Studie zur Kultur- und Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum
/ via baden-württemberg.de /
Die Expertise „KreativLand Baden-Württemberg“ ist eine deutschlandweit erstmalige Studie zur Situation der Kultur- und Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum. Die Ergebnisse zeigen, dass die Branche mit ihrer hohen Wandlungs- und Innovationsfähigkeit zu den Grundpfeilern des wirtschaftlichen Erfolgs des Landes gehört.
„Wie kaum eine andere Wirtschaftsbranche trägt die Kultur- und Kreativwirtschaft dazu bei, nachhaltiges Wirtschaften und Regionalentwicklung durch digitale Transformations- und Innovationsprozesse mitzugestalten. Sie bietet Lösungen und Ideen für die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und das gesellschaftliche Zusammenleben. Im bundesweiten Vergleich ist Baden-Württemberg ein Top-Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft. In Baden-Württemberg arbeiten rund 15 Prozent der bundesweiten Erwerbstätigen der Branche. Sie erwirtschaften in Baden-Württemberg einen Umsatz von etwa 27 Milliarden Euro. Die Kultur- und Kreativwirtschaft zählt daher zu einer bedeutenden Wirtschaftskraft in Baden-Württemberg – auch in unseren ländlichen Räumen. Denn jede beziehungsweise jeder fünfte Kultur- und Kreativschaffende in Baden-Württemberg ist im Ländlichen Raum tätig. Dies entspricht rund 53.000 Gesamterwerbstätigen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk zum Abschluss des Modellprojekts „KreativLand Baden-Württemberg“.
Die Ergebnisse zeigen, dass in Baden-Württemberg und seinen ländlichen Räumen die Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihrer hohen Wandlungs- und Innovationsfähigkeit zu den Grundpfeilern des wirtschaftlichen Erfolgs des Landes gehört. Dabei ist die Branche nicht nur in den Kreativmilieus urbaner Räume und großer Städte verortet.
„Mit der COVID-19-Pandemie, der zunehmenden Digitalisierung und dem Wunsch nach Nachhaltigkeit rücken Dörfer und kleinere Städte im Ländlichen Raum als Arbeits- und Lebensraum vermehrt in den Fokus von Kultur- und Kreativschaffenden“, erläuterte Minister Hauk.
Erste Studie zur Kultur- und Kreativwirtschaft
Die zunehmende Bedeutung der Branche für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg wird bereits mit jüngstem Bericht der Landesregierung zur Kultur- und Kreativwirtschaft 2023 bestätigt. Bisher lagen jedoch keine Kennzahlen für die Kreativbranche in Ländlichen Räumen vor. Hier setzt die vorliegende, bundesweit erstmalige Studie an, indem sie konkrete Daten für die Kreativbranche in Ländlichen Räumen auswertet und Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Branche formuliert. „Mit der Studie schließen wir eine bisher vorhandene Datenlücke zur Kultur- und Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum für Baden-Württemberg“, sagte Minister Hauk.
Carl Bergengruen, Geschäftsführer der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), betont: „Für uns als Landesagentur mit einem vielseitigen Angebot für Kultur- und Kreativschaffende ist diese Studie ausgesprochen hilfreich. Die aus der Datenanalyse und dem Dialogprozess mit Branchenakteuren gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen es uns, unsere Unterstützungsmaßnahmen noch gezielter auf die Branche in den Ländlichen Räumen Baden-Württembergs zuzuschneiden.“
Hauptergebnisse der Expertise „KreativLand BW“ im Überblick
- In Baden-Württemberg sind mehr als 272.600 Gesamterwerbstätige in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Rund 27.100 Kreativunternehmen erwirtschaften einen Umsatz in Höhe von 27 Milliarden Euro. Sowohl die Gesamterwerbstätigenzahl als auch das Umsatzvolumen in Baden-Württemberg machen rund 15 Prozent der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft aus. Damit ist Baden-Württemberg ein Top-Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft im bundesweiten Vergleich. Hinsichtlich der Umsatzzahlen nimmt Baden-Württemberg den dritten Platz hinter Nordrhein-Westfalen und Bayern ein.
- Jede beziehungsweise jeder fünfte Kultur- und Kreativschaffende in Baden-Württemberg ist im Ländlichen Raum tätig. Dies entspricht rund 53.000 Gesamterwerbstätigen und 19 Prozent der Gesamterwerbstätigen in der baden-württembergischen Kultur- und Kreativwirtschaft. Dazu zählen im Jahr 2019 rund 7.500 Selbständige, 20.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 8.000 Mini-Selbständige und 17.500 geringfügig Beschäftigte. Damit ist die Kultur- und Kreativbranche ein bedeutender Arbeitgeber im Ländlichen Raum.
- Im Ländlichen Raum erwirtschafteten rund 6.500 Kreativunternehmen im Jahr 2021 einen Mindestumsatz von 1,91 Milliarden Euro.
