/ von Peter Pausch /
„Wenn die Gesellschaft so fortfährt,
wird in zweitausend Jahren nichts mehr sein,
kein Grashalm, kein Baum;
sie wird die Natur aufgefressen haben.“
Gustave Flaubert (1821-1880)
„Irrte Flaubert?
Teil 2
Teil 1 finden Sie hier: „Irrte Flaubert?“ Teil 1
„Ich zweifle in der Tat,
ob Humanität
eine natürliche oder angeborene Eigenschaft ist.“
Charles Darwin
„Nach der biologischen Abstammungstheorie sind alle Menschen mit allen anderen Lebewesen auf der Erde verwandt.“
„Ob Spinne oder Ratte, Regenwurm oder Haifisch, Schimmelpilz oder Tulpe, Darmbakterium oder Mensch: Sie alle benutzen den gleichen genetischen Code und produzieren ihre Eiweisse nach demselben Prinzip. Das legt die Vermutung nahe, dass alle Lebewesen von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.“
„Biologen nehmen an, dass alle heute lebenden Organismen von LUCA (Last Universal Common Ancestor) abstammen. Er könnte ein primitives zellähnliches Gebilde mit einem rudimentären Stoffwechsel gewesen sein, das sich vor etwa 4 Milliarden Jahren in den heißen, Schwefel und Eisen enthaltenden Urozeanen gebildet hat.“
„Charnia, eine Gattung fossiler Lebewesen, wird tatsächlich als ein möglicher Kandidat für das erste Tier angesehen. Es hatte ein farnblattähnliches Aussehen und lebte im Meer vor etwa 550 Millionen Jahren. Die Fossilien zeigen ein Wachstumsmuster, das als tierisch interpretiert wird.“
‘Vor mehr als 700 Millionen Jahren bilden sich aus den Einzellern mehrzellige Organismen. Ihr Zellverband wird durch Kollagen unterstützt, ein Eiweiß, das aus vielen ineinander verdrehten und dicht gewickelten Fasern besteht. Sie besitzen eine größere Zugfestigkeit als Stahl. Kein anderes Eiweiß kommt im menschlichen Körper häufiger vor.“
„Ohne Kollagen kein aufrechter Gang auf dem Drahtseil des Lebens.“
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„Hätte eine erste Zelle nicht damit begonnen, ihren Bruder zu fressen, dann wären wir alle Pflanzen geblieben.“
„Geschlechtshunger ist wahrscheinlich eine mehr als nur metaphorische Beschreibung der Sexualität. Die Protozoen, von denen alle irdischen Lebewesen abstammen, pflegten einander bei der Kopulation zu absorbieren, gewissermaßen gegenseitig aufzuzehren. Zweifellos geht der Wunsch, sich mit dem Geschlechtspartner völlig zu vereinigen, mit ihm »eins zu werden«, auf diese physiologische Erinnerung zurück.“
„Metamorphose ist in allem […] Der Kopf – nichts anderes wie ein Wirbelbein.“
„Jeder Zustand der menschlichen Seele hat irgendeine Parabel in der physischen Schöpfung.“
‘Der Name [Asmat] weist auf eine symbolische Verwandtschaft zwischen Menschen und Pflanzen hin: Wurzeln, Reifung und Früchte entsprechen den Füssen, dem Wachstum und dem Kopf des Menschen.’
“Eichen haben es in mitteleuropäischen Wäldern schwer, denn hier ist die Heimat der Buche. Diese ist zwar unglaublich sozial eingestellt, allerdings nur gegenüber Artgenossen. Fremde Bäume werden massiv bedrängt, damit sie weichen.”
‘Ursprünglich und im Ganzen ist die Welt eine Pflanze, und soll auch wieder ganz Pflanze werden.’
„Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen gemacht, und Vieles ist in euch noch Wurm.“
„Der Hecht rückt von seinesgleichen möglichst weit ab. Denn der größere verschlingt den kleineren.“
“Kannibalismus ist eine Form der Nahrungsaufnahme, die bei fast allen Tierstämmen nachgewiesen wurde.”
„Über die Geschlechtslust – die Sehnsucht nach fleischlicher Berührung – das Wohlgefallen an nackenden Menschenleibern. Sollte es ein versteckter Appetit nach Menschenfleisch sein?“
„Widerhaken führen beim Zurückziehen des Penis zu einem krampfartigen Schmerz, der bei der Katze den Eisprung auslöst.“
„Lust ist eine späte Errungenschaft, kaum älter als das Bewußtsein.“
‘Wenn man verstanden hat, daß der mensch, phylogenetisch betrachtet, nicht ein einziges, sondern viele Tiere zugleich ist, wird seine Angst vor seinen Artgenossen verständlich.’
„Man gelange dahin, [nicht andere, sondern] sich selbst zu fürchten …“
‘Die Tiefenperson untergliedert R. in »Leben in mir«, »Tier in mir«, »Kind in mir«. Diese früheren Stufen werden nicht etwa durch spätere abgelöst oder ersetzt, sondern überlagert. Das »Es«, das »Unbewußte«, müsse wie ein selbständiges Lebewesen betrachtet werden, das sich in zahllosen Fällen unmittelbar auslebt.’
„Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, — als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier.“
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„Genetisch gesehen sind wir zu 60 Prozent Bananen, zu 80 Prozent Kühe und zu 99 Prozent Schimpansen. Warum sollte dieses letzte Prozentchen so viel ausmachen? Die unbequeme Wahrheit lautet, dass auch wir, die Tiere, die sich als so ganz besonders empfinden, das Ergebnis eines blinden Prozesses namens Evolution sind.“
„Sich selbst überlassen, in dem Spiel von allem mit allem, strebt die Wechselwirkung der Moleküle wie die der Tierarten merkwürdigerweise nach oben. Das ist das große Wunder in diesem Kosmos. Wenn eine Reihe von Arten in einem gemeinsamen Lebensraum über Jahrmillionen zusammenlebt, so beeinflussen sie einander stets in Richtung einer Aufwärtsentwicklung.“
„Ein allgemeiner Trieb zur Höherentwicklung in der Tier- und Pflanzenwelt läßt sich gewiß nicht feststellen, wenn auch eine solche Entwicklungsrichtung unbestritten bleibt.“
„Aber einerseits ist es vielfach nur Sache unserer Einschätzung, wenn wir eine Entwicklungsstufe für höher als eine andere erklären, und anderseits zeigt uns die Wissenschaft des Lebenden, daß Höherentwicklung in einem Punkte sehr häufig durch Rückbildung in einem anderen erkauft oder wettgemacht wird.“
‘Durch eine Punktmutation, den Austausch eines einzigen Basenpaars im Gen ARHGAP11B, kam es zu einer dreifachen Vergrößerung des menschlichen Gehirns: nicht nur die Stammzellen, auch die Nervenzellen vermehrten sich. Die fettreiche Masse wurde so groß, daß sie sich falten mußte, um in den Schädel zu passen.’
‘Daß das jüngere menschliche Gehirn mit seinen 800 Billionen Synapsen, seinen Modulen, Clustern und Pfaden, seinen synchronen Oszillationen und arealübergreifenden Rhythmen sehr viel mehr Informationen verarbeiten kann als das ältere, sehr viel kleinere, war in Zeiten dramatischer Klimaveränderungen ein großer Vorteil. Und heute? Wie groß müsste es heute sein, um das mit seiner Hilfe bewirkte Desaster in eine Ordnung zu bringen, die sein Überleben garantieren würde?’
‘Es ist noch nicht lange her, da war die Menschheit noch die Unsterblichkeit der sterblichen Menschen.’
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„Der Begründer der Evolutionstheorie war überzeugt, dass die Wechselwirkung von Mutation und Selektion ein langsamer Prozess ist, der Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen dauert.“
„Die Forscher analysierten das Erbgut in den Mitochondrien einer Gruppe von Hühnern […] Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass sich dort in den vergangenen 50 Jahren zwei Mutationen ereignet hatten. »Bisher galt als sicher, dass sich das mitochondriale Erbgut in einer Million Jahre um höchstens zwei Prozent verändert«, schreiben die Forscher. Ihre Entdeckung belege, dass es 15-mal so schnell geht.“
„Die meisten Arten verändern sich kaum noch, weil ihre Eigenschaften bereits im Optimum sind. In diesem Fall wirke eine stabilisierende Selektion, und man sehe deshalb keine Unterschiede.“
„Das gehört zu den größten Rätseln der Geschichte des Lebens: Warum hat die Evolution während der letzten Hunderte von Jahrmillionen für Tiere keine weiteren grundsätzlich neuen Körperbaupläne hervorgebracht? Aus welchem Grunde sind die damals entstandenen dermaßen beständig?“
„… wie sonst das Zeugen Mode war, Erklären wir für eitel Possen. Wenn sich das Tier noch weiter dran ergetzt, So muß der Mensch mit seinen großen Gaben Doch künftig höhern, höhern Ursprung haben.“
„Ob aber die langfristige Entwicklung auch zu einer genetischen Reform der Gattungseigenschaften führen wird – ob eine künftige Anthropotechnologie bis zu einer expliziten Merkmalsplanung vordringt; ob die Menschheit gattungsweit eine Umstellung vom Geburtenfatalismus zur optionalen Geburt und zur pränatalen Selektion wird vollziehen können – dies sind Fragen, in denen sich, wie auch immer verschwommen und nicht geheuer, der evolutionäre Horizont vor uns zu lichten beginnt.“
‘Wenn also ein Mensch nach eigenen Präferenzen in die Zufallskombination von elterlichen Chromosomensätzen eingreifen: einen anderen Menschen nach eigenem Belieben in seinem Sosein festlegen würde, müsste er dann nicht zugleich jene Freiheiten zerstören, die unter Ebenbürtigen bestehen, um ihre Verschiedenheit zu sichern?’
