Kinderschutz-Konzepte im Land könnten bespielhaft für Europa sein
/ via baden-württemberg.de /
Die Arbeit des Landes Baden-Württemberg im Bereich Kinderschutz findet auch auf europäischer Ebene Beachtung. Sozialminister Manne Lucha hat die Konzepte und den Masterplan Kinderschutz der Landesregierung in Brüssel vorgestellt.
Auch auf europäischer Ebene findet die Arbeit des Landes Baden-Württemberg im Bereich Kinderschutz Beachtung. Am Mittwoch, 20. März 2024, stellte Sozialminister Manne Lucha die Konzepte der Landesregierung in Brüssel vor. Auf EU-Ebene hat die Europäische Kommission angekündigt, am 17. April 2024 dieses Jahres eine Empfehlung für integrierte Kinderschutzsysteme zu veröffentlichen. Dies hat das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration zum Anlass genommen, die erfolgreiche Arbeit im Land in der Landesvertretung in Brüssel vorzustellen und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommission und NGOs ins Gespräch zu kommen.
Impulsgeber für die EU und andere Regionen
„Rund 9,8 Millionen Euro fließen in Baden-Württemberg im Zeitraum 2023 bis 2025 mit dem Masterplan Kinderschutz zusätzlich in den Bereich Kinderschutz. Kinderschutz geht uns alle an. Deshalb muss miteinander gesprochen und überall auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Kinderschutz ist ein dynamischer Prozess, in dem die umfassende Vernetzung zentrale Bedeutung hat. Kinderschutz muss sich an stetig wandelnde gesellschaftliche Situationen anpassen und das gelingt nur mit einem gemeinsamen und ganzheitlichen Ansatz“, sagte Sozialminister Manne Lucha am Rande der Veranstaltung in Brüssel. Mit der Vorstellung des Masterplans Kinderschutz sollen Erfahrungen aus Baden-Württemberg auf EU-Ebene eingespeist werden, sodass diese potenziell Eingang in die Arbeit der Europäischen Kommission sowie anderer europäischer Regionen finden können und eine Kultur des voneinander Lernens gefördert wird.
Minister Manne Lucha: „Mit dem Masterplan Kinderschutz haben wir begonnen, ein breit gespanntes, fein abgestimmtes und ineinandergreifendes Netz an Strukturen zu schaffen, auf das wir stolz sind. Wir vernetzen alle relevanten Akteure im Bereich Kinderschutz und möchten auch die Gesamtbevölkerung für das Thema sensibilisieren. So wird eine Kultur des Hinschauens geschaffen, in der Täter und Täterinnen keinen Raum haben. Gemeinsam wird so ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglicht und Betroffene umfassend unterstützt.“
Integrierte Kinderschutzsysteme in Baden-Württemberg
Cora Bures, Vorständin der LKSF e.V. (Landeskoordinierung der spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend in Baden-Württemberg): „Die LKSF Baden-Württemberg leistet im Land die Koordinierung spezialisierter Fachberatungsstellen, die gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend tätig sind. Sie trägt auf der Metaebene dazu bei, dass sich die Situation der betroffenen Kinder und Jugendlichen verbessert – durch Vernetzung, durch Qualifizierung, durch Sensibilisierung, durch Kooperation. Kinderschutz braucht ein Helfersystem mit klaren Absprachen und Zuständigkeiten. Hierfür setzt sich die LKSF mit dem Landesprojekt ‚Starke Bündnisse‘ ein.“
Marie-Cécile Rouillon, Kinderrechtskoordinatorin der Europäischen Kommission: „Lokale und regionale Behörden spielen eine entscheidende Rolle beim Thema Kinderschutz, denn sie sind als nächste Instanz an den Kindern dran. Kinder brauchen umfassenden Schutz, der von allen Ebenen und über alle Sektoren hinweg geleistet werden muss, und zwar durch einen integrierten Ansatz. Dazu wird die Kommission im April eine Empfehlung veröffentlichen. Wir sind sehr dankbar für gute Beispiele auf regionaler und nationaler Ebene, die zeigen, wie Kinderschutz gestärkt werden kann. Baden-Württemberg ist hierfür ein exzellentes Beispiel.“
Francesca Pisanu, Eurochild: „Eurochild begrüßt den Masterplan Kinderschutz Baden-Württemberg. Als positiv erachten wir insbesondere den starken Fokus auf Prävention und das Empowerment von Kindern, Gewalt zu erkennen und zur Sprache zu bringen. Für wichtig erachten wir auch das Stärken der Netzwerke im Land. Kernelemente des Masterplans, wie die Childhood Häuser, sind essentiell, um dafür Sorge zu tragen, dass Kinder, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, nicht retraumatisiert werden. Der Masterplan Kinderschutz Baden-Württemberg räsoniert sehr mit der Selbstverpflichtung der EU, Kinder vor jeglicher Art von Gewalt zu beschützen. Wir hoffen, dass die Maßnahmen Baden-Württembergs andere Regionen zu ähnlichen Anstrengungen anspornen werden.“
Masterplan Kinderschutz
Mit dem Masterplan Kinderschutz setzt das Sozialministerium ein zentrales Vorhaben des Koalitionsvertrages im Bereich Kinder- und Jugendschutz um. Der Masterplan fördert insgesamt 26 Projekte mit 17 Partnern im Bereich der Prävention, Intervention und Betroffenenarbeit und ist Teil der Umsetzung der konkreten Empfehlungen der Kommission Kinderschutz, die 2018 nach dem Missbrauchsfall in Staufen eingesetzt wurde. Die derzeit über den Masterplan Kinderschutz geförderten Projekte reichen von der Entwicklung von Schutzkonzepten in Vereinen und Verbänden, über die Frühen Hilfen, hin zur Erarbeitung von Institutionen übergreifenden Netzwerken zur Vermeidung von sexualisierter Gewalt, Qualifizierungsmaßnahmen in der Mobbingprävention, Empfehlungen für das Konsumverhalten von Kindern, bis hin zur Förderung der Childhood-Häuser sowie der Arbeit mit sogenannten tatgeneigten Personen (Personen mit pädophilen und hebephilen Neigungen). Weitere geplante Projekte sind eine Internetplattform für Fachkräfte im Kinderschutz, die Angebote und Strukturen im Land bündeln und einfach zugänglich machen wird, und ein Kindertag in 2025, welcher die Gesamtgesellschaft für das Thema Kinderschutz sensibilisieren und informieren soll.
Kommission Kinderschutz
Das Land Baden-Württemberg hat nach dem Staufener Missbrauchsfall im Jahr 2018 die Kommission Kinderschutz eingerichtet, deren Ergebnisse in einem Abschlussbericht zusammengefasst sind. Damals wurde ein kleiner Junge von seiner Mutter und deren Lebensgefährten sexuell missbraucht. Darüber hinaus wurde er gezielt und gegen Geld an weitere Täter vermittelt. Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration
Quelle