- Im Vergleich mit anderen Branchen im Ländlichen Raum und in Bezug auf die Kernerwerbstätigenzahl liegt die Kultur- und Kreativwirtschaft mit 25.700 Kernerwerbstätigen nur leicht hinter dem Fahrzeugbau (31.000).
- Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist im Ländlichen Raum auch eine vielfältige Branche. Während in urbanen und Übergangsräumen in Baden-Württemberg die Software- und Gamesindustrie der dominierende Teilmarkt ist, macht sie im Ländlichen Raum nur ein Drittel der Kernerwerbstätigen aus. Im Ländlichen Raum sind hinsichtlich der Erwerbstätigenzahlen der Architekturmarkt (18 Prozent), der Pressemarkt (14 Prozent), die Designwirtschaft (zwölf Prozent) und der Werbemarkt (elf Prozent) starke Teilmärkte.
Potenziale und Chancen des Ländlichen Raumes für Kultur- und Kreativunternehmen
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in allen 18 Landkreisen im Ländlichen Raum vertreten. Regionale Schwerpunkte von Kultur- und Kreativunternehmen liegen in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Ortenaukreis, Ostalbkreis, Landkreis Ravensburg, Landkreis Schwäbisch Hall, Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Tuttlingen. Hier ist die Kultur- und Kreativwirtschaft bezogen auf Erwerbstätige und Umsatz besonders stark.
- Der Ländliche Raum bietet für Kultur- und Kreativunternehmen Potenziale und Chancen. Umgekehrt profitiert der Ländliche Raum stark von seiner Kultur- und Kreativwirtschaft. Kreativschaffende identifizieren sich mit ihrer Heimatregion und haben großes Interesse daran, die Region zu gestalten.
- Der Ländliche Raum ist als Arbeits- und Lebensraum für Kultur- und Kreativschaffende attraktiv. Sie nutzen die vorhandenen Möglichkeiten zur Um- und Nachnutzung von alten Gebäuden und Denkmälern, zur (digitalen) Neuinterpretation von Naturregionen wie dem Schwarzwald und zur kulturellen Belebung lokaler Traditionen sowie gesellschaftlicher Werte.
- Ein besonderes Potenzial stellt die Innovations- und Transformationskraft der Kultur- und Kreativwirtschaft für den Ländlichen Raum dar. Sowohl mittelständische Unternehmen der klassischen Wirtschaftsbranchen als auch Kultureinrichtungen benötigen (digitale) Kreativleistungen und Technologien sowie innovative Arbeitsmethoden der Kultur- und Kreativschaffenden. Die soziale Nähe im Ländlichen Raum erleichtert Kreativen den Zugang zum Kunden und umgekehrt. Es bestehen hierbei noch ungenutzte Möglichkeiten zwischen den Kreativunternehmen und dem Mittelstand in den Regionen.
- Die Gewinnung von Fachkräften ist eine große Herausforderung für Kultur- und Kreativunternehmen in Ländlichen Räumen. Hier stellen die räumliche Nähe und regionale Synergien zu Hochschulen sowie Ausbildungseinrichtungen im Land ein noch bisher wenig genutztes Potenzial dar.
- Ländliche Räume Baden-Württembergs heben sich von anderen Ländern durch eine starke Wirtschaftskraft des produzierenden Gewerbes und Mittelstands ab. Das Potenzial der Kultur- und Kreativunternehmen als Innovationstreiber für die digitale und wirtschaftliche Transformation sollte im Ländlichen Raum noch stärker genutzt werden. Dafür gilt es, eine branchenübergreifende Vernetzung von Kreativwirtschaft und anderen Branchen im Ländlichen Raum zu forcieren.
Modellprojekt „KreativLand Baden-Württemberg“
Das vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz beauftragte Modellprojekt wurde von der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg im Zeitraum Oktober 2022 bis März 2024 umgesetzt. Das Forschungsinstitut Prognos AG ist dabei wissenschaftlicher Partner der MFG Baden-Württemberg. Als landesweites Kompetenzzentrum für die Kultur- und Kreativwirtschaft setzt die MFG im Auftrag des Landes branchenspezifische Beratungs-, Weiterbildungs- und Förderprogramme für Kultur- und Kreativunternehmen in Baden-Württemberg um und unterstützt seit 2014 die Branche mit ihren Teilmärkten Architektur, Design, Software/Games, Musik, Film und Rundfunk, Kunstmarkt und Darstellende Künste sowie Presse, Buch und Werbung mit passgenauen Programmen und Projekten.
Das Thema Kultur- und Kreativwirtschaft in Ländlichen Räumen steht im Fokus einer Veranstaltung am 21. November 2024 im Kulturbahnhof Aalen. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg und die MFG Baden-Württemberg vertiefen im Rahmen einer Tagesveranstaltung die Themenbereiche, Praxisbeispiele und Fragenstellungen der Expertise „KreativLand BW“.
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