„In Großbritannien wurden acht gesunde Babys geboren, die Mitochondrien einer Spenderin in sich tragen. Ihre Zellen enthalten dadurch die DNA von drei Menschen. Möglich machte dies eine spezielle künstliche Befruchtung, bei der Forscher die Kern-DNA des Embryos in eine entkernte Spender-Eizelle einsetzten. Dieser Mitochondrien-Austausch soll die Kinder vor schweren Erbkrankheiten durch die mutierte DNA ihrer mütterlichen Mitochondrien bewahren.“
„Miere und Tenschen sollen verboten bleiben. – Der deutsche Ethikrat will die biologische Trennung von Mensch und Tier aufrechterhalten. Trotzdem gibt es derzeit schon sehr viele Mischwesen, z.B. die transgene Ziege, die mit ihrer Milch ein menschliches Protein ausscheidet; es wird als Arzneimittel genutzt. In der Parkinson-Forschung hat man versucht, die Krankheit durch die Transplantation von menschlichen Stammzellen in das Gehirn von Mäusen zu stoppen. Dies wurde auch schon mit Primaten gemacht. Die dritte Gruppe von Mischwesen sind die sogenannten Zybride. Sie entstehen, wenn beim Klonen der Zellkern einer menschlichen Körperzelle in die Hülle einer tierischen Eizelle übertragen wird. Mit dieser Methode möchten die Forscher embryonale Stammzellen mit menschlichen Eigenschaften herstellen.“
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“Einem Affen fehlen nur drei Haare, und er wäre ein Mensch.”
„Viele Affekte des Schimpansen scheinen auch die des menschen. Mit seinen sprachlichen und technischen Mitteln lebt mensch sie auf eine so groteske Weise aus, daß die Schimpansen sich im menschen nicht wiedererkennen würden, wenn sie sich zuvor mit ihm verwandt gefühlt hätten.“
„Der mensch ist ein blutiger Anfänger und zugleich, so wird behauptet, ein von künstliche Intelligenz ersetzbares Auslaufmodell.”
„Das Gehirn des menschen ist dreimal so groß wie das eines Schimpansen.“
“Die Tiere sind keine menschen und ob diejenigen Tiere, die sich »Menschen« nennen, solche je werden, steht, so scheint es, nicht in ihren Genen.”
„Bestärkt durch Genanalysen, fordern US-Forscher die Gleichstellung von Mensch und Schimpanse. Bruder Affe sowie einige als äffisch verschriene Vorfahren sollen in die Gattung Homo aufgenommen werden.“
„Schon Linné habe Mensch und Schimpanse in der Gattung Homo zusammenfassen wollen. Nur aus Furcht vor der Kirche habe er darauf verzichtet.“
„Die Schimpansen zeigen uns, was es bedeutet, Mensch zu sein.«“
„Jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin.“
„Das fehlende Glied zwischen Affe und Mensch sind wir selbst.“
„Weder ganz Mensch noch ganz Schimpanse? Also Menschimpanse?“
„Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe, als irgend ein Affe.“
„Die Animalität im Menschen nicht nur anzuerkennen, sondern in der Animalität das Wesen des Menschen zu behaupten: das ist der […] entscheidende Gedanke, […] vor dem der ganze Rest der modernen Philosophie zur Heuchelei herabsinkt.“
„Der Mensch – (k)ein gewöhnliches Tier.“
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„Zwei Gefahren hören nicht auf die Welt zu bedrohen: die Ordnung und die Unordnung.“
„Eine Verwaltung ist entweder bürokratisch oder dilettantisch.“
“Zhao Gao war der oberste Berater des zweiten Qin-Kaisers. »Auf den Hirsch zeigen und ihn als Pferd ausgeben«. Zhao Gao versuchte die volle Kontrolle über die Regierung zu bekommen und testete die Loyalität der Beamten, indem er einen Hirsch bringen ließ und diesen als Pferd bezeichnete. Die Beamten, die sich weigerten, den Hirsch als Pferd zu bezeichnen, wurden eliminiert.“
„Rasputin protegierte jene Kandidaten, die er für die käuflichsten hielt. Von der tausendjährigen Erfahrung des Bauern ausgehend, war er der Meinung, die Käuflichkeit einer Amtsperson sei die einzige Garantie für ihre Menschlichkeit, denn je redlicher ein Bürokrat, desto unmenschlicher, grausamer und unzugänglicher ist er auch.“
„Die Expansionspolitik des imperialistischen Zeitalters bediente sich zweier, innerhalb der europäischen Geschichte durchaus neuer Herrschafts- und Organisationsprinzipien: Sie führte den Rassebegriff in die innenpolitische Organisation der Völker ein […] und sie setzte an die Stelle der vorimperialistischen Kolonialherrschaft die geregelte Unterdrückung, die wir Bürokratie nennen.“
„Die Kopfjagd war kein offener Kampf, sondern geschah meist aus dem Hinterhalt. Im Einflußbereich moderner Verwaltungen wurde sie unterdrückt und ist im Verlauf des 20. Jhd. nahezu vollständig verschwunden.“
„Die Entwicklung »moderner« Verbandsformen auf allen Gebieten (Staat, Partei, Wirtschaftsbetrieb, Interessentenverband, Verein, Stiftung und was immer es sei) ist schlechthin identisch mit Entwicklung und stetiger Zunahme der bureaukratischen Verwaltung. Man darf sich durch alle scheinbaren Gegeninstanzen nicht einen Augenblick darüber täuschen lassen, daß alle kontinuierliche Arbeit durch Beamte in Bureaus erfolgt. Unser gesamtes Alltagsleben ist in diesen Rahmen eingespannt.“
„Der Funktionär ist ein Spezialist in der Zivilisations-Apparatur. Sein Ehrgeiz treibt ihn dazu, sich mit seinen Funktionen zu identifizieren. Es erfolgt eine Aufspaltung der Persönlichkeit in ein Funktionärswesen und einen mehr oder weniger rasch verkümmernden Restmenschen. Das Funktionärswesen ist imstande, Dinge zu vollziehen, die von äußerster Unmenschlichkeit sind und dadurch eine totalitäre Staatsführung ermöglicht.“
“Er hat sich niemals vorgestellt, was er eigentlich anstellte. Diese schiere Gedankenlosigkeit und absolute Unfähigkeit, die Dinge einmal von der Seite des anderen zu sehen, hat er während des Prozesses immer wieder gezeigt: eine unheimliche Unfähigkeit zu jeder Form der Dialektik, zum Erfassen von Alternativen. Nicht irgendwelche sadistischen Urmotive, sondern diese vorstellungslose Achtlosigkeit ließen ihn zu einem Verwaltungsmassenmörder werden.“
„Der manipulative Typ ist heute wohl die Personifizierung des gesellschaftlichen Lebensstils; er stellt das dar, was unsere auf funktionelle Rationalität angelegte Gesellschaft kultiviert: er behandelt alles nur unter dem technischen, dem organisatorischen Aspekt; er besetzt nicht Objekte, sondern »Vollzugsformen« libidinös und unterscheidet sich vom klassischen Autoritären insbesondere durch extremen Narzißmus und Hohlheit. Er ist der perfekte Funktionär.“
„Die rein bureaukratische […] aktenmäßige Verwaltung ist nach allen Erfahrungen die an Präzision, Stetigkeit, Disziplin, Straffheit und Verläßlichkeit […] rationalste Form der Herrschaftsausübung.“
„Sexualität, als unmittelbares Begehren, macht alles zum Aktionsobjekt und damit gleich. Etwas von solcher sexuellen Rohheit, der Unfähigkeit zu unterscheiden, lebt in den großen spekulativen Systemen des Idealismus und kettet deutschen Geist und deutsche Barbarei aneinander.“
„Bürokratie ist die Herrschaft der Niemande und aus eben diesem Grund vielleicht die am wenigsten menschliche und grausamste Herrschaftsform.“
„Deutschland ist die Heimat des Holocaust.“
„Schnell, schnell!“
„Raus, raus!“
„Ohne Bürokratie kein Holocaust.“
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„Hat es je eine Herrschaft gegeben, die den Herrschenden nicht natürlich schien?“
„Wir glauben nämlich, daß der Mensch allezeit nach dem Zwang der Natur überall dort, wo er die Macht hat, herrscht. Wir haben dieses Gesetz weder aufgestellt noch als bestehendes zuerst befolgt, als gegeben haben wir es übernommen und werden es als ewig gültiges hinterlassen; wir befolgen es in dem Bewußtsein, daß auch ihr oder andere, die dieselbe Macht wie wir errungen haben, nach demselben Grundsatz verfahren würden.“
„Gerne nähm’ ich sie an, wenn Zeus sie schenkte, die Herrschaft! Oder meinst du, es sei das Schlechteste unter den Menschen? Wahrlich, es ist nichts Schlechtes, zu herrschen; des Königes Haus wird Schnell mit Schätzen erfüllt, er selber höher geachtet!“
“Unter Königen, Völkern, Einzelnen gibt sich der Starke Rechte über den Schwachen, und dieselbe Regel gilt bei den Tieren und unbeseelten Wesen, so daß alles in der Welt durch Gewalt geschieht. Und dieses Gesetz, das wir mit einem Anschein von Recht tadeln, ist das allgemeinste, absoluteste, unveränderlichste und älteste aller Naturgesetze.”
