch mit diesem Staat auf, solang darin Menschen hungern und frieren und ihr schon wieder Kanonen baut, hört doch mit diesen Reden auf, mit diesen Phrasen, sprecht doch nicht mehr von Freiheit, von Frieden, haltet doch euer gottverfluchtes Maul, man erbricht sich doch bei euren Reden….“
„Der Staat ist unsre Planke auf der See“
„Der Zweck des Staates ist Anarchie.“
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„Wir werden geboren mit wilden, uneingeschränkten Trieben. Wenn wir im Zustand eines schreienden Babys zu Erwachsenen würden, dann würde es keine Gesellschaft geben, keine menschlichen Menschen. Wir müssen also an Muster der Triebeinschränkung, der Triebbewältigung gewöhnt werden.“
‚Der Mensch kann’s nicht verleugnen, daß er einst glücklich war, und nach unzähligen Jahren glimmt in uns noch ein Sehnen nach den Tagen der Urwelt, wo jeder die Erde durchstreifte, ehe, ich weiß nicht was, den Menschen zahm gemacht‘
„Der Fülle seiner Möglichkeiten wird der Mensch in zwei Etappen gewahr. Die erste ist beherrscht von Zügellosigkeit, die zweite vom Bewußtsein. Wir müssen uns vor Augen halten, was wir durch das Bewußtsein verlieren. Je mehr wir uns von der Menschlichkeit einfangen lassen, desto mehr stellt sich heraus, daß das klare Bewußtsein eine Abkühlung bedeutet. Wir ermessen die unendliche Verarmung, die mit dem Bewußtsein verbunden ist. Aber darum ist nicht weniger wahr, daß zum Mensch-sein das Bewußt-sein gehört.“
‚Mit Verboten hat die Kultur vor vielen Tausenden von Jahren, die Ablösung vom animalischen Urzustand begonnen. Die Verbote sind noch immer wirksam, sie bilden noch immer den Kern der Kultur-feindseligkeit. Die Triebwünsche, die unter ihnen leiden, werden mit jedem Kind neu geboren.‘
„Laß doch die Angst vorm Ehebett der Mutter.
Es haben viele Menschen schon im Traum
Der Mutter beigelegen.“
„Wäre die Menschheit nicht aus Inzest entstanden, so müßte die Anzahl unserer Vorfahren zu jeder gegebenen Zeit größer als die der gesamt lebenden Menschen gewesen sein.“
„Mit jeder Generation wächst die Zahl der direkten Vorfahren um den Faktor 2. Wenn wir pro Generation 25 Jahre rechnen und 2000 Jahre zurückgehen, haben wir 80 Generationen. Und in jeder von ihnen verdoppelt sich die Zahl der Vorfahren. Da hätte rein rechnerisch (2 hoch 80) jeder von uns Tausende von Trilliarden direkte Vorfahren.“
„… Hektor, du bist mir Vater und hehre Mutter
Und auch Bruder: Du bist mir der blühende Lagergenosse“
“Stellen wir eine Liste aller sexuellen Praktiken auf, so entdecken wir,
daß jede, die heute verboten ist, in einer der Zivilisationen der menschlichen Gesellschaft als gut, recht, schön oder erstrebenswert galt.“
„Jedenfalls hat späterhin alle Zivilisation mit Vorliebe diejenigen Schweine genannt, deren Trieb auf andere Lust sich besinnt als die von der Gesellschaft für ihre Zwecke sanktionierte.“
„Im weitesten Sinne ist nahezu jede Handlung des zivilisierten Menschen eine Ersatzhandlung für einen verdrängten sexuellen Wunsch.“
„Obwohl auch sie in hierarchischen Gesellschaften leben, d.h. ihre Nahrung ihrem Rang und nicht immer ihrem Bedürfnis entspricht, befriedigen Bonobos ihre Triebe, so scheint es, in größerem, gesünderem Maße als menschen. Aber, mal ehrlich, werden sie je Raumschiffe bauen und zum Mond fliegen?“
