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Große Auszeichnung für die Pflege am Universitätsklinikum Heidelberg: Das Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM) hat den Landespflegepreis Baden-Württemberg gewonnen. Gewürdigt wird das innovative Projekt „Angehörigenintegration in der kinder- und jugendpsychiatrischen Pflege“, das Eltern und Familien psychisch erkrankter Kinder gezielt unterstützt und die Rolle der Pflege im interdisziplinären Behandlungsteam stärkt. Mit dem Landespflegepreis würdigt die Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BLFK) Projekte, die Pflege neu denken und nachhaltig weiterentwickeln.
Pflege stärkt Familien
„Herzlichen Glückwunsch an das Team aus dem ZPM. Die Initiative unserer Pflegenden zeigt eindrucksvoll, wie Pflege Verantwortung in psychosozialen Behandlungsprozessen übernehmen und Familien nachhaltig stärken kann“, sagt Yvonne Dintelmann, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Heidelberg.
Eltern psychisch erkrankter Kinder sind oft stark belastet. Viele stoßen im Alltag an ihre Grenzen. Das Heidelberger Projekt reagiert darauf mit einem neuen, pflege-geleiteten Beratungsansatz, der Familien in schwierigen Lebenssituationen stärkt. Speziell geschulte Pflegefachpersonen bieten systemische Elternberatung, Angehörigengruppen und Ernährungsberatung an. Ziel ist es, familiäre Dynamiken zu verbessern, Druck herauszunehmen und so die psychische Stabilität der Kinder zu fördern.
„Viele unserer jungen Patientinnen und Patienten leiden zum Beispiel unter Angststörungen, die oft zu Schulverweigerung führen“, erklärt Katrin Häcker, Gesundheits- und Krankenpflegerin und systemische Elternberaterin. „Eltern neigen dann z.B. manchmal dazu, aus Überfürsorge oder Angst Druck aufzubauen, was das Kind zusätzlich belastet und den Schulbesuch erschwert. Ziel der Beratung kann sein, diesen Druck abzubauen, eigenen Ängste zu verstehen und Impulse zu erhalten, wie die Eltern ihre Kinder in der schwierigen Situation mit Verständnis und Ruhe unterstützen und begleiten können.“
Neue Rolle der Pflege im Behandlungsteam
Für das Projekt gab es eine eineinhalbjährige Inhouse-Weiterbildung zur systemischen Elternberatung. Seither können Familien in der Ambulanz, der Tagesklinik und auf Station gezielt Beratungsgespräche in Anspruch nehmen. Behandelnde verweisen auf das Angebot, wenn im familiären Umfeld besondere Belastungen sichtbar werden.
Das Modellprojekt zeigt, wie die Pflege eine Brückenfunktion zwischen Therapie und Familienalltag übernehmen kann. „Die Pflegenden bringen einen eigenen, wertvollen Blick auf die Familien mit“, betont Anja Kemptner, Bereichsleitung Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin. „Wenn mehrere Professionen gemeinsam auf eine Familie schauen, erhöht das den Therapieerfolg – und stärkt die Familien nachhaltig.“
Hohe Resonanz und positive Wirkung
Die Resonanz auf das Angebot ist positiv: Zahlreiche Eltern haben die Beratung bereits dankbar angenommen. Sie empfinden die Gespräche als entlastend, hilfreich und oft als Wendepunkt im Umgang mit schwierigen Alltagssituationen. Auch die Mitarbeitenden berichten von einem Perspektivwechsel und einer Stärkung der eigenen fachlichen Rolle.