Fahren im Kreis statt Arbeitskreis – Wenn Verwaltung und Gemeinderat es aussitzen
/ via radentscheid /
Radentscheid begleitet Fahrradpendler auf der Mittermaierstraße
Jeden Donnerstag ab 14 Uhr1 begleiten wir Radfahrende, die auf der Mittermaierstraße die für den Fahrradverkehr freigegebenen Spur fahren möchten.
Was ist der Hintergrund dieser Aktion?
Die Geschichte der unzulänglichen Radwegsituation in Heidelberg ist weit älter als der Radentscheid, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit breiter Unterstützung der Stadtgesellschaft hier einen deutlichen Schritt im Sinne der Förderung von Rad- und auch Fußverkehr voranzukommen.
Wie schleppend diese Entwicklung läuft, wollen wir exemplarisch am Beispiel der Mittermaierstraße aufzeigen. Die jetzige Situation mit beiderseits zu schmalen Fuß- und Radwegen besteht seit Anfang der 90er Jahre – auch vorher war es nicht besser – und Heidelberger Radinitiativen haben vielfach auf diesen unhaltbaren Zustand hingewiesen. Passiert ist jedoch lange nichts, der Autoverkehr hat weiterhin absolute Priorität. Vor 2 Jahren beantragte nun der Radentscheid einen Verkehrsversuch, bei dem jeweils eine Autospur beider Richtungen für einen definierten Zeitraum in eine Radspur umgewandelt werden sollte. So sollte festgestellt werden, welche Auswirkung diese Veränderung auf den allgemeinen Verkehrsfluss hat. Dem stimmte das Amt für Mobilität zu, es gab bereits einen Zeitplan. Es bedurfte nur eines Verwaltungsaktes.
Dann geschah lange nichts. Schließlich wurde das Ansinnen von der Stadtspitze an den Gemeinderat verwiesen. Dort gab es eine breite Zustimmung für den Verkehrsversuch, allerdings wurden Bedenken von Seiten der Rettungsdienste und der Feuerwehr eingebracht. Das veranlasste einzelne Gemeinderäte, ein neues Überdenken zu fordern, was von der Stadtspitze aufgegriffen wurde, indem sie das Einsetzen eines Arbeitskreises zur Etablierung einer gangbaren Lösung ankündigte. So weit, so gut.
Seit März 2024 warten wir auf diesen Arbeitskreis, der auch weiterhin nicht in Sicht ist. Die unhaltbare Situation in der Mittermaierstraße wurde inzwischen vom Regierungspräsidium Karlsruhe angemahnt, worauf die Stadtverwaltung im Mai die Benutzungspflicht für den zu schmalen Radweg aufhob und eine Fahrbahn für den Radverkehr freigab. Damit ist jedoch keine Verbesserung eingetreten, vielmehr ist das Risiko für Radfahrende deutlich gestiegen. Denn auf einer 4-spurigen Straße mit erlaubtem Tempo 50 und ohne markierten Übergang vom Radweg auf die freigegebene äußere Spur ist das Radfahren hier nur für sehr wagemutigen Menschen möglich. Nach vielfachen Eingaben und einer nachgewiesenen gesundheitsschädlichen Lärmbelastung durch den Autoverkehr ist es dringend erforderlich, Tempo 30 verpflichtend zu machen. Auch das verweigert die Stadt ohne hinreichende Begründung.
Wir vom Radentscheid sind nicht bereit, dieses Verschleppen hinzunehmen und holen uns in Eigeninitiative unseren Platz auf der Straße. Unsere Forderung nach Tempo 30 werden wir durch unsere Rundfahrten öffentlich machen. Wir sehen dies aber nur als einen Zwischenschritt hin zu einer Mittermaierstraße mit breiter Radspur in jede Fahrtrichtung, die dann auch als Rettungsspur für Krankentransporte u. ä. genutzt werden kann.
1 In diesem Jahr findet die Aktion am Donnerstag, 19.12. statt. Der erste Termin im kommenden Jahr ist Donnerstag, 09.01.2025.