Die Vernunft hat gesiegt: Verkehrsversuch Mittermaierstraße kommt vorerst nicht
/ via dieheidelberger /
Die Verkehrssituation auf der Mittermaierstraße ist aktuell – insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten – für alle Verkehrsteilnehmer unbefriedigend. Der angedachte Verkehrsversuch würde zwar eine Verbesserung für den Fußgänger- und Radverkehr bringen, aber die Situation für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und ÖPNV deutlich verschlechtern. Das wollten Grüne und Linke zwar nicht einsehen, aber eine deutliche Mehrheit hat die Handreichung des Oberbürgermeisters angenommen und dafür gestimmt, das Thema in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe ausführlich zu erörtern und die negativen Stellungnahmen ernst zu nehmen.
Wir haben den Grünen dabei mit auf den Weg gegeben, dass wir allen, die denken, dass „diese Blaulichtleute“ bei ihrer Einschätzung nicht richtig darüber nachgedacht oder etwas vergessen hätten, empfehlen, zuerst mit „diesen Blaulichtleuten“ zu sprechen statt über sie. Die Grünen wollten die „Blaulichtleute“ belehren, dass Rettungsdienste durch den Verkehrsversuch schneller voran kämen. Dem hat Heiko Holler, der Leiter der Berufsfeuerwehr jedoch klar widersprochen, das auf der Mittermaierstraße faktisch die Breite nicht ausreicht für das, was sich die Grünen vorstellen.
Tatsächlich gibt es in Paris positive Beispiele, bei denen Rettungskräfte Radwege nutzen können und dadurch schneller vorankommen. Aber leider lassen sich diese bei genauer Betrachtung überhaupt nicht mit der Mittermaierstraße vergleichen: Es handelt sich dort um lange Straßenzüge, ohne dicht hintereinander folgende Kreuzungen und auch die Ein- und Abbiegebeziehungen spielen eine erhebliche Rolle.
Das alles wurde bei den Stellungnahmen berücksichtigt und aus diesem Grund sind sie negativ ausgefallen!
Die Verkehrssituation im Normalbetrieb, insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten, ist bereits heute schon angespannt und erschwert den Einsatzkräften häufig, die gesetzlich vorgegebenen Hilfsfristen einzuhalten. Rückstaubildungen bis zur Mönchhofstraße sind keine Seltenheit, sondern die Regel. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste – und sogar das Amt für Mobilität – sind davon überzeugt, dass sich diese Situation mit dem Verkehrsversuch deutlich und spürbar verschlechtern wird.
Selbst wenn Rettungsdienst und Feuerwehr künftig die Fahrradspur auf der Mittermaierstraße nutzen könnten, müssten sie sich zuvor erst einmal durch den Rückstau bis zur Mittermaierstraße kämpfen. Diesen Zeitverlust können sie auf der Mittermaierstraße mitnichten wieder gut machen. Die Rettungsdienste werden durch den Verkehrsversuch also nicht schneller an ihr Ziel kommen!
Und was überhaupt nicht berücksichtigt wurde, sind die Fahrten ohne Sondersignal des Rettungsdienstes: Fahrten mit Sondersignal werden nach Möglichkeit vermieden, weil sie für alle Beteiligten stressiger und gefährlicher sind. Diese Fahrzeuge dürfen dann nicht auf den Radweg, dennoch handelt es sich mitunter um zeitkritische Fahrten die primär abgewickelt werden müssen und es sich nicht erlauben können, 30 min im Stau zu stehen – auch weil die Fahrzeuge dann ganz einfach zu lange belegt und nicht zur Verfügung sind.
Gar nicht mehr thematisiert wurde der ÖPNV, der schon heute zu Stoßzeiten von Sportzentrum Nord bis zum Hauptbahnhof gut 30 Minuten im Stau steht und nicht ausweichen kann. Zudem ist der Zeitpunkt denkbar ungünstig: An mehreren Stellen in der Stadt haben wir aktuell und in den nächsten Jahren Baustellen, die den Verkehrsfluss beeinträchtigen.
Wir Heidelberger sind nicht per se gegen Verkehrsversuche – aber bitte an geeigneten Stellen und nicht auf einer der wichtigsten Zufahrten ins Neuenheimer Feld!