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„Was hat der technische Fortschritt, wenn er nicht als Fetisch angebetet wird, den menschen gebracht? Sind die gegenwärtigen Zweibeiner zufriedener als die jagenden Sammler vor 10.000 Jahren?“
„Wie soll mensch das wissen können?“
‚Zur Arbeit noch existierender Jäger und Sammler: im Schnitt nur vier Stunden am Tag, und die könne man als Facharbeit bezeichnen; sie sei nur schwer von dem zu unterscheiden, was wir Spielen nennen, und fördere die körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten. Die Nahrungssuche werde ständig unterbrochen: Muße im Überfluß. »Es wird mehr geschlafen als in jeder anderen Gesellschaftsform«.‘
‚Die meisten Ressourcen der frühen Menschen waren nicht jederzeit verfüg-bar und überall lauerten Gefahren, also musste jeder helfen die Gruppe zu ernähren, zu beschützen und die Kinder großzuziehen. Menschen wie die Hadza in Tansania leben noch heute so.‘
„Im Zustand der geringsten geistigen Entwicklung, also der geringsten inneren Lebendigkeit, sind die Menschen am wenigsten empfindlich und deshalb am wenigsten unglücklich. In einem solchen Zustand befinden sich der Primitive und der Wilde. Deshalb ziehe ich den Zustand des Wilden dem des Zivilisierten vor.“
„O daß wir unsere Ururahnen wären.
Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor.
Ein Algenblatt oder ein Dünenhügel,
vom Wind Geformtes und nach unter schwer.
Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel
wäre zu weit und litte schon zu sehr.“
„Wir bewegen uns mehr in unserer zerebralen Sphäre als in unserer sexuellen oder intestinalen oder muskulären. Uns beschäftigen Gedanken, die brennen. Wir kommen auf sie zurück auch während praktischer Tätigkeiten, wir fahren aus dem Schlaf und sie sind sofort wieder da. Es ist fraglich, ob das immer so war, heute ist es jedenfalls die Lage.“
„»Ihr Leben als Jäger und Sammler, sie betrachten es als ein wunderbares und sinnerfülltes«, berichtet der britische Anthropologe James Woodburn nach Gesprächen mit ihnen.“
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„Indigene Völker schützen durch ihr Wissen und ihre Lebensweise rund 80 Prozent der weltweit verbleibenden Biodiversität. Ihr Land und ihre Ressourcen werden ihnen aber gestohlen, und das, obwohl Landraub nach internationalem Recht ein Verbrechen ist. Ihr Überleben ist durch Profit, Gewalt, Krankheiten und Rassismus bedroht.“
„Die UNESCO fördert ein Naturschutzmodell, das indigene Völker schädigt, ausgrenzt und zerstört. Es hat seine Wurzeln in kolonialer Gewalt und rassis-tischem Irrglauben. Während indigene Völker vertrieben und ihre Lebens-weise kriminalisiert wird, werden Tourist*innen willkommen geheißen.“
‚Die Weigerung, am Kulturimperialismus teilzuhaben, reicht nicht aus; das System des Exports von westlichen Werten und Technologien muß aktiv unterlaufen werden, denn das System zielt darauf ab, die Völker der Dritten Welt zu unterjochen, ihre Traditionen und die Bedingungen für eine endogene und autonome Entwicklung zu zerstören, weil die kapitalistische Produktions-weise es verlangt.‘
„Unkontaktierte Völker, weltweit mehr als einhundert, haben Lebensweisen entwickelt, die ausschließlich selbstversorgend und außergewöhnlich vielfältig sind. Die Awá im brasilianischen Amazonasgebiet nutzen z.B. das Harz des Maçaranduba-Baumes um Feuer zu machen. Sie beleuchten damit ihre Häuser und jagen in der Nacht. Sie können Häuser in nur wenigen Stunden bauen – aus Lianen, Blättern und Baumstämmen.“
