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Ausschreibung: Pädagogische Hochschule Heidelberg

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/ via ph-heidelberg /

Wagen Sie sich mit Ihrer Forschung an unerschlossene Themen oder ganz neue Methoden? Innovative Abschlussarbeiten von Frauen zeichnen die Pädagogische Hochschule Heidelberg und der Zonta Club Heidelberg mit dem Annelie-Wellensiek-Förderpreis aus (Dotierung: 2.000 Euro). Vom 16. April bis 23. Juni 2025 können sich Studentinnen und Doktorandinnen der PHHD wieder bewerben und Vorhaben aus der Demokratie- und Medienbildung sowie den Naturwissenschaften und ihren Didaktiken einreichen.

Alle Informationen unter www.ph-heidelberg.de/wellensiek-foerderpreis.

Im Gespräch mit der ehemaligen Preisträgerin Sara Feser
Auszeichnungen wie der Annelie-Wellensiek-Förderpreis schieben Forschung an. Sowohl die finanzielle Unterstützung als auch die öffentliche Wertschätzung seien hilfreich gewesen, erinnert sich Preisträgerin Sara Feser. 2021 erhielt sie den Preis als Studentin der Sonderpädagogik für ihre geplante Masterarbeit, in der sie die Teilhabe von Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung am Arbeitsleben untersuchen wollte. Mit der Frage, was diese brauchen, um Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden, und was dabei hinderlich ist, führte sie Interviews mit Arbeitnehmer:innen, Arbeitgeber:innen und weiteren Akteur:innen, beispielsweise aus Beratungsstellen.

Feser war dafür in ganz Deutschland unterwegs, oft mit Dolmetscherin. Sie kommunizierte in den Gesprächen über technische Hilfsmittel, visuelle Gebärdensprache oder das Lorm-Alphabet – bei dieser Technik werden Buchstaben durch Zeichen auf der Handfläche dargestellt. „Mit dem Preisgeld konnte ich die Dolmetscherin und die Transkription der Interviews finanzieren“, erzählt sie.

Mehr Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung

Innovativ war ihre Forschung auch, weil die Anliegen von Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung in der Arbeitswelt bislang selten Beachtung finden. Zwischen 8.000 und 10.000 Menschen sind in Deutschland nach vorsichtigen Schätzungen betroffen; zu ihrer Arbeitssituation gibt es kaum Zahlen. „Es ist davon auszugehen, dass sehr viel weniger von ihnen in den Arbeitsmarkt integriert sind als Gruppen mit anderen Behinderungen“, sagt Feser. So waren in den Interviews die „Barrieren im Kopf“ wiederkehrendes Thema. ‚Was soll jemand können, der nichts hört und sieht, habe er zuerst gedacht‘, räumt ein Arbeitgeber ein. „Menschen mit Taubblindheit müssen sich in ihren Jobs nochmal besonders beweisen“, ist die Sonderpädagogin überzeugt. Zu den Empfehlungen ihrer Masterarbeit gehört, dass Betroffene mehr auf sie zugeschnittene Unterstützung brauchen, sei es durch Peer-Austausch, Selbsthilfeverbände oder Beratungsstellen. „Arbeitsmarktpolitisch wäre es beispielsweise sinnvoll einen Integrationsfachdienst oder spezielle Beratungsstellen aufzubauen, die über Unterstützungsmöglichkeiten informieren.“

„Jeder hat das Recht auf Bildung“

Die Frage, wie sich die Themen Arbeitswelt und Inklusion besser zusammenbringen lassen, begleitet Sara Feser schon lange auf ihrem eigenen Bildungsweg. Ihr erstes Studium der Volkswirtschaftslehre schloss sie in Göttingen mit einer Bachelorarbeit zum Thema „Inklusionsbetriebe“ ab. Nach einem Praktikum bei der Blindenselbsthilfe entschied sie sich für ein Zweitstudium der Sonderpädagogik in Berlin. Der Masterstudiengang Lehramt Sonderpädagogik und das besondere Erweiterungsfach Taubblinden- / Hörsehbehindertenpädagogik brachten sie schließlich an die PHHD.

Heute unterrichtet sie in der Nikolauspflege Stuttgart, einer Stiftung für blinde und taubblinde Menschen, Schüler:innen mit komplexen Behinderungen. Zudem leitet sie ein Projekt, in dem Mitarbeitende der Stiftung für die Kommunikation mit Menschen mit komplexen Behinderungen geschult werden. Wie es nach der Projektzeit weitergeht, ist offen – auch eine Promotion und damit eine Rückkehr in die Wissenschaft kann sich Feser vorstellen.

Derzeit macht ihr gerade die Zweiteilung ihrer Stelle Spaß: „Im Erwachsenenbereich ist das Thema Kommunikation ein wichtiger Baustein für die Teilhabe von blinden und taubblinden Menschen. Jeder kommuniziert, und sei es durch kleinste Handbewegungen. Es ist nur die Frage, wie achtsam wir beobachten.“ Sie stoße oft auf Staunen, dass sie „normalen“ Schulunterricht machen könne, berichtet sie. Auch das ist ihr Antrieb: „Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung. Es macht mir Freude, dass ich das für unsere Schüler:innen ermöglichen kann.“

Nachwuchswissenschaftlerinnen sollen sich unbedingt bewerben

Eine Bewerbung für den Förderpreis kann sie Nachwuchswissenschaftlerinnen nur empfehlen. „Die Anerkennung hat mich damals motiviert und ermutigt. Ich konnte sehen, dass sich Zeit und Aufwand für meine Arbeit lohnen. Und mein Thema hat so Aufmerksamkeit erhalten und ein breiteres Publikum erreicht.“

Text: Antje Karbe
Foto: Zonta Club Heidelberg

Quelle

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