Das Urteil
/ via taeter theater /
Die dramatische Struktur der Erzählung reizte Wolfgang Graczol zu dieser experimentellen Aufführung und schuf für sie einen unheimlichen Assoziationsraum.
(Dauer: ca. 1 Stunde)
Pressestimmen
Pointierte Darstellung
In Kafkas Text schreibt Geschäftsmann Bendemann einen Brief an seinen Jugendfreund in Petersburg, um jenen zu seiner Hochzeit einzuladen. Georg berichtet seinem Vater von dem Schreiben – und löst dadurch eine bizarre, schließlich fatale Konfrontation aus. Graczol übernimmt dabei die Funktion des Erzählers, schlüpft zugleich in die Rollen von Vater und Sohn – und vollzieht mit seiner pointierten Darstellung ausdrucksstark die schleichende Wandlung des Kafka-Textes nach: von der nüchternen, fast beiläufigen Schilderung einer Freundschaft hin zu wachsender Bedrohung.
Wie Kafka in seiner Erzählung beginnt, die Schrauben der sicheren Handlungslogik zu lösen, einen alptraumhaften Zersetzungsprozess startet, der Vater und Sohn in schicksalhafte Opposition bringt, so hält auch in Graczols Spiel zunehmend das Unheimliche Einzug. Als Regisseur setzt er das Stück dabei als schlankes, knapp einstündiges Kammerspiel in Szene – mit Musik-Einspielungen von Kompositionen Anton Weberns. Die Intensität des Lichtes wird dann und wann geändert, als Requisiten dienen lediglich ein Stuhl und eingangs erwähnte Holzlatten, deren Anordnung uns gleichermaßen als fragiler Schutzraum und Gefängnis erscheint. Vor allem aber wird „Das Urteil“ von Graczols überzeugend intensiver Darstellung getragen. mav
Mannheimer Morgen
15. Juni 2011