„SPIEGEL: Und wie sehen Sie die Zukunft der noch vereinzelt bestehenden primitiven Gesellschaften? LÉVI-STRAUSS: Sie sind alle zum Untergang verurteilt, und ich bin tief traurig darüber.“
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„Die Natur lehrt uns, einander aufzufressen; sie gibt uns das Vorbild aller Laster und Verbrechen, welche die Gesittung beseitigt oder verhüllt.“
„Die gefundenen Knochen tragen Schnitte von Steinwerkzeugen, und die Nagespuren passen zu Zähnen der Neandertaler. Solche Funde gibt es im Tal der Rhône, auch in Spanien und Kroatien.“
„Die alten Viti-Insulaner sind dadurch ethnologisch interessant, daß es nur hier und ausschließlich für Menschenfleisch besondere Teller und drei- oder vierzinkige Gabeln aus Holz gab, die mit einer gewissen religiösen Ehrfurcht behandelt wurden.“
„Ist der Schritt von der Pflege des Menschen, wie man sie in den Kranken-häusern beobachtet, zu seiner Schlachtung nicht ein unendlich viel weiterer als der von der Schlachtung zum Aufessen?“
‚»Tatsache ist jedenfalls, daß der ungeheure Gedanke des Weltkriegs nur von einem einzigen Mann unter ungünstigsten Umständen in nur ganz kleinem Maßstabe zu Ende gedacht wurde: von Karl Denke«. Er hat nach dem Ersten Weltkrieg mindestens 30 Menschen geschlachtet und ihr Fleisch gegessen oder auf dem Breslauer Wochenmarkt verkauft.‘
„Der sogenannte Mensch, ein Säugetier, frißt seinesgleichen nicht millionen-, sondern milliardenfach und erkennt sich in seinen Verwandten, seinen Maul- und Magenstopfern, trotzdem nicht wieder.“
„Wovon sie sich wirklich leiten läßt, die Masse, das ist einzig und allein die Suggestion! Wenn Sie mir die Zeitungen, den Rundfunk, die Lichtspiel-
industrie und vielleicht noch ein paar andere Kulturmittel überantworten, so verpflichte ich mich, in ein paar Jahren aus den Menschen [wieder] Menschen-fresser zu machen! Gerade darum braucht die Menschheit ja auch eine starke Führung!“
‚In einer oberflächlich zivilisierten menschheit kann rationales Überzeugen niemals so wirksam sein wie der Appell an das Unbewußte, in dem unter-drückte Triebe auf ihre Befreiung warten.‘
„Wiederholung höhlt den Stein, wie viel mehr das weiche Menschenhirn.“
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„Gegner des Tötens haben keinen Platz im Islam. Unser Prophet tötete mit seinen eigenen gesegneten Händen.“
„Herr, in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner!“
„Das Schwert ist der Schlüssel zum Paradies, das nur für heilige Krieger geöffnet werden kann!“
„Der ewige Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner.“
„Es sind weltweit mindestens 25 Millionen Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriege gestorben.“
„Was hat man denn gegen Krieg? Etwa daß Menschen, die doch einmal sterben müssen, dabei umkommen?“
„Was ist denn schändlich, wenn’s dem Täter nicht so scheint?“
„Schwertzeit, Beilzeit, Schilde bersten
Windzeit, Wolfszeit, bis die Welt vergeht –
nicht einer will des anderen schonen.“
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„Is wie is.“
„Der Mensch ist nicht frei, ein anderer Mensch zu sein als der, der er ist.“
„Was uns an einem unentwirrbaren Problem ärgert, ist nicht so sehr die Unentwirrbarkeit als unser Widerstand gegen sie, das heißt der Wunsch, daß die Dinge anders seien, als sie sind.“
