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84:83 – welch eine Heldentat der MLP Academics bei den Braunschweiger Löwen

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/ via mlp academics /

Es gibt Korbjagden, die sind wie für die Ewigkeit geschaffen, weil sie ein ganz besonderes Narrativ entwickeln. Kurz vor dem Sprungball am späten Sonntagnachmittag hätte man weder Haus noch Hof darauf verwettet, dass die MLP Academics Heidelberg am 16. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga den Hauch einer Chance beim Gastspiel in Braunschweig haben würden. Zu krass schien die Ausgangskonstellation zu sein, nachdem Joshia „Josh“ Gray (Rückenprobleme) und Tim Coleman (Knieprobleme) passen mussten und es Paul Zipser (Sprunggelenk) sowie Elias Lasisi (Oberschenkel) beim Warm-up zwar probierten, sie aber vorsichtshalber nicht zum Einsatz kommen sollten. Nach dramatischen wie dramaturgischen 40 Minuten darf ohne Übertreibung festgestellt werden: Dieses am Ende knappe 84:83 (27:22, 20:14, 16:19, 21:28) unserer MLP Academics bei den Basketball Löwen Braunschweig verdient das Prädikat besonders wertvoll! Zumal die Schützlinge von Neu-Trainer Ingo Freyer nach nur 5:23 Minuten verletzungsbedingt auf „Mister Zuverlässig“ Vincent Kesteloot verzichten mussten.

Tragischer Moment für „Vinnie“ Kesteloot

Ergo: Das Fähnlein der sechs Aufrechten vollbrachte vor 4.251 Zuschauern in der Volkswagen Halle eine Heldentat! Nämlich spätestens von jenem Zeitpunkt an, als der Belgier Kesteloot nach einer Korbaktion hinter der Bande unglücklich aufkam und mit schmerzverzerrtem Gesicht, von Tim Coleman und Akeem Vargas gestützt, vom Parkett geführt werden musste. Marcel Keßen hatte zwar den anschließenden Abpraller zur 18:17-Führung (6.) verwertet, aber ob die Kurpfälzer diesen Nackenschlag obendrein wegpacken würden, schien nahezu ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Doch Heidelberg ließ sich in der Folgezeit durch nichts und von niemandem beirren. „Ich habe immer an uns geglaubt. Es ist megageil, dass wir hier gewonnen haben.“, sagte Marcel Keßen, mit