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Des Turnvaters letzte Reise

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/ via htv /

1896 übergab der Heidelberger Künstler Guido Schmitt dem HTV ein monumentales Portrait Friedrich Ludwig Jahns in Öl. Das Bild hing über Jahrzehnte in der Klingenteichhalle und dann noch einige Jahre im Turnzentrum. Aber auch dort war es anscheinend nicht mehr so gern gesehen, schien etwas aus der Zeit gefallen und drohte zudem permanent von der Wand zu stürzen. So fristete es die letzten Jahre ein vollkommen unwürdiges Dasein im Heizungsraum des Turnzentrums – ein untragbarer Zustand, aber was tun, mit einem Gemälde dieser Größe und dieses Wertes?

Letztlich half Gevatter Zufall dem HTV auf die Sprünge. Nimmt doch seit letztem Sommer eine HTV-Riege am Jahn-Turnfest in dem dessen letztem Wohnort Freyburg an der Unstrut (ja, der berühmte Rotkäppchen-Sekt kommt da auch her) teil. Dort befindet sich auch das Jahn-Museum und wo ist ein solches Gemälde besser aufgehoben als in einem Museum – sachgerecht behandelt und zugänglich für die interessierte Öffentlichkeit und die deutsche und internationale Turnerschaft. Mit dem Gemälde reisen eine Büste Jahns, ein Jahn-Teller von Hutschenreuther und zwei Stellbilder, die HTV-Riegen bei Turnfesten in Basel (1912) und Genf (1925) zeigen.

Die Entscheidung, diese historischen Gegenstände, die die HTV-DNA in sich tragen, abzugeben, fiel nicht leicht. Da allerdings eine ordentliche Lagerung oder gar eine Ausstellung auf dem HTV-Gelände oder in den städtischen Sporthallen nicht möglich ist, schien dies der beste Weg zu sein, unsere Geschichte und die Geschichte des Turnens zu bewahren und gleichsam zugänglich zu machen. Zudem ist zwar der Einfluss Jahns auf das Turnen und den Sport allgemein in Deutschland über jeden Zweifel erhaben – eine gänzlich unumstrittene Person der Zeitgeschichte war er aber auch nicht. Die historische Einordnung unterliegt nun den Profis aus der Nähe Leipzigs und wir können uns um Gegenwart und Zukunft des Turnens kümmern.

In diesem Moment reist die HTV-Riege nach Freyburg, um an der 100. Austragung des Jahn-Turnfests teilzunehmen und wird die Stücke einer Delegation des Jahn-Museums übergeben. Bei der Museums-Leitung möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken, denn den berühmten vier F – frisch, fromm, fröhlich, frei – muss hier noch ein fünftes hinzugefügt werden: freundlich, wunderbar freundlich!

Wir wünschen unserem “Turnvater” eine gute Reise zu seinem hoffentlich letzten Aufenthaltsort, den HTV-Turnerinnen und Turnern ebenfalls und natürlich gute und erfolgreiche Wettkämpfe.

P.S.: So manchem HTV-Mitglied, das das Gemälde noch im Klingenteich hängen sah, wird auffallen, dass der noch viel monumentalere Rahmen fehlt. Auch dieser steht im Turnzentrum, passte aber beim besten Willen nicht in ein Auto und so wird eine anderweitige Zustellung nach Freyburg geprüft.

 

Quelle

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