„Wittgensteins Versicherung, daß die Philosophie »alles so läßt, wie es ist« – legt nach meinem Dafürhalten einen akademischen Sadomasochismus an den Tag, eine Selbsterniedrigung und Selbstanklage des Intellektuellen, dessen Arbeit sich nicht auf wissenschaftliche, technische oder ähnliche Ergebnisse beschränkt.“
„Eine Philosophie, in der man zwischen den Seiten nicht die Tränen, das Heulen und das Zähneklappern und das furchtbare Getöse des gegenseitigen allgemei-nen Mordens hört, ist keine Philosophie.“
„Das Leben bildet eine Oberfläche, die so tut, als ob sie so sein müßte, wie sie ist, aber unter ihrer Haut treibt und drängt das Gedärm. Es verlangt nicht nach Neuerungen; es verlangt nach Nahrung.“
„Der Mensch ist eine Organisation der Verzweiflung.“
„Weltweit hungern 2024 etwa 828 Millionen Menschen und viele Millionen mehr leben am Rande einer Hungersnot.“
„Die genaue Zahl der derzeit hungernden Menschen variiert je nach Definition und Quelle, und die Situation ist regional sehr unterschiedlich. Die Aussage, dass 828 Millionen Menschen hungern, ist nicht aktuell und sollte durch differenziertere Informationen ergänzt werden.“ [KI]
„Wir Menschen handeln nach dem Prinzip Logik. Wenn wir hungrig sind, essen wir etwas.“ [Deutsche TV-Reklame 2021]
„Nichts kann ihn besiegen, Ekel kennt er nicht, Angst hat er nicht, Regeln
des Verhaltens lösen sich in nichts auf, Verbrechen werden möglich und begangen: Was ist das?“
„Kennt ihr nicht den Ugolino: die Höllenqualen des Hungers, die eine hemmungslose Grausamkeit bewirken?“
„In einem KZ erbricht ein Häftling sein Essen. »Schnell laufen andere hinzu und klauben die Überreste des Erbrochenen gierig vom Boden und schlingen sie hinunter.«“
„Als er einst auf dem Markte Onanie trieb, sagte er: »Könnte man doch den Bauch auch so reiben, um den Hunger los zu werden.«“
„Just Eat. App herunterladen und bequem bestellen.“
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„Der Mensch ist das vorausschauende, verständige, einfühlungsfähige, von planender Vernunft erfüllte Lebewesen.“
„Wie um alles in der Welt konnte eine Gesellschaft so offenkundig katastro-phale Entscheidungen treffen, alle Bäume zu fällen, auf die sie angewiesen war?“
„Ich habe aber nicht das geringste Vertrauen in die Institutionen meines Landes.“
„Würde all das gefrorene Wasser in der Antarktis schmelzen, stiege der Meeresspiegel um rund 60 Meter an.“
„Die Erde war mehr als einmal eine rundum vereiste Kugel.“
„99 Prozent des Universums sind unsichtbar.“
„Die Stringtheorie könnte eine Weltformel für unser Universum liefern – doch leider bietet sie Abermilliarden möglicher Lösungen.“
„Enzyme reparieren tagtäglich 60.000 defekte menschliche Zellen.“
„Beteigeuze hat einen Durchmesser von mehr als 1 Milliarde km.“
„Jeder Milliliter Dickdarm enthält knapp 1011 Mikroorganismen.“
„Augen sind in der Evolution mehr als 40mal unabhängig von einander entstanden.“
„In einer Sekunde umkreist ein Elektron seinen Atomkern 8.000 Billionen mal.“
„Der karibische Tabakbarsch wechselt bis zu 20 mal am Tag sein Geschlecht.“
„Leichter wird der mensch zu einem 100%igen Schimpansen als dieser zu einem menschen. Oder ist es umgekehrt?“
„Das Schmelzen des polaren Meereises ermögliche doch auch »neue Fischfangmöglichkeiten« und zusätzlichen Rohstoffabbau.“
„Über die Grenzen des Wachstums werde seit 50 Jahren diskutiert. Der Mensch sei aber trotz aller Warnungen nach wie vor in Konsumlaune. »Und das ist der Untergang«.“
