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„Irrte Flaubert? Teil 2

/ von Peter Pausch /

 „Wenn die Gesellschaft so fortfährt,
wird in zweitausend Jahren nichts mehr sein,
kein Grashalm, kein Baum;
sie wird die Natur aufgefressen haben.“

Gustave Flaubert (1821-1880)


„Irrte Flaubert?

Teil  2


Teil 1 finden Sie hier:  „Irrte Flaubert?“ Teil 1


„Ich zweifle in der Tat,
ob Humanität
eine natürliche oder angeborene Eigenschaft ist.“

Charles Darwin


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Tatsächlich übernimmt es die Konsumgesellschaft selbst, die Bedürfnisse zu definieren. Immer neue Wünsche werden dem Verbraucher ins Hirn geträufelt, eingepflanzt. Die Instrumente, mit denen die Kapitalisten diese Bedürfnisse erzeugen, heißen Marketing und Werbung, zwei der unseligsten und dümmsten Tätigkeiten, die die Menschen je erfunden haben.“

Und vergessen wir nicht die massive Psychotechnologie der Werbung, die in uns fährt wie der Teufel in die biblischen Schweine und uns über alle Klippen jagt, um uns in den Tod zu stürzen. Habt ihr bemerkt, daß euch die Supermärkte mit jeder Gulaschbüchse, die ihr kauft, die Klippen für den Selbstmord gleich mitliefern?“

Man sollte sich fragen, ob man in einer Gesellschaft frei sein kann, die einen tagtäglich mit Werbung konfrontiert. Weltweit werden fast 800 Milliarden Euro pro Jahr für Werbung ausgegeben – das würde niemand machen, wenn es keinen Effekt hätte.“

Wer nicht wirbt, stirbt.“

Einem Artikel der »Wirtschaftswoche« zufolge werden wir mit 10.000 bis 13.000 Werbebotschaften täglich konfrontiert.“

Die Wirklichkeit, in die unsere Kinder hineinwachsen, ist eine Werbe- und Erwerbswirklichkeit; die Werbung wirbt ihnen eine Erwerbswirklichkeit an, die sie nur durch Erwerb erwerben können.“

Die Stadt Haarlem hat tatsächlich ein Verbot von Werbung für Fleisch auf öffentlichen Flächen beschlossen. Dieses Verbot trat ab 2024 in Kraft und macht Haarlem zur ersten Stadt weltweit, die einen solchen Schritt unternimmt. Das Ziel ist, den Konsum klimaschädlicher Produkte zu reduzieren, da die Nutztierhaltung erheblich zu den menschengemachten Klimagasen beiträgt.“

Die Abhängigkeit von den Werbeeinnahmen prägt den Charakter der Medien. So kann man durchaus sehr kritische Artikel zu Autoritäten der Zeit finden. Was man allerdings niemals finden wird, ist eine vergleichbar kritisch distanzierte Sicht auf die großen Unternehmen. Abhängigkeit von den Werbekunden verraten auch Nachrichten über »wissenschaftliche« Erkenntnisse, dass z.B. Schokolade gesund, glücklich, intelligent und schlank macht und regelmäßiges Weintrinken die Lebenserwartung erhöht.“

Nicht 1 Euro müßte für Werbung ausgegeben werden, wenn die Wirtschaft nicht ein grenzenloses Feld für privaten Profit, sondern ein soziales Gemeinschaftswerk von Erdlingen wäre, die verstanden haben, daß ihr Leben nicht vom Wachstum und Wahnsinn einer nur sich selbst verpflichteten Wirtschaft, sondern den begrenzten Mitteln der Natur abhängt.“



Das frühe Internet sah für uns Pioniere wie eine Loveparade aus. Alle Menschen kommen in ihm zusammen und erleben die unendlichen Möglichkeiten der kollektiven menschlichen Vorstellungskraft. Die Wirtschaft hatte damals Angst vor uns; denn wer ständig im Internet ist, konsumiert weniger, sieht weniger fern und kommt ständig auf neue Ideen.“

Was lief da schief? Statt barrierefreier Bildung für alle, kamen TikTok und Fake News. Statt Raves und freier Liebe kam YouPorn. Statt freier globaler Vernetzung, kamen Überwachung und Datenausbeutung.“

Was einst ein dynamisches, sich ständig weiterentwickelndes Tetris-Spiel mit verschiedenen »Spielern« und »Schichten« war, ist heute zu einem kontinentübergreifenden System verdichteter tektonischer Platten erstarrt.“

In den 2010er Jahren, den Boomjahren des Internets, wurde vielleicht die erste glorreiche Ernte eingefahren, die eine einzigartige Fundgrube der Vielfalt ausgebeutet hat. Das komplexe Geflecht menschlicher Interaktionen, das in der anfänglichen technologischen Vielfalt des Internets gedieh, wird seitdem in weltumspannenden Datenextraktionsmaschinen gebündelt, die einigen wenigen ein riesiges Vermögen einbringen.“

Big Data umfasst strukturierte Daten, wie eine Bestandsdatenbank oder eine Liste finanzieller Transaktionen; unstrukturierte Daten, wie Social-Media-Beiträge oder Videos; und gemischte Datensätze, wie sie zur Schulung von großen Sprachmodellen für KI verwendet werden.“

Tagtäglich wird das Internet mit neuen Daten gespeist: Berechnungen zufolge verdoppelt sich alle zwei Jahre das weltweite Datenvolumen.“



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