„Was heißt eigentlich Gewalt, wo beginnt sie, was bestimmt ihr Wesen? Auch Geburt ist Gewalt, auch Eiszeit ist Gewalt. Auch Tierschlachten ist Gewalt. Verbrecher ausrotten ist Gewalt. Jeder Verkehrspolizist ist Gewalt. Jede Ordnung ist Gewalt. Also das Nicht-Sanfte und Nicht-Kontemplative ist vorhanden und geht seinen Weg, und von da ist nur ein Schritt zu der Frage, könnte sich der Geist überhaupt erhalten, formen, seine Bahnen ziehen ohne diesen Kontrapunkt?“
„Und nun ist das Böse auf Erden allerdings ein Teil der grossen weltgeschichtlichen Ökonomie: es ist die Gewalt, das Recht des Stärkeren über den Schwächeren, vorgebildet schon in demjenigen Kampf ums Dasein, welcher die ganze Natur, Tierwelt wie Pflanzenwelt, erfüllt, weitergeführt in der Menschheit durch Mord und Raub […], durch Verdrängung resp. Vertilgung oder Knechtung schwächerer Völker, […] schwächerer Staatenbildungen, schwächerer gesellschaftlicher Schichten […]“
„Alle politischen Gebilde sind Gewaltgebilde.“
“Ryalls Theorie war, daß man jedem Politiker oder Vaterlandsretter, sobald er die Macht im Staate in der Hand habe, ansehen könne, was Macht ausmacht […] Er sagte, besonders deutlich habe es sich an den großen Männern der Französischen Revolution gezeigt, und wenn unsere Vorfahren die Amtszeit der amerikanischen Präsidenten begrenzt hätten, dann nur aus diesem Grund. Sie hatten erlebt, wie Macht die Mächtigen befällt. Ryall sagte, das erste Anzeichen der Krankheit sei Mißtrauen, die Verdächtigung der Mitkämpfer. Es folgten Empfindlichkeiten in kleinsten Dingen, die Unfähigkeit, Kritik hinzunehmen, der Glaube an die Unentbehrlichkeit, und daß alles falsch gemacht worden sei, bevor man an die Macht gekommen war, und nie wieder etwas Richtiges geschehen werde, wenn man nicht an der Macht bleibe.”
„… man schwärmt jetzt überall, unter wissenschaftlichen Verkleidungen sogar, von kommenden Zuständen der Gesellschaft, denen »der ausbeuterische Charakter« abgehn soll: – das klingt in meinen Ohren, als ob man ein Leben zu erfinden verspräche, welches sich aller organischen Funktionen enthielte. Die »Ausbeutung« gehört nicht einer verderbten oder unvollkommnen und primitiven Gesellschaft an: sie gehört in’s Wesen des Lebendigen, als organische Grundfunktion, sie ist eine Folge des eigentlichen Willens zur Macht, der eben der Wille des Lebens ist. – Gesetzt, dies ist als Theorie eine Neuerung, – als Realität ist es das Ur-Faktum aller Geschichte: man sei doch so weit gegen sich ehrlich!“
„Das einzige, was die Menschen wirklich respektieren, ist die Macht. Das erklärt die Ohnmacht demokratischer Argumente, wann immer sie mit totalitären Methoden konkurrieren mußten.“
„Was man ehedem »um Gottes willen« tat, tut man jetzt um des Geldes willen, das heißt um dessentwillen, was jetzt am höchsten Machtgefühl und gutes Gewissen gibt.“
„Dreck ist die Natur [geworden]. Allein die abgefeimte Kraft, die überlebt, hat Recht. Sie selbst ist wiederum Natur allein, die ganze ausgetüftelte Maschinerie moderner Industriegesellschaft [ist] bloß Natur, die sich zerfleischt.“
„Wir wissen, dass niemand jemals die Macht ergreift, um sie aufzugeben. Macht ist kein Mittel, sie ist ein Zweck. Man errichtet keine Diktatur, um eine Revolution zu sichern; man macht die Revolution, um die Diktatur zu etablieren. Zweck der Verfolgung ist Verfolgung. Zweck der Folter ist Folter. Der Zweck der Macht ist Macht. Fängst du jetzt an mich zu verstehen?”
“…dann aber sagte er, daß allein die Macht über die Welt den Besitz lohne; die Macht sei das einzige Vergnügen, das Wert besitzt, und der einzige Genuß, der nie versage; nur der Reichtum könne heute jene Macht verschaffen”
„Power is the great aphrodisiac“
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„In der kapitalistischen Welt gilt die Regel: Nur 1 Leben pro Kunde und kein Recht auf Rückgabe bei Nichtgefallen.“
“Das Warenangebot im Konsumkapitalismus übersteige bei weitem einen Bedarf, der aus der Sicht einer nachhaltigen Produktion sinnvoll erscheint.“
“… jedes neue Modell ist mit immer raffinierteren Funktionen ausgestattet. Eine software jagt die nächste! Handys sind so konzipiert, dass sie möglichst rasch ausgetauscht werden müssen.”
„931 Millionen Tonnen Nahrungsmittel landen Jahr für Jahr auf dem Müll und gleichzeitig hungern weltweit 733 Millionen Menschen. Wie viele Tonnen Lebensmittel könnte jeder mensch, der Hunger, aber kein Geld hat, in einer Welt haben, die sich »soziale Marktwirtschaft« nicht nur nennt?“
„Rund 17 Prozent von dem, was weltweit produziert wird, geht verloren, weil es bei der Herstellung oder beim Transport beschädigt wurde oder in Lagern, Läden und Haushalten verdirbt.“
“Allein in der Bundesrepublik werden jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt verschwendet.”
„Ständig neue Einkaufserlebnisse schaffen.”
“Einer sich permanent wandelnden Nachfrage und wöchentlich wechselnden Trends gerecht werden. Saisonale Peaks auf den Punkt genau bedienen und bei all dem der Konkurrenz die Stirn bieten. Der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie sind heute mehr denn je mit Herausforderungen konfrontiert, die ein innovatives Denken erfordern, um Schritt zu halten. Dies gilt nicht nur für Marketing und Verkauf, sondern in besonderem Maße auch für Beschaffung und Logistik.“
“Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Entertainer; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.“
„Was ist so ein Intellektueller? Er sitzt irgendwo an einer Universität, in einer Bibliothek und entwickelt seine »Konzeptionen«. Wozu verwendet er diese Konzeptionen? Um sich mit anderen Intellektuellen zu streiten.“
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„Überall in der Welt finden wir wohl etablierte Folterregimes und Militärdiktaturen.“
‘Die Vertreter von 173 Staaten haben das UN-Übereinkommen gegen Folter und andere grausame Behandlungen oder Strafen ratifiziert. Trotzdem wird laut Amnesty International in 141 Staaten »mittelalterlich« gefoltert, in nicht wenigen »routinemäßig«.’
„Wer mit staatlicher Erlaubnis foltern und töten darf, darf auch viele andere Verbrechen begehen. Das ist die Logik des zivilisatorisch gezügelten Körpers, der sich nach grenzenloser Freiheit sehnt.“
„»… and ye shall know the truth and the truth shall make you free« (John 8:32). Dies ist das einzige Motto, das der CIA in seinem Hauptquartier in eine Wand einmeißeln ließ.”
„Auf einer Ehren-Medaille des CIA ist der Schädel eines Punisher zu sehen. Das ist ein Verbrecherjäger, der in comics Selbstjustiz ausübt und vor Praktiken wie Töten, Entführen, Erpressen, Nötigen und Foltern nicht zurückschreckt“.
„Verbrechen aller Art begehen, ungestraft – das klingt nicht wenigen wie eine Verheißung.“
„A memorial wall inside CIA headquarters in Langley, Virginia contains 140 stars, each one a memorial to an agent who lost his or her life in the line of duty. An adjacent memorial book lists the name of 108 of them. Due to the nature of their work, the remaining 32 agents remain anonymous, even in death.“
„Weitere Leitsprüche des Geheimdienstes bedrohen das Leben nicht weniger Nicht-Leser: “We accomplish what others cannot accomplish and go where others cannot go. – We Shall Reap What Ye Have Sown – Nowhere to Hide”
‘Es gibt Beweise in Hülle und Fülle für die US-Interventionen in der Vergangenheit, die das Ziel verfolgten, die Demokratie in mittel- und südamerikanischen Staaten zu verhindern oder zu zerstören.’
„Seit 2010 gilt »Verschwindenlassen« als Menschenrechtsverletzung. Die UNO Konvention gegen dieses Verbrechen war nicht zuletzt eine Reaktion auf den Staatsterror in Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Bolivien, Guatemala und Brasilien in den siebziger und achtziger Jahren. Vereint bekämpften die damaligen Militärregierungen ihre Gegner – beraten, geschult und gesponsert von der CIA, Deckname »Operation Condor«“.
„Die von Psychologen aufgebrachte, euphemistisch als »advanced interrogation techniques« bezeichnete Praxis besteht unter anderem aus Schlägen, Waterboarding, Musikfolter, Einsperren in sargähnlichen Kisten [Scheinbegräbnisse], Aufhängen von Gefangenen in »Stresspositionen«, Schlafentzug, sexueller Erniedrigung und Nahrungsentzug.“
„Nur in der Tortur wird die Verfleischlichung des Menschen vollständig.“
‘In Gefängnissen wie Guantánamo und Abu-Ghraib wurden die Techniken an einer bis heute unbekannten Anzahl von Insassen eingesetzt; wie viele während der Folter oder an deren Folgen starben, ist genauso wenig bekannt wie die Antwort auf die Frage, ob die Verhörten überhaupt irgend etwas hätten verraten können. Wie viele oder wie wenige, die bei der Wahrheit blieben, daß sie nichts wußten, haben überlebt?’
„Ein schwacher Druck mit der werkzeugbewehrten Hand reicht aus, den Körper mit seinem Kopf zu einem schrill quäkenden Schlachtferkel zu machen.“
„Allein in Argentinien gelten etwa 30.000 Menschen als dauerhaft verschwunden, in Chile 2.950. Doch die Bilanz der lateinamerikanischen Repressionspolitik ist nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen weitaus höher: Etwa 50.000 Ermordete, 350.000 Verschwundene und 400.000 Gefangene.”
„Der Viehzucht verdankten die argentinischen Militärs die »Picana«. Das Gerät erzeugt Stromschläge, die schmerzhaft, aber nicht tödlich wirken. Die Opfer wurden nackt auf ein Bettgerüst oder einen Metalltisch geschnallt. Gern klebten die Folterer die Kabelenden an die Geschlechtsteile. An manchen Gefangenen wurde die Picana tagelang befestigt, um immer wieder Stromschläge zu verabreichen“
„Dazu kam die »Capucha«, die Kapuze, darunter eine Augenbinde, die »Tabique«. Monatelang waren die Folteropfer in ihren Zellen eingeschlossen, bis auf den Toilettengang, bei dem es Prügel setzte.“
„Es zählte zu den Spezialitäten der argentinischen Militärs, Gefangene nach der Folter in den Rio de la Plata aus einem Flugzeug zu werfen.“
„Eine knapp 500-seitige Zusammenfassung hat der US-Senatsausschuss am Dienstag veröffentlicht. Der ganze Bericht [über die CIA in Guantánamo] soll sogar 6.700 Seiten umfassen. Er enthält auch die Namen von Gefangenen, die zwischen 2002 und 2008 auf brutalste Art und Weise verhört wurden.“
„Mehrfach sollen Beamtinnen Häftlinge mit Farbe bespritzt haben. Das sei ihr Menstruationsblut, sagten sie. Zwei von ihnen seien daraufhin vom US-Verteidigungsministerium verwarnt worden.“
„Die Gefangenen wurden in völlig abgeschlossene Kammern eingeschlossen, in denen sie nur über Ventilatoren mit Luft versorgt wurden. Von aussen konnte reguliert werden, dass sie kalter oder heisser Luft ausgesetzt wurden. Oft wurden die Ventilatoren auch abgestellt, bis nur noch so wenig Luft in den Kammern war, dass die Gefangenen das Bewusstsein verloren.“
„Auch hier, in willigen [oder hörigen?] Staaten ließ der CIA Gefangene »befragen«: im Kosovo, in Polen, in Rumänien, im Irak, in Afghanistan, in Pakistan und in Thailand.”
„Nachdem seit 2002 insgesamt 779 Gefangene in Guantánamo inhaftiert worden waren, betrug deren Zahl Anfang Januar 2025 noch 15.“
‘Ende Januar 2025 gab der Präsident der USA die Erweiterung des bestehenden Gefangenenlagers bekannt: Bis zu 30.000 Migranten sollen in Guantánamo Platz finden. Die ersten Häftlinge sind angekommen.’
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‘‘Zur Zeit beliebt sind »21 Rös-chen«; sie erblühen im Osten Europas, wenn an zehn Fingern, zehn Zehen und einem Glied die Haut streifenweise abgezogen wird.’
„Die Werkzeuge, die weltweit am häufigsten eingesetzt werden, sind keine komplizierten Konstrukte oder Methoden, sondern brutal eingesetzte Hände, Stiefel und Schlagstöcke – und alles andere, was zu Verletzungen führt oder mit dem man Knochen brechen kann.“
“If you want a picture of the future, imagine a boot stamping on a human face – for ever.”
„Sichere Arbeitsplätze. – Die Tortur hat zu den sinnreichsten mechanischen Erfindungen Anlaß gegeben und in der Produktion ihrer Werkzeuge eine Masse ehrsamer Handwerksleute beschäftigt.“
„Ich zweifle in der Tat, ob Humanität eine natürliche oder angeborene Eigenschaft ist.“
„Meine Humanität besteht nicht darin, mitzufühlen, wie der Mensch ist, sondern es auszuhalten, dass ich ihn mitfühle.“
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„Man kann behaupten, dass das 19. Jahrhundert das Saeculum der Dinge ist. […] Die Kaufhäuser wurden zu Kathedralen der Waren. Sie präsentierten hunderttausende Dinge, welche die Kunden in Bann schlugen. Der Konsum führte zu einem enormen Anstieg der Produktion von Artefakten, aber auch von Verschleiß und Vermüllung. Niemals zuvor war die dingliche Umwelt vergleichbar dicht, mannigfaltig, verlockend, künstlich, faszinierend. Man sammelte, hantierte, besorgte, stellte aus, verbrauchte, kaufte und verkaufte, hortete und verschwendete, ordnete und klassifizierte, bewertete und schätzte Dinge in einer kulturgeschichtlich vorbildlosen Manie und Intensität. Für den urbanen Erfahrungsraum traten die natürlichen Dinge, aber auch die Generationen überspannenden Wertobjekte zurück. Diese Verschiebung im Verhältnis von Menschen zu ihrer dinglichen Umwelt ist kulturgeschichtlich gar nicht zu überschätzen.“
‘Ab etwa 1880 stiegen die Reallöhne; es entwickelte sich eine Massenkaufkraft, die den Kapitalismus veränderte. Es entstand die Konsumgesellschaft. Ohne den Massenkonsum wäre der heutige Kapitalismus nicht denkbar, denn inzwischen machen Konsumerzeugnisse etwa 75 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Wären die Reallöhne nicht gestiegen, hätte sich der Kapitalismus schon im 19. Jahrhundert erledigt und wäre wahrscheinlich nicht über die Eisenbahn hinausgekommen.“
“Der moderne Kapitalismus braucht Menschen, die reibungslos zusammenarbeiten und mehr und mehr konsumieren wollen, deren Geschmack jedoch standardisiert ist: leicht zu beeinflussen und vorauszusagen.”
‘Der auf Massenproduktion gegründete Kapitalismus stabiliert sich dadurch, daß die Waren möglichst schnell entwertet und vernichtet werden, damit eine neue, angeblich verbesserte Produktgeneration auf den Markt geworfen werden kann.’
„Die Strümpfe, die in den Nachkriegsjahren auf den Markt kamen, [waren] so haltbar, dass die Verkaufszahlen einbrachen. Daraufhin haben die Hersteller die Dosierung der Nylonbestandteile verändert: die Strümpfe bekamen Laufmaschen. “
“Als programmierte Obsoleszenz bezeichnet man die vorsätzliche Verkürzung der Lebensdauer eines Produkts. Es geht darum seine Erneuerungsfrequenz zu beschleunigen. Einige Hersteller entfalten einen bewundernswerten Erfindungsreichtum, wenn es gilt, die Haltbarkeit ihrer Produkte zu verringern.”
“Würde es den Kapitalismus noch geben, wenn unsere Glühlampen 20 Jahre hielten?”
“In Frankreich gehen jedes Jahr 40 Millionen Produkte kaputt und werden nicht repariert. Tausende Tonnen Abfall! Inzwischen sind die Regierungen besorgt wegen der Kosten und Umweltschäden, die durch die »Verdauung« dieses Abfalls entstehen.”
‘Wohin ich auch blicke: Man behandelt alles – Kaufhäuser, Restaurants, Schuhe, Autos, Frisiersalons –, als wäre aus allem, was man kaufen kann, Kunst geworden, und wie in der Kunst dreht sich alles um den Stil. Man entscheidet sich nicht für ein Restaurant wegen des guten Essens, sondern wegen der Aufmachung und der Bedienung; man wählt Schuhe nicht wegen ihrer Haltbarkeit oder Bequemlichkeit, sondern weil sie Mode sind.’
“Auch Schimpansen eifern Trends nach. In einem Schutzgebiet in Sambia tragen sie Grashalme, die sie sich in die Ohren und den Hintern stecken und mit denen sie […] durch die Gegend stolzieren.”
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‘In den USA werden jedes Jahr etwa 20.000 neue Lebensmittelprodukte auf den Markt gebracht. Wahrscheinlich verschwinden ebenso viele aus den Regalen. 25% dieser neuen US-Produkte sind Süßigkeiten, Kaugummis und Snacks. 20% sind Getränke. Und wieviele neue Produkte kommen jedes Jahr in anderen Ländern auf den Markt? Multipliziert man die Zahl der US-Produkte mit dem niedrig angesetzten Faktor 50, so ergibt sich 1 Million. Es wäre interessant, die Produktionszahlen mit den Zahlen der an Adipositas oder Diabetes Erkrankten zu vergleichen.’
„Alle acht Sekunden stirbt ein Mensch aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2045 fast 700 Millionen Menschen an Diabetes leiden.“
„Weltweit waren nach einer Studie 2022 mehr als eine Milliarde Menschen von Diabetes betroffen. Rasant war der Anstieg unter anderem in den USA: Der Anteil der Frauen stieg von 21,2 Prozent 1990 auf 43,8 Prozent 2022, bei den Männern stieg der Anteil von 16,9 Prozent auf 41,6 Prozent.“
„Während 2010 rund drei Millionen Menschen an Fettleibigkeit und damit verbundenen Krankheiten starben, töteten Terroristen weltweit 7697 Menschen, die meisten davon in Entwicklungsländern. Für den Durchschnittsamerikaner oder -europäer stellt Coca Cola eine weitaus tödlichere Bedrohung dar als al-Qaida.“
‘Die meisten der beleibten Amerikaner leben in ländlichen – und ärmeren – Südstaaten: in Mississippi, Alabama oder Arkansas. Auch sind deutlich mehr Schwarze und Amerikaner lateinamerikanischer Herkunft fettleibig. Die Statistiken sind ein unmissverständlicher Beleg für eine simple Gleichung. Je weniger Schulbildung Amerikaner haben und je weniger sie verdienen, desto mehr Probleme haben sie mit ihrem Gewicht.“
„Nach der Abschaffung der Sklaverei wurden Schwarze in den USA systematisch kriminalisiert, um ihre Arbeitskraft als Gefangene weiter auszubeuten. Im 20. Jahrhundert wurden sie von staatlichen Zuschüssen und privaten Krediten ausgeschlossen, was Vermögensbildung über Generationen hinweg verhinderte. Gleichzeitig wurden sie zu Opfern epistemischer Gewalt. Marginalisierte Menschen sind »Gegenstand« von Wissenschaften, während ihnen selbst der Zugang zu diesem Wissen verwehrt wird.“
„Am Zweiten Welkrieg nahmen etwa 100.000 Afroamerikaner teil. Einer, der bei der Öffnung des KZ Buchenwald dabei war, erinnerte sich, »dass ich zu Hause nicht aus dem öffentlichen Wasserspender trinken durfte, daß ich im Restaurant nicht bedient wurde, daß ich mich im Bus nicht auf einen freien Platz setzen durfte, sondern hinten beim Gepäck sitzen mußte«. Als er wieder nach Hause kam, fand er dieselben Verhältnisse vor. Wozu hatte er sein Leben riskiert?“
„Bevor am 26. August 1944 die Befreiung von Paris mit einer großen Parade über die Champs-Élysées gefeiert wurde, stellten die [weißen] Amerikaner eine Bedingung. Für die Geste, an der Spitze des Zuges französische Soldaten marschieren zu lassen, sollten Charles de Gaulle’s Forces françaises libres sicherstellen, dass darunter keine schwarzen Soldaten sein würden. Keine leichte Aufgabe, denn die Truppen von Charles de Gaulle rekrutierten sich zu zwei Dritteln aus den französischen Kolonien. Aber die US-Führung blieb hart. Schließlich herrschte in ihrer Armee noch strikte Rassentrennung.“
‘Weil die Schulen in den USA sich aus den lokalen Grundsteuern finanzieren, liegen Abgründe der Qualität zwischen Schulen in den »black communities« und denen in reichen weißen Gemeinden. Diese Benachteiligung setze sich dann immer weiter fort: Wer keine gute Ausbildung habe, bekomme keinen guten Job und keine Krankenversicherung. Das sei auch ein Grund dafür, dass 40 Prozent der Corona-Toten in den USA Afroamerikaner gewesen seien, obwohl diese gerade mal 13 Prozent der Bevölkerung ausmachten.“
„Die USA sind das Land mit den meisten Gefangenen weltweit (gefolgt von China und Brasilien). Auf jeden inhaftierten Weißen entfallen 2,5 Hispanos und 5,8 Afroamerikaner.“
„Über 41 % der menschen in den Todeszellen sind schwarz, obwohl Schwarze nur etwa 13 % der US-Bevölkerung ausmachen.“
„In der Nähe des Weißen Hauses rissen Presslufthammer Mitte März [2025] den Schriftzug »Black Lives Matter« aus dem Erdboden.“
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„Alle Waren wollen gekauft werden, sonst sind sie wertlos: Müll, den zu produzieren Geld gekostet hat und den zu beseitigen auch wieder Geld kosten würde. Also beginnen sie zu locken, zu winseln und zu betteln: Bitte, kauf mich! Bitte, bitte, kauf mich! Vertrau mir doch! Ich bin klinisch erprobt! Ich tu dir nichts Böses! Mit mir hast du Erfolg! Mit mir machst du Karriere! Mit mir siehst du gut aus! Mit mir bleibst du gesund! Ohne mich gehörst du nicht dazu. Ohne mich bleibst du allein. Ohne mich bist du schwunglos, schwach, vergeßlich und ein Mensch, der nicht das Beste aus sich macht! Kauf mich! Kauf mich! Wenn du mich nicht kaufst, gefährdest du unseren Wohlstand und zerstörst unsere Industrie. Kauf mich! Kauf mich! Wenn du mich nicht kaufst, bricht alles zusammen!“
„Von zehn neu entwickelten Produkten, die es bis auf ein Regal in irgendeinem Geschäft geschafft haben, werden neun, nach einem Jahr, als nicht oder nur schwer verkaufbare Nieten wieder entfernt. Ließe sich das als Verschwendung von Energie und Ressourcen bezeichnen? Wäre es besser, wenn die Käufer auch die umsichtigen Planer der Produktion wären, anstatt nur die Konsumenten ihnen aufgedrängter Produkte zu sein?“
„Das Konsummodell ist und bleibt attraktiv für die »Zu-kurz-gekommenen« und für die »Zu-spät-gekommenen«: generell für junge Leute, für Frauen, für Menschen aus ärmeren Gesellschaften und auch für die unteren bis mittleren Einkommensschichten der Industriegesellschaften. Für diese veritable Neun-Zehntel-Gesellschaft ist und bleibt der Konsum ein ungeheuer attraktives Modell hin zu Teilhabe, zu Erwachsen werden, zur Emanzipation und zum Anerkannt sein.“
“Tot zu sein ist keine Entschuldigung mehr, auf Designerklamotten zu verzichten. US-Bestatter haben beim Jahrestreffen ihrer Branche in Texas eine ebenso stilvolle wie merkwürdige Version des letzten Hemdes zum Sieger des Design For Death Awards gekürt. Der Pilzanzug der Künstlerin Jae Rhim Lee ist eine Art Overall, gespickt mit Pilzsporen. Sie sollen den Verwesungsprozess nach dem Ableben fördern und für weniger Fäulnisgase sorgen.“
„Wann kommt sie, die neue Grabsteinmode? Ich warte seit Jahrzehnten auf sie. Ein Anfang ist gemacht, es gibt viele neue Designs, aber Ziel muß doch sein: Spätestens alle fünf Jahre ein neuer, der neuesten Mode entsprechender Stein!“
“Mir geht ein ›advertisement‹ im Kopf herum, das ich für das kühnste und gelungenste Stück amerikanischer Reklame halte: »Why live, if you can be buried for ten Dollars?«
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„Heute, durch unser neoliberales System, habe ich Zugang zu vielen tollen Sachen, Klamotten, Flugreisen und so weiter. Aber auch diese Dinge haben heute einen bitteren Beigeschmack. Wir leben in einer Gesellschaft, die auseinandergedriftet ist, in der wenige Leute viel Geld haben und viele Leute wenig Geld. Wir stehen vor einer Klimakatastrophe. Und diese Dinge hängen leider miteinander zusammen. Die vielen schönen Sachen, die wir haben, bedrohen unseren Lebensraum, bewirken woanders für Ausbeutung. Wenn wir diese Zusammenhänge verstehen, merken wir, dass die Geschichte von einer freien, befreundeten, vernetzten [Gesamt-]Gesellschaft nicht aufgeht.“
‘Weltweit wird im Rekordtempo immer mehr produziert, immer mehr konsumiert. Doch sind die Folgen des Wachstumswahnsinns wirklich so deprimierend?’
“Ich kaufe, also bin ich. Du und ich kaufen, also sind wir. Er, sie, es kaufen, also scheint das Wichtigste, unser System, zu funktionieren. Wie lange noch?”
‘Nicht nur Sex, auch Einkaufen bewirkt bei vielen Menschen eine Ausschüttung von Serotonin im Gehirn. Wenn das Verlangen nach Glücksgefühlen außer Kontrolle gerät, geht es nicht um Besitz und Nutzung von Gegenständen, sondern um die Handlung des Kaufens, die sexuelle Handlungen ersetzt. Erkennbar ist sie, wenn die Menge des Gekauften weit über den Bedarf hinausgeht und weder ausgepackt noch verwahrt, sondern weggeworfen wird.’
„Im allgemeinen bevorzugen die Verlagshäuser in immer stärkerem Maße masturbatorische Bücher, das heißt solche, die an der bürgerlichen Gesellschaft nichts auszusetzen haben.“
“Irgendwann reicht die Zeit gerade noch, um Konsumgüter zu suchen, zu identifizieren, zu vergleichen, zu prüfen, zu kaufen, entgegenzunehmen, unterzubringen … Aber für die eigentliche Nutzung fehlt die notwendige Zeit.”
“Die Nachfrage nach Fair-Trade-Artikeln fällt gering aus, da gerechte Handelsbedingungen für Verbraucher bedeutungslos sind”.
„Meinte Tocqueville mit dem fürchterlichen Wort von der »geregelten, milden und friedlichen Knechtschaft«, die sich »sogar im Schatten der Volkssouveränität niederlassen« könne, vielleicht gar nichts Politisches, sondern Konsumdiktatur, die sich in das Gefühl der Freiheit umsetzt?“
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„Das high life will das schöne Leben sein. Es bringt denen, die daran teilhaben, ideologischen Lustgewinn. Dadurch, daß die Gestaltung des Daseins zu einer Aufgabe wird, in der man Spielregeln zu befolgen, einen Stil artifiziell zu bewahren, das delikate Gleichgewicht von Korrektheit und Unabhängigkeit zu halten hat, erscheint das Dasein selber als sinnvoll.“
“Konsumenten wählen einen Lifestyle aus, um ihre Persönlichkeit zur Geltung zu bringen. Das kann teuer werden. Heute wechselte eine Einkaufstasche für sieben Millionen Euro den:die Besitzer:in. Mit Aufgeld kommt sogar ein Preis von 8.582.500 Euro zustande – ein Rekord. Denn als bisher teuerste Tasche galt das Modell »Diamond Himalaya Birkin 30« aus grau-weißem Krokodilleder mit Beschlägen aus Gold und Diamanten, die 2022 für 450.000 Dollar unter den Hammer kam.“
„Sie suchen exqusite Marken und aparte Designs, die zu Ihrem individuellen Lebensstil passen?“
„Planen Sie doch eine Reise mit einem Personal Shopper unseres Hauses, der Sie zu den neuesten Trends in den Modemetropolen führt.“
„Mit 128 Fünf-Sterne-Hotels ist Besuchern ein erholsamer Aufenthalt in hochwertigen Unterkünften garantiert.“
„Ein Tag in unserer Outletcity ist mehr als ein Shopping-Tag. Er ist eine Auszeit Deluxe.“
„Im Jahr 2024 zahlten Einzelhändler:innen bei Anmietung eines Ladenlokals in der Hauptstadt etwa 20.000 Euro jährlich für den Quadratmeter.“
„Mit Konsumismus bezeichnet Zygmunt Bauman den Geist unserer Zeit, in der Konsum zum Selbstzweck und zum zentralen Identitätsstifter für unser aller Leben geworden ist.“
„Hier bin ich Mensch – hier darf ich kaufen.“
„[Name des Produkts] ist Leben.“
„[Name des Produkts] ist Liebe.“
„Ich bin ich mit [Name des Produkts].”
„Be brilliant.“
„Free your inner Picasso.“
„Be what you are. You are unique.“
“Unsere Gesellschaft ist eine Konsumgesellschaft, die – anders als die Staatstheorien der Aufklärung es gerne hätten – nicht an die Vernunft des Bürgers appelliert, sondern an seine Kauflust, seine emotionale Verführbarkeit: Nur wer sich von den Glücksversprechungen der Warenwelt täuschen lässt, wird im gewünschten Maße konsumieren und damit das Spiel am Laufen halten.”
„Spiel mir das Lied vom Leben!“
„Was einmal den Philosophen Leben hieß, ist zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden, die als Anhang des materiellen Produktionsprozesses, ohne Autonomie und ohne eigene Substanz, mitgeschleift wird. Wer die Wahrheit übers unmittelbare Leben erfahren will, muß dessen entfremdeter Gestalt nachforschen, den objektiven Mächten, die die individuelle Existenz bis ins Verborgenste bestimmen.“
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„Tatsächlich übernimmt es die Konsumgesellschaft selbst, die Bedürfnisse zu definieren. Immer neue Wünsche werden dem Verbraucher ins Hirn geträufelt, eingepflanzt. Die Instrumente, mit denen die Kapitalisten diese Bedürfnisse erzeugen, heißen Marketing und Werbung, zwei der unseligsten und dümmsten Tätigkeiten, die die Menschen je erfunden haben.“
„Und vergessen wir nicht die massive Psychotechnologie der Werbung, die in uns fährt wie der Teufel in die biblischen Schweine und uns über alle Klippen jagt, um uns in den Tod zu stürzen. Habt ihr bemerkt, daß euch die Supermärkte mit jeder Gulaschbüchse, die ihr kauft, die Klippen für den Selbstmord gleich mitliefern?“
„Man sollte sich fragen, ob man in einer Gesellschaft frei sein kann, die einen tagtäglich mit Werbung konfrontiert. Weltweit werden fast 800 Milliarden Euro pro Jahr für Werbung ausgegeben – das würde niemand machen, wenn es keinen Effekt hätte.“
„Wer nicht wirbt, stirbt.“
„Einem Artikel der »Wirtschaftswoche« zufolge werden wir mit 10.000 bis 13.000 Werbebotschaften täglich konfrontiert.“
„Die Wirklichkeit, in die unsere Kinder hineinwachsen, ist eine Werbe- und Erwerbswirklichkeit; die Werbung wirbt ihnen eine Erwerbswirklichkeit an, die sie nur durch Erwerb erwerben können.“
„Die Stadt Haarlem hat tatsächlich ein Verbot von Werbung für Fleisch auf öffentlichen Flächen beschlossen. Dieses Verbot trat ab 2024 in Kraft und macht Haarlem zur ersten Stadt weltweit, die einen solchen Schritt unternimmt. Das Ziel ist, den Konsum klimaschädlicher Produkte zu reduzieren, da die Nutztierhaltung erheblich zu den menschengemachten Klimagasen beiträgt.“
„Die Abhängigkeit von den Werbeeinnahmen prägt den Charakter der Medien. So kann man durchaus sehr kritische Artikel zu Autoritäten der Zeit finden. Was man allerdings niemals finden wird, ist eine vergleichbar kritisch distanzierte Sicht auf die großen Unternehmen. Abhängigkeit von den Werbekunden verraten auch Nachrichten über »wissenschaftliche« Erkenntnisse, dass z.B. Schokolade gesund, glücklich, intelligent und schlank macht und regelmäßiges Weintrinken die Lebenserwartung erhöht.“
„Nicht 1 Euro müßte für Werbung ausgegeben werden, wenn die Wirtschaft nicht ein grenzenloses Feld für privaten Profit, sondern ein soziales Gemeinschaftswerk von Erdlingen wäre, die verstanden haben, daß ihr Leben nicht vom Wachstum und Wahnsinn einer nur sich selbst verpflichteten Wirtschaft, sondern den begrenzten Mitteln der Natur abhängt.“
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‘Das deutsche Volk bekennt sich – wie bekannt – zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, und deutsche Firmen danken dem deutschen Volk, daß es sie nicht daran hindert, die genannten Rechte an den Grenzen der EU enden zu lassen. Wer das Vernichtungsmittel Paraquat in der Pestizid-Datenbank der EU nachschlägt, stößt zu allererst auf »Not approved«. Das Herbizid soll demnach in Europa nicht zum Einsatz kommen, weil es als zu gesundheitsschädigend eingestuft worden ist. Nichtsdestotrotz darf dieses Gift in der EU hergestellt und exportiert werden. Ganz legal. Paraquat ist das meistverkaufte verbotene Pestizid der EU. Aber 40 weitere Chemikalien – wie Paraquat in der EU verboten- werden in mehr als 80 Zielländer exportiert, die Mehrheit Entwicklungs- und Schwellenländer, wo, wie man weiß, Menschen zu unterentwickelt sind, als daß man ihnen die Berufung auf Menschenrechte schon zugestehen könnte.’
„Erst als die Muttermilch durch künstliche ersetzt werden sollte, weil sie zuviel Gift enthielt, verschob sich die Bilanz nun klar von den Vor- zu den Nachteilen. DDT wurde verboten; zögerlich zunächst, dann aber weithin in der sogenannten Ersten Welt. In der Dritten darf es weiterhin eingesetzt werden …“
“DDT wirkt als Nervengift und löst kennzeichnende Bewegungstörungen, Torkeln und Krämpfe aus, und das bereits bei kurzfristiger Berührung begifteter Oberflächen mit den Füßen.”
„Bereits 2018 exportierte die EU über 80.000 Tonnen Pestizidmischungen mit verbotenen Wirkstoffen – größtenteils in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen wie Brasilien und Mexiko. Die Folgen sind verheerend: Weltweit werden jährlich 385 Millionen schwere Gesundheitsprobleme durch Pestizide gemeldet, darunter Nervenschäden, Krebserkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. Am stärksten unter den Langzeitwirkungen leiden Kinder.“
„Sind Kinder schon Menschen?“
„Wenn Kinder sterben – lassen sich dann nicht neue zeugen?“
„In Deutschland werden einer Schätzung der Bundestierärztekammer zufolge jährlich bis zu 180.000 Kälber dadurch getötet, daß ihre Mütter geschlachtet werden.“
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‘Die moderne Industriegesellschaft ist geprägt durch eine zum Selbstzweck gewordene technische Produktivität und durch die Unterwerfung des Menschen unter den Produktionsapparat, dessen immanente Rationalität die Irrationalität des Ganzen [d.h. der Gesamtgesellschaft] verschleier.”
„Die Menschheit verwendet schonungslos jeden einzelnen als Material zum Heizen ihrer großen Maschinen: aber wozu dann die Maschinen, wenn alle einzelnen (das heißt die Menschheit) nur dazu nützen, sie zu unterhalten? Maschinen, die sich selbst Zweck sind – ist das die umana commedia?”
„Wir sehn das allgemeine Treiben: jeder einzelne wird geopfert und dient als Werkzeug. Man gehe durch die Straße, ob man nicht lauter Sklaven begegnet. Wohin? Wozu?“
„An einem Winterabend ergriff mich in dieser riesigen Stadt [Paris] so etwas wie ein soziales Schaudern. Mir schien es, als hätten die Tausende und Abertausende Menschen, die aneinander vorbeigingen, ohne sich zu kennen, eine zahllose Menge einsamer Phantome, keinerlei Bindungen. Und ich fragte mich mit einer Art von unpersönlichem Schrecken, wie all diese Wesen die ungleiche Verteilung des Guten und des Schlechten hinnahmen […] Die gesellschaftliche Ordnung hatte die Menschen geformt, sie war in ihnen, in gewisser Weise war sie zu ihrer Substanz geworden, und sie lehnten sich nicht gegen die Realität auf, weil sie sich mit ihr verwechselten.“
»Die abendländische Industriegesellschaft ist Ausdruck eines Willens zur Macht, der sich auf alle Lebensgebiete ausweitet: »Alles begreifen, nur um zu nehmen, das ist die Rationalisierung der Barbarei, der Geist unserer Zivilisation. Diese Art von Rationalität schändet alles in der Natur, was nicht unmittelbar als produktive Quelle fungiert; im menschlichen Leben geht sie über alle Bedürfnisse hinweg, die nicht durch eine produzierende [d.h. Profit erzeugende] Tätigkeit befriedigt werden können« Bertrand de Jouvenel
„Die Menschheit verbraucht jedes Jahr 70 % mehr Ressourcen, als die Erde erneuern kann.“
„Die USA sind die wohlhabendste Nation der Welt. Obwohl die Amerikaner nur 4,3% der Erdbevölkerung ausmachen, nutzen sie, abgesehen von China, die meiste Energie. Ihr Lebensstil würde, übertragen auf die Weltbevölkerung, etwa 4,9 Erden benötigen.“
„Die USA haben einen weiteren Schritt zur Abkehr vom Klimaschutz angekündigt. Die US-Umweltschutzbehörde (EPA) schlug offiziell vor, Treibhausgasemissionen nicht mehr als gesundheitsschädlich einzustufen. Dies wäre »die größte Deregulierungsmaßnahme in der Geschichte der Vereinigten Staaten«, sagte der EPA-Chef bei einer Veranstaltung in einem Autohaus im US-Bundesstaat Indiana.“
“Bedeutet Deregulierung nicht Entfesselung des Kapitalismus?”
„After all, the chief business of the American people is business. They are profoundly concerned with producing, buying, selling, investing and prospering in the world.“
„Wir sind ein gewalttätiges Volk mit einer gewalttätigen Geschichte. Und der Hang zur Gewalt pulst im Blutstrom unseres nationalen Lebens. Wir sind das erschreckendste Volk dieses Planeten, weil die begangenen Gewalttaten so wenig unsere Selbstgerechtigkeit erschüttern: die unüberwindliche Überzeugung von unserer moralischen Unfehlbarkeit.”
“In den von den USA amtlich gezählten Indianerkriegen zwischen 1790 und 1891 verloren die Indianer 400. 000 Kämpfer, die US-Kavallerie 2 282.”
„Ohne die neokolonialistische Ausbeutung der Dritten Welt, ohne den kaum verhohlenen Raub ihrer reichen Bodenschätze, ohne die zynische Unterjochung der allerärmsten Völker des Erdballs würde die Wirtschaft der Vereinigten Staaten schnell zusammenbrechen.“
„Die zehn ärmsten Länder der Welt sind alle reich – an Rohstoffen.“
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„Die Formen, in denen die Menschen miteinander leben oder arbeiten, in denen sich die Herrschaft ausgestaltet oder der Kontakt mit dem Übersinnlichen – sie alle gerinnen zu Gestalten eigenen Gewichts, den Institutionen, die schließlich den Individuen gegenüber etwas wie eine Selbstmacht gewinnen, so daß man das Verhalten des einzelnen in der Regel ziemlich sicher voraussagen kann, wenn man seine Stellung in dem System der Gesellschaft kennt, wenn man weiß, von welchen Institutionen er eingefaßt ist.“
„In jedem Fall wird das gläserne Individuum folgen – ob als Kunde, Patient, Staatsbürger oder Partnersuchender.“
„Der Nackt-Scanner, der den Körper durchleuchtet, ist zum Symbol unserer Zeit geworden.“
„Wir erleben derzeit einen Unsicherheitsschock, der sich als Zusammenbruch von Institutionen verstehen läßt, die mit den veränderten Bedingungen nicht mehr zurechtkommen.“
„Die in den letzten Jahren so offenkundig gewordenen Desintegrationsprozesse erfassen alles, was ursprünglich dazu bestimmt war, den Bedürfnissen der Massengesellschaften zu dienen. Überall zeigt sich die Unmöglichkeit, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden: in der Schule und bei der Polizei, im Post- und Transportwesen, bei der Müllabfuhr und der Verunreinigung von Luft und Wasser, auf den Autobahnen und beim Verkehrsproblem in den Großtädten.“
„Westliche Industriestaaten wurden [und werden] von einer Plage namens Privatisierung heimgesucht. Unter dem unsinnigen Vorwand, die Privatwirtschaft erledige Aufgaben besser (falsifiziert), günstiger (falsifiziert) und effizienter (falsifiziert), wurden alle potenziell gewinnträchtigen Staatsaufgaben für die Erzeugung privater Profitmargen freigemacht, während alle Bereiche des öffentlichen Lebens, die mit Kosten verbunden sind, beim Staat verblieben.“
‘Billiger, zuverlässiger, effizienter und pünktlicher sollte die britische Bahn in den 90er Jahren werden. Doch schon bald nach der Übernahme durch private Firmen, zeitweise zwanzig, gab es mehrere Zugunglücke mit Todesopfern. Profitmaximierung und Gewinnausschüttungen waren – wen wundert es? – wichtiger als die Erneuerung der Infrastruktur. 2011 klaffte eine »Effizienzlücke« von 40 Prozent gegenüber anderen europäischen Bahnsystemen; auch kostete die Bahn den Staat im Vergleich zu anderen Ländern 30 Prozent mehr, obwohl die Ticketpreise die höchsten waren. 2021 mußte der Staat wegen der Pandemie rund 20 Milliarden Pfund zuschießen. Jetzt erst, 2025, wird die Privatisierung, von den Conservatives vorgenommen, durch Labour rückgängig gemacht.“
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„Das frühe Internet sah für uns Pioniere wie eine Loveparade aus. Alle Menschen kommen in ihm zusammen und erleben die unendlichen Möglichkeiten der kollektiven menschlichen Vorstellungskraft. Die Wirtschaft hatte damals Angst vor uns; denn wer ständig im Internet ist, konsumiert weniger, sieht weniger fern und kommt ständig auf neue Ideen.“
„Was lief da schief? Statt barrierefreier Bildung für alle, kamen TikTok und Fake News. Statt Raves und freier Liebe kam YouPorn. Statt freier globaler Vernetzung, kamen Überwachung und Datenausbeutung.“
„Was einst ein dynamisches, sich ständig weiterentwickelndes Tetris-Spiel mit verschiedenen »Spielern« und »Schichten« war, ist heute zu einem kontinentübergreifenden System verdichteter tektonischer Platten erstarrt.“
„In den 2010er Jahren, den Boomjahren des Internets, wurde vielleicht die erste glorreiche Ernte eingefahren, die eine einzigartige Fundgrube der Vielfalt ausgebeutet hat. Das komplexe Geflecht menschlicher Interaktionen, das in der anfänglichen technologischen Vielfalt des Internets gedieh, wird seitdem in weltumspannenden Datenextraktionsmaschinen gebündelt, die einigen wenigen ein riesiges Vermögen einbringen.“
„Big Data umfasst strukturierte Daten, wie eine Bestandsdatenbank oder eine Liste finanzieller Transaktionen; unstrukturierte Daten, wie Social-Media-Beiträge oder Videos; und gemischte Datensätze, wie sie zur Schulung von großen Sprachmodellen für KI verwendet werden.“
„Tagtäglich wird das Internet mit neuen Daten gespeist: Berechnungen zufolge verdoppelt sich alle zwei Jahre das weltweite Datenvolumen.“
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‘Um es mit einem deutschen Philosophen zu sagen: Statt uns als Zwecke zu begreifen, haben wir uns zu Mitteln der Zwecke anderer reduziert, und dadurch erniedrigen wir sowohl uns selbst wie auch die anderen – alles um der Gier zu dienen, welche uns blendet und entmenschlicht.’
„Nach Kleinbürgergewohnheit werden Mißbildungen, welche die Profitwelt den Menschen zufügt, aus ihrer Gier erklärt, als wären sie schuld daran, daß sie um ihre Subjektivität betrogen werden.“
„Gier und Geiz harmonieren mit dem herrschenden System, als ob alle drei einander wechselseitig hervorgebracht hätten. Aber selbst wenn man die beiden Motive, ehemals Todsünden, eindämmen oder aufheben könnte: das System würde alle Subjekte, die als Kapitalisten an ihm teilnehmen, dazu zwingen, an der Mehrung des eigenen Profits zu arbeiten oder aus dem Wettbewerb auszuscheiden, vielleicht zugrunde zu gehen.“
„In alle Gehirne hat sich das Verlangen gelegt, immer »vernünftiger« zu werden, mehr denn je das Leben zu rationalisieren und zu spezialisieren und zugleich das Unvermögen, sich denken zu können, was aus uns werden soll, wenn wir alles erkennen, zerteilen, typisieren, in Maschinen verwandeln und normen.“
„Auch der Ehrgeiz nach dem Größeren und Besseren, der die Menschheit durch die Jahrtausende beflügelte, ist gefährlich geworden. Wir haben das Stadium erreicht, wo größer nicht mehr gleichbedeutend mit besser ist. Das besinnungslose Streben nach mehr Menschen, mehr Ernten, mehr Produkten, mehr Maschinen, nach mehr und immer mehr, hat bis zu unserer Generation schlecht und recht funktioniert: in Zukunft würde es uns ziemlich schnell zugrunde richten.“
„Die Menschheit hat sich auf einer TITANIC eingeschifft. Bekanntlich ging die von 1912 zugrunde, weil sie einen Rekord brechen wollte. Heute versucht sie etwas viel Gewagteres: mit immer raffinierteren Mitteln aus immer weniger werdenden Rohstoffen eine immer größere Menschheit zu versorgen und gleichzeitig einen anderen Hunger, den nach Profit, zu stillen.“
„Civilization and profits go hand in hand.“
„Es ist z.B. nicht unsinnig, zu glauben, daß das wissenschaftliche & technische Zeitalter der Anfang vom Ende der Menschheit ist; daß die Idee vom großen Fortschritt eine Verblendung ist, wie auch von der endlichen Erkenntnis der Wahrheit; daß an der wissenschaftlichen Erkenntnis nichts Gutes oder Wünschenswertes ist & daß die Menschheit, die nach ihr strebt, in eine Falle läuft. Es ist durchaus nicht klar, daß dies nicht so ist.“ Ludwig Wittgenstein
“Wir fühlen, daß, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.”
„Indem der Positivismus festgelegt hat, wie man Fragen stellen darf, damit man sich noch in dem von ihm festgelegten Rahmen der Wissenschaftlichkeit bewegt, führt er sich selbst in ein Dilemma. Durch die Enge der Festlegungen werden viele Fragen ausgeschlossen, die das menschliche Dasein unmittelbar betreffen (z.B. die Frage nach dem Sinn des Lebens oder die Frage nach den unbegrenzten Möglichkeiten des wissenschaftlichen Fortschritts). Es ist innerhalb des Positivismus nicht möglich, über die selbst gesetzten Grenzen hinauszufragen oder gar diese kritisch zu hinterfragen.“
‘Wir sind alle Roboter, wenn wir in unsere Technologien verstrickt sind. Wir verhalten uns dann nämlich so, als ob nicht wir, durch das System gezwungen, nach ständiger Verbesserung verlangten, sondern als ob die Maschinen selbst es wären, die optimiert werden wollen.’
„Die Maschine ist unpersönlich, sie entzieht dem Stück Arbeit seinen Stolz, sein individuell Gutes und Fehlerhaftes, was an jeder Nicht-Maschinenarbeit klebt, – also sein bißchen Humanität. Früher war alles Kaufen von Handwerkern ein Auszeichnen von Personen, mit deren Abzeichen man sich umgab: der Hausrat und die Kleidung wurde dergestalt zur Symbolik gegenseitiger Wertschätzung und persönlicher Zusammengehörigkeit, während wir jetzt nur inmitten anonymen und unpersönlichen Sklaventums zu leben scheinen.“
„Die Menschen haben sich bisher stets falsche Vorstellungen über sich selbst gemacht, von dem, was sie sind oder sein sollen. Die Ausgeburten ihres Kopfes sind ihnen über den Kopf gewachsen. Vor ihren Geschöpfen haben sie, die Schöpfer, sich gebeugt.“
„Leicht ließe sich der Hunger aller menschen stillen, leicht fänden alle menschen, die es wollen, Arbeit, leicht ließe sich die steigende Zahl der Krankheiten, auch tödlicher, senken, leicht ließen sich die Ursachen vieler Verletzungen und Verkümmerungen, Bedrohungen und Vernichtungen beseitigen. Voraussetzung wäre ein Wechsel der Perspektive oder ein Austausch der leitenden Idee. Aber obwohl der Reichtum nie bombastischer war, seine Aufteilung nie lebenswichtiger und ein neues Produktionssystem nie dringender erprobt werden müsste, geschieht nichts. Denn die kapitalistische »Idee«, daß Wert nur hat, was, getrieben durch die Konkurrenz, den Profit steigert, wird nur privat, nicht kollektiv verstanden, weil sie alle gesellschaftlichen Verhältnisse durchdringt und sich schon kleinen Kindern einprägt. Die Fliege, die von innen gegen eine Fensterscheibe fliegt, kann nicht wissen, daß sich das Fenster öffnen läßt, und der mensch, so scheint es, auch nicht. “
„Die Änderung der Produktionsverhältnisse selber hängt weithin ab von dem, was sich in der »Konsumsphäre« […], dem Zerrbild wahren Lebens, zuträgt: im Bewußtsein und Unbewußtsein der Einzelnen. Nur kraft des Gegensatzes zur Produktion, als von der Ordnung doch nicht ganz Erfaßte, können die Menschen eine menschenwürdigere herbeiführen. Wird einmal der Schein des Lebens ganz getilgt sein, den die Konsumsphäre selbst mit so schlechten Gründen verteidigt, so wird das Unwesen der absoluten Produktion triumphieren.“
“Die Idee [des Kapitalismus] sitzt gleichsam als Brille auf unsrer Nase, und was wir ansehen, sehen wir durch sie. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, sie abzunehmen.”
„Obwohl dies Zitat sich nicht auf den Kapitalismus bezieht, kann das Konzept auf viele Bereiche menschlichen Denkens und Handelns angewendet werden, die von bestimmten Ideen geprägt sind, einschließlich wirtschaftlicher und sozialer Systeme.“ [Übersicht mit KI]