„Die Menschheit hat seit 1970 etwa 60 Prozent aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien ausgerottet. Das steht im Living Planet Report des WWF, an dem 59 führende Wissenschaftler beteiligt waren.“
„Achtung! Die Menschheit ist kein Subjekt; es ist das allgegenwärtige und dadurch nahezu unsichtbare System, in das menschen hineingeboren werden und in dem sie bis zu ihrem Tod als Gefangene leben, aber auch das System ist kein handelndes Subjekt, es sei denn in sprachlichen Sätzen …“
„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht
aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar
vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.“
„Brain: an apparatus with which we think we think.“
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„Man verweist Regenten, Staatsmänner, Völker vornehmlich an die Belehrung durch die Erfahrung der Geschichte. Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.“
„Machen die Menschen wirklich Erfahrungen? Sie sind wie Vögel, die sich immer wieder in denselben Netzen fangen lassen, in denen man schon hundertausend Vögel ihrer Art gefangen hat.“
„Weder Seele noch Gehirn des Menschen haben in historischen Zeiten erheblich zugenommen, die Fähigkeiten waren längst komplett“
„Die Triebausstattung des Menschen hat sich seit der jüngeren Steinzeit nicht geändert – wir werden von Steinzeitmenschen regiert.“
„Ökonomen und Soziologen haben das Prinzip des Traditionalismus den feudalen Gesellschaftsformen zugeordnet und das der Rationalität den bürgerlichen. Das sagt nicht weniger, als daß Erinnerung, Zeit, Gedächtnis von der fortschreitenden bürgerlichen Gesellschaft selber als eine Art irrationaler Rest liquidiert wird.“
„Wenn die Menschheit der Erinnerung sich entäußert und sich kurzatmig erschöpft in der Anpassung ans je Gegenwärtige, so spiegelt sich darin ein objektives Entwicklungsgesetz.“
„Die Menschen werden von der Gegenwart viel stärker beeinflußt als von der Vergangenheit, und wenn sie in der Gegenwart ihren Vorteil finden, freuen sie sich dessen und verlangen nichts weiter“
„Angenommen, die maßlose Umwandlung, deren Zeugen wir sind, die wir erleben und die uns umtreibt, entwickle sich weiter, richte vollends zugrunde, was noch an Bräuchen übrig geblieben ist, bringe Bedürfnisse und Mittel des Lebens in völlig anderen Fug – dann wird das zu etwas ganz Neuem gewor-dene Zeitalter bald Menschen in seinem Schoße austragen, die durch keiner-lei Gewöhnung des Geistes mehr mit der Vergangenheit verbunden sein werden.“
„In unserer Zeit hat die Vergangenheit einfach aufgehört zu existieren – vielleicht, weil sich zu vieles zu schnell verändert.“
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„Es fehlen heute weitgehend soziale Möglichkeiten der Individuation, weil die allerrealsten, nämlich die Arbeitsprozesse, gar nicht mehr die spezifisch indi-viduellen Eigenschaften erfordern.“
„Alle gegenwärtigen Gesellschaftsordnungen, ganz gleich, ob kapitalistische oder sozialistische, führen nicht zur Befreiung, sondern zum »Niedergang der des Individuums«.“
„Die Individualität wird eine immer geringere Rolle spielen. Durch die sich entfaltende Macht der Technik, das Wachstum der Bevölkerung, die unaufhalt-same Umstrukturierung der einzelnen Völker in straff organisierte Gruppen, scheint mir die totale Verwaltung der Welt unausweichlich geworden zu sein.
