Studie zur Wirtschaftsentwicklung im Ländlichen Raum
/ via baden-württemberg.de /
Eine Studie hat für die ländlichen Räume Einfluss- und Erfolgsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung identifiziert und quantifiziert. Im Mittelpunkt standen die Herausforderungen der sogenannten vier großen „D’s“: Demografischer Wandel, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Deglobalisierung.
„Im Ländlichen Raum Baden-Württembergs leben 34 Prozent der Bevölkerung. Diese erbringen auch rund ein Drittel der Wirtschaftskraft des Landes. Damit sind unsere ländlichen Regionen hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistung auf Augenhöhe mit den Ballungszentren. Aber auch hier gibt es verschiedene Herausforderungen. In einem aktuellen Forschungsprojekt haben wir die Erfolgsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung im Ländlichen Raum untersucht. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Herausforderungen der sogenannten vier großen ,D’s‘: Demografischer Wandel, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Deglobalisierung. Zentral ist für uns die Erkenntnis, dass der Standortfaktor eine wichtigere Rolle für die regionale Entwicklung spielt als die Wirtschaftsstruktur. Welche konkreten Schritte daraus folgen, werden wir beginnend mit der heutigen Veranstaltung in einem breit angelegten Beteiligungsprozess gemeinsam mit den Kommunen sowie engagierten Akteuren herausarbeiten“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Vorsitzende des Kabinettsauschusses Ländlicher Raum, Peter Hauk, anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse der Studie „Erfolgsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung im Ländlichen Raum“ im Rahmen einer Online-Veranstaltung.
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, betonte: „Angesichts der gegenwärtigen Wachstumskrise muss die Wirtschaftspolitik wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen setzen, um die produktiven Kräfte zu stärken – in Stadt und Land. Die vielfältigen Fördermaßnahmen des Landes ergänzen die Kräfte des Marktes. Wirtschaftspolitik hat die regionalen Besonderheiten immer im Blick, und damit eben auch die des Ländlichen Raums. Die Studie und der angestoßene Beteiligungsprozess können wertvolle Impulse geben.“
Wertschöpfung relativ gleichmäßig verteilt
Im Vergleich zu anderen Bundesländern wird die Wertschöpfung in Baden-Württemberg über die regionalen Einheiten hinweg relativ gleichmäßig erwirtschaftet. Dennoch sind auch im Land Unterschiede festzustellen. Daraus resultiert die Frage nach möglichen Bestimmungsgründen für regionale Wachstumsunterschiede. Zu dieser Frage untersuchte das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. im Auftrag des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum verschiedene Einfluss- und Erfolgsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Ergebnisse der präsentierten Untersuchung zeichnen insgesamt ein positives Bild der Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung im Ländlichen Raum.
Bemerkenswert ist beispielsweise die Altersstruktur in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs. Ein Großteil des positiven Standortfaktors war bisher im Verhältnis von jungen zu älteren erwerbsfähigen Personen begründet. Allerdings ist dieser relative Vorteil der ländlichen Räume im Vergleich zu städtischen Kreisen geschmolzen.
Geringe Unterschiede bei Digitalisierung
Hinsichtlich der Digitalisierung – hier gemessen am Breitbandausbau – unterscheiden sich ländliche und städtische Räume in Baden-Württemberg zwischenzeitlich nur noch geringfügig, weshalb dieser Faktor weder begünstigend noch hemmend mit der Beschäftigungsentwicklung in den ländlichen Kreisen in Baden-Württemberg zusammenhängt.
Ein zentrales Merkmal des Ländlichen Raums ist die Relevanz des Produzierenden Gewerbes. Einerseits ist dies eine große Stärke, da durch das Produzierende Gewerbe eine hohe Wertschöpfung, Produktivität und Innovationskraft vorherrscht. Andererseits ist das Produzierende Gewerbe als Motor der Wirtschaft Baden-Württembergs durch seinen hohen Energiebedarf in unsicheren und krisenhaften Zeiten Risiken ausgesetzt, die einen großen Einsatz der Akteure vor Ort für ihre Region erfordern. Eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur mit innovativen Zukunftsbranchen kann diese Risiken mindern.
Maßnahmen zur Energieeffizienz vorgeschlagen
Durch die Abhängigkeit vom Import internationaler Energieträger können Einschränkungen, wie politische Maßnahmen oder Krisen, zu starken Wohlstandseinbußen führen. Die Studie schlägt, neben einer direkten Unterstützung der Unternehmen, Maßnahmen zur Energieeffizienz vor. Eine leistungs- und zukunftsfähige Energieinfrastruktur, die auf möglichst hohen Anteilen (regional erzeugter) erneuerbarer Energieträger wie zum Beispiel Biogas basiert, wird als wichtige Voraussetzung für die Versorgung des Ländlichen Raums bewertet.
„Zielstellung unserer Anstrengungen muss es sein, den Ländlichen Raum zukunftsfähig zu gestalten. Der Ländliche Raum als attraktiver Lebensraum mit funktionierender Infrastruktur sowie guten Bildungsangeboten bedingt sich wechselseitig mit einer diversifizierten und robusten Wirtschaftsstruktur“, bilanzierte Minister Hauk.
Studie „Erfolgsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung im Ländlichen Raum“
Die Untersuchung hat zum Ziel, für Baden-Württemberg und insbesondere für die ländlichen Räume Bestimmungsgründe sowie Einfluss- und Erfolgsfaktoren der wirtschaftlichen Entwicklung zu identifizieren und zu quantifizieren. Darüber hinaus sollen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren analysiert werden.
In regionalökonometrischen Ansätzen werden Fragen nach Zusammenhängen, Ursachen und Wirkungen zwischen den Merkmalen der Regionen und verschiedenen Indikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung untersucht. In Simulationen werden zudem mögliche zukünftige Entwicklungen und ihre Bedeutung für die ländlichen Regionen in den Blick genommen. Die Ergebnisse sind für alle Akteure interessant, die sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den ländlichen Räumen befassen. In einem dritten Teil der Studie werden im Rahmen von Fallstudien die Regionen Ostwürttemberg und Bodensee-Oberschwaben näher betrachtet und die zuvor für den gesamten Ländlichen Raum durchgeführten Analysen auf die Regionen und die dortigen Landkreise angewendet.
Staatsministerium Baden-Württemberg
Quelle