Tierversuchsstatistik für 2022 veröffentlicht – Baden-Württemberg auf Platz 2 der Bundesländer mit den meisten Tierversuchen
/ via menschen für tierrechte-bw /
Laut der vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Tierversuchsstatistik 2022 liegt Baden-Württemberg auf Platz zwei der Bundesländer, welche 2022 die meisten Tiere in Tierversuchen einsetzten. Bayern bleibt auch wie im Jahr zuvor auf Platz eins mit 774.874 Tieren und damit 18,42 % der deutschlandweiten Gesamtzahl von 4.207.231 Tieren. Baden-Württemberg belegt mit 644.408 Tieren (15,32 %) den zweiten Platz, ebenso wie letztes Jahr. Seit 2021 sind sogenannte Überschusstiere in diesen Zahlen enthalten. Das sind Tiere, die wegen fehlendem Verwendungszweck getötet werden, ohne im Tierversuch eingesetzt worden zu sein. In Baden-Württemberg waren das erschreckende 283.365 Tiere, die wie Wegwerfware sterben mussten (1).
Stuttgart, 2. Januar 2024. Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert endlich eine konkrete Umsetzung von EU-Richtlinie 63/2010, in welcher es heißt: “Tierversuche auf lange Sicht zu beenden und wenn möglich, alternative, tierfreie Methoden zum Einsatz kommen zu lassen“.
,,In Deutschland fehlt ein konkreter Plan, wie die EU-Richtlinie realisiert werden soll. Ohne diesen passiert, wie es zu erwarten ist, auch viel zu wenig,“ so Julia Thielert, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg. ,,In Baden-Württemberg wurden die meisten Tiere (131.550) in der Grundlagenforschung eingesetzt. Bei dieser Forschungsform geht es darum, neue Erkenntnisse zu gewinnen, ohne dass es für diese einen konkreten Nutzen gibt oder ein weiterer Handlungsrahmen auf Basis der Ergebnisse vorliegt. Zum Beispiel werden in Mannheim Ratten alkoholabhängig gemacht und man untersucht anschließend, welche Nervenzellverbände durch die Abhängigkeit aktiviert werden (2). Die Grundlagenforschung ohne konkret angestrebtes Ziel, welches einen relevanten Nutzen bringt, könnte sofort verboten werden und es würde keinen Einfluss auf die Allgemeinbevölkerung haben. In Tierversuchen werden fast immer alle Tiere während der Versuche oder nach Beendigung dieser getötet.“
18.624 Tiere wurden zudem mehrfach im Tierversuch eingesetzt und 91.240 wurden gezüchtet und anschließend getötet, um ihre Organe und Gewebe für Versuche zu verwenden. Gerade in diesem Bereich hat die tierversuchsfreie Methodik einige humanrelevante Fortschritte gemacht und kann Miniorgane züchten sowie Gewebe im Labor herstellen und vermehren. Leider sind die Bestrebungen, tierversuchsfreie Alternativen zu nutzen, noch immer sehr gering. 7.906 Tiere wurden an Hochschulen und zur Verbesserung der beruflichen Fähigkeiten in Versuchen in Baden-Württemberg eingesetzt. Auch in diesem Bereich könnte man sehr gut an der Entwicklung von tierfreien Methoden arbeiten.
Die am häufigsten eingesetzten Tiere waren Mäuse, gefolgt von Ratten und Zebrafischen. Es finden sich auch beliebte Haustiere in der Liste der Tierversuchsopfer wie Hunde, Meerschweinchen und Kaninchen. In Tübingen findet Hirnforschung an Affen statt, in Freiburg steht das Institut für Krankheitsmodelle und gezielte Therapie mit Käfigen für 10.000 Mäuse. Die Universität Hohenheim hat einen Neubau mit zwei Versuchstierställen für Schweine, Schafe, Hühner und Mäuse. All dies deutet nicht auf ein baldiges Ende der Tierversuche hin.
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert die Bundesregierung auf, den von den Grünen und der SPD im Wahlprogramm versprochenen Ausstiegsplan auf Bundes- und Landesebene umzusetzen (3). Tierversuche sind eine unzeitgemäße, sehr erfolglose und grausame Form der Wissenschaft. Ihre klinische Relevanz liegt bei nur 0,3% . Es wird Zeit für eine Forschung, die an unsere modernen Zeiten angepasst ist.
Quellen
1: https://www.bf3r.de/de/verwendung_von_versuchstieren_im_jahr_2022-313306.html
3: https://tierrechte-bw.de/index.php/news-leser/bundesverband-veroeffentlicht-wahlpruefsteine.html
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für den Schutz und die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Menschen für Tierrechte ist Mitglied im Landestierschutzbeirat Baden-Württemberg und seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht im Tierschutz (TierSchMVG).
Pressekontakt:
Julia Thielert
M.Sc. Animal Welfare Science
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.
Bürozeiten:
Mo bis Fr von 09:30 – 13:30 Uhr
Tel: 0159/ 0611 0596
j.thielert@tierrechte-bw.de