Ich glaube, daß die Menschen ihre Kräfte in ihr nicht frei werden entfalten können, sondern sich an rationalistische Regeln anpassen werden, so daß sie ihnen schließlich instinktiv gehorchen. Die Menschen dieser zukünftigen Welt werden automatisch handeln: bei rotem Licht stehen, bei Grün marschieren.“
„Vor allem Technologieunternehmen, aber auch Giganten aus den Bereichen Energie und Pharma prägen das tägliche Leben von Milliarden von Menschen durch ihre Produkte und Dienstleistungen.“
„Fortschritt nennen wir den erbarmungslosen Prozeß des Mehr und Mehr, Größer und Größer, Schneller und Schneller, der immer gigantischerer Verwaltungsapparate bedarf, um nicht im Chaos zu enden.“
‚Sah Tocqueville die überfüllten Millionenstädte in den Wohlfahrtsstaaten reicher Industriegesellschaften voraus, meinte er die Zustände, die eintreten würden, wenn alles Politische von den riesigen Apparaturen der Daseins-verwaltung aufgesogen sein würden?‘
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„Angesichts einer Globalisierung, die sich über entgrenzte Märkte durchsetzt, erhofften sich viele von uns eine Rückkehr des Politischen in anderer Gestalt – nicht in der Hobbistischen Ursprungsgestalt des globalisierten Sicherheits-staates, also in den Dimensionen von Polizei, Geheimdienst und Militär, sondern als weltweit zivilisierende Gestaltungsmacht. Im Augenblick bleibt uns nicht viel mehr als die fahle Hoffnung auf eine List der Vernunft und ein wenig Selbstbesinnung.“
“Die Oligarchen des globalisierten Finanzkapitals entscheiden jeden Tag, wer auf diesem Planeten das Recht hat zu leben und wer dazu verdammt ist [früh] zu sterben. Die Merkmale dieser Politik sind extremer Pragmatismus und eine Vielzahl innerer Widersprüche. Im Inneren dieses Systems bekämpfen sich feindliche Fraktionen. Es ist in seiner Gesamtheit von unerbittlicher Konkurrenz geprägt. Untereinander liefern sich die Herrscher der Welt fortwährend homeri-sche Schlachten. Ihre Waffen sind Zwangsfusionen, Unternehmensverlage-rungen, feindliche Übernahmeangebote, Errichtung von Oligopolen,Vernichtung von Gegnern durch Dumpingpreise oder Desinformationskampagnen”
„Je nach Ort, an dem du auf diesem Planeten groß wirst, entscheidet das kapitalistische System über deine Existenz. Es ist extrem giftig, lebens-gefährlich für die Natur und für die Menschen. Und es liegt in seinem ureigenen Interesse, die Menschheit zu spalten, in die einen, die Bewohner der Wohlstandsinseln, die hinters Licht geführt und eingeschläfert werden, und in die anderen, die wehrlosen Völker des Südens, die in Leid und Not gestürzt werden.“
„Die menschen der Wohlstandsinseln sind eigentlich Flugtiere. Ihre Sorgen kreisen Tag und Nacht um ihr Wohlbefinden: ihre Löhne, ihre Hochhäuser, ihre Socken, ihre Stereoanlagen, ihre Verdauungswege, ihre Wellness-Kuren, ihre Urlaubsstrände, ihre Bio-Sorgen, ihre Geschlechtsorgane, ihre Lustgewin-nungskünste und neuerdings auch wieder um Fliegeralarm, Luftschutzkeller und Lebensmittelkarten.“
„Nach Angaben des Bundesinnenministeriums gibt es in Deutschland von ursprünglich 2.000 öffentlichen Schutzräumen aktuell noch 579 mit rund 480.000 Schutzplätzen.“
„Gegen moderne Waffen kann keine Stadt geschützt werden. Dutzende würden jeden Tag zerstört werden. Billiger und im besten Sinn menschlicher wäre ziviler Widerstand, der erlernt werden muß.“
„Ich aber – lernt ich doch jüngst erst, man dürfe
Den Feind nur soweit hassen, als er Freund
Kann werden, und dem Freund nur soweit helfen,
Als blieb nicht stets er’s.“
„Viele Hülfe wurde [in Leiden] geleistet. Obgleich Krieg zwischen England und Holland war, so kamen doch von London ganze Schiffe voll Hülfsmittel und große Geldsummen für die Unglücklichen, und das ist schön – denn der Krieg soll nie ins Herz der Menschen kommen. Es ist schlimm genug, wenn er außen vor allen Thoren und vor allen Seehäfen donnert.“
