Altersarmut auch in Baden-Württemberg
/ via baden-württemberg.de /
Die Statistik zeigt: Auch im Südwesten sind Menschen ab 65 Jahren armutsgefährdet. Das Sozialministerium stellt Vorschläge und Maßnahmen vor, wie Teilhabechancen von älteren, armutsgefährdeten Menschen verbessert werden können.
Rund 19 Prozent der älteren Menschen ab 65 Jahren waren im Südwesten nach Ergebnissen des Mikrozensus 2021 armutsgefährdet. Das entspricht ungefähr 428.900 Personen. Vor allem Frauen mit rund 22 Prozent und Menschen mit Migrationshintergrund mit rund 33 Prozent waren überdurchschnittlich hoch von Armutsgefährdung betroffen, so die Analyse der FamilienForschung im Statistischen Landesamt. Ergebnisse des Mikrozensus zeigen ebenfalls: Würden Frauen ausschließlich von ihrem persönlichen Nettoeinkommen leben, wären 54 Prozent armutsgefährdet. Denn die durchschnittlichen Zahlbeträge für die Rente lagen 2021 für Männer bei 1.327 Euro und für Frauen bei 861 Euro.
Teilhabechancen von älteren, armutsgefährdeten Menschen verbessern
„Für stabile und auskömmliche Einkommen im Alter ist der Bund mit Rente und Grundsicherung in der Verantwortung. Wir können auf der Landes- und lokalen Ebene aber auch zu einem guten Leben im Alter beitragen. Materielle Einschränkungen führen zu einem Mangel an Spielräumen von älteren Menschen. Es muss darum gehen, Teilhabemöglichkeiten auch einzulösen. Hier setzen wir mit unseren Vorschlägen und Maßnahmen an und tragen so dazu bei, Teilhabechancen von älteren, armutsgefährdeten Menschen zu verbessern“, betonte der Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Manne Lucha anlässlich der Veröffentlichung des Ersten Berichts zur gesellschaftlichen Teilhabe mit dem Schwerpunkt Altersarmut (PDF).
Wer von Altersarmut betroffen ist, leidet laut der Analyse der FamilienForschung häufiger unter Depressionen und fühlt sich eher einsam und sozial ausgeschlossen. Ein Internetzugang und das Wissen um soziale Dienstleistungen am Wohnort können das Gefühl sozialer Ausgrenzung der Älteren verringern. Das bietet Chancen, die Teilhabe und Lebensqualität Betroffener zu verbessern.
Handlungsempfehlungen zu Themen wie Gesundheit und Einsamkeit im Alter
Die Begleitgruppe aus Vertretungen des Landesbeirats für Armutsbekämpfung und Prävention hat sich im Bericht für Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die sich für sie aus den statistischen Ergebnissen ergeben. Zu den Handlungsempfehlungen gehören beispielsweise Maßnahmen, welche die Prävention von Altersarmut verbessern und mehr Angebote gegen Einsamkeit auf kommunaler Ebene.
„Dieses Engagement aus der Zivilgesellschaft nehmen wir ernst und haben viele Vorschläge und Maßnahmen gesammelt“, sagte Lucha. Dazu gehört beispielsweise das Projekt „Linzgau-Shuttle“, das die soziale Teilhabe fördert und aus Mitteln des Landes unterstützt wurde. Der Shuttle unterstützt Personen, die in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind, damit sie in ihrem Sozialraum wieder selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können. Auch vielfältige kommunale Aktivitäten rund um den Themenkomplex „Gesund älter werden“ – wie etwa die Initiierung offener Bewegungstreffs im Freien – zählen zu den Maßnahmen, ebenso der Gesellschaftsreport BW zum Thema „Armutsgefährdung, Einsamkeit und soziale Isolation in Baden-Württemberg“ sowie die Umsetzung der Ergebnisse mit Projekten im Rahmen eines Förderaufrufs. Ein Fokus dabei soll auf Einsamkeit im Alter liegen.
In den Jahren 2024 und 2025 werden zwei weitere Berichte zur gesellschaftlichen Teilhabe veröffentlicht.
Modulare Armutsberichterstattung
Die modulare Armutsberichterstattung ermöglicht es, sowohl regelmäßig wichtige Kennzahlen im Bereich Armut und Reichtum bereitzustellen als auch tiefere Analysen zu einzelnen thematischen Schwerpunkten durchzuführen sowie kurzfristig aktuelle Themen aufzugreifen. Jährlich findet ein Fachtag statt, um Ergebnisse aus der Berichterstattung und den Fördermaßnahmen des Landes mit der Öffentlichkeit zu diskutieren sowie Menschen mit Armutserfahrung in diese Prozesse einzubeziehen.
Erster Bericht zur gesellschaftlichen Teilhabe mit dem Schwerpunkt Altersarmut (PDF)
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