„Auch Feinde sind menschen, die zu Menschen werden sollen. Erziehen wir sie durch die Waffen des zivilen Widerstands!“
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„Die Weltwirtschaft kennt keine Staatsgrenzen mehr. Die multinationalen Konzerne wandern dahin ab, wo Land und Arbeitskräfte billig, Umwelt-auflagen und Steuern gering sind. Ihre Macht entzieht sich damit weitgehend nationaler Kontrolle. Insbesondere Bestimmungen und Regelungen zum Schutz der Natur oder der menschlichen Gesundheit können so umgangen werden.“
‚»Wir müssen dem Nationalstaat keine Träne hinterherweinen.« Schließlich habe auch der Kapitalismus […] inzwischen die Grenzen des Nationalstaats überwunden. Seine Einbettung kann der Nationalstaaat nur im entsprechend größeren Rahmen transnationaler Institutionen finden.‘
„Nationalismus ist überholt und aktuell zugleich. Überholt, weil angesichts der zwangsläufigen Verbindung von Nationen zu Großblöcken unter der Suprematie der mächtigsten, wie sie allein schon die Entwicklung der Waffen-technik diktiert, die souveräne Einzelnation, zumindest im fortgeschrittenen kontinentalen Europa, ihre geschichtliche Substantialität eingebüßt hat.“
„Die Souveränität der Nationalstaaten schmilzt dahin wie die Schneemänner im Frühling, weil das Finanzkapital ihnen seinen Willen diktiert. Es gibt keine Hoffnung auf eine Wiederauferstehung der Staaten oder gar der UNO. Die UNO ist eine Ruinenlandschaft.“
„Die Idee der Nation, in der einmal sich die wirtschaftliche Einheit der Interessen freier und selbständiger Bürger gegenüber den territorialen Schranken des Feudalismus zusammenfaßte, ist selbst, gegenüber dem offensichtlichen Potential der Gesamtgesellschaft, zur Schranke geworden.“
„Die psychologisch eminent besetzte Idee der Nation wird politisch benötigt als wirksamstes Mittel, die Menschen zur Insistenz auf objektiv veralteten
Verhältnissen zu bringen. Daher, als ein sich selbst nicht ganz Gutes, absichts-voll Verblendetes, hat er heute die fratzenhafte Züge angenommen. Sie haben ihm, der Erbschaft barbarisch primitiver Stammesverfassungen, freilich nie ganz gefehlt.“
‚Für den endgültigen Horiziont der menschlichen Geschichte hatte er eine Überzeugung, die er auf jedem der Weltbank-Seminare verkündete: Stateless global governance – Verwaltung der Welt ohne Staat. Im Klartext hieß das: Vertrauen wir auf die Selbstregulierung des von allen Einschränkungen befrei-ten Weltmarktes. Oder auch: Beseitigen wir jede öffentliche Kontrollinstanz im Wirtschaftsleben.‘
‚Fehlentwicklungen haben jedoch dazu geführt, dass die […] Wohlstands-gewinne der Globalisierung im Wesentlichen nur einer Minderheit von Ländern und Menschen zugute gekommen sind und demgegenüber der Abstand zwischen Arm und Reich, in vielen Regionen auch die Armut oder der Raubbau an den Naturressourcen in den 90er Jahren zugenommen haben.‘
„Wie ist es zu dem paradoxen Verhältnis von uferlosem Reichtum und verhee-render Armut gekommen? Warum gibt es in den Vereinigten Staaten mehr Armut als in jedem anderen entwickelten Land?“
„Waren die »Fehlentwicklungen« nicht Ziele?“
„In der Wirtschaft geht es nicht gnädiger zu als in der Schlacht im Teutoburger Wald.“
„Scheiß was auf die Welt! Die jetzt leben, die in den reichen Ländern, denen muß geholfen werden. Schließlich sind die es doch, die den Reichtum erwirt-schaftet haben. Alle andern, die Millionen und Milliarden in den kaputten Staaten, die keine sind, befinden sich sowieso in einer Schieflage. Die sollten sich lieber fragen, was sie verkehrt gemacht haben: warum sie sich in dieser beschissenen Lage befinden.“
„Kapitalismus: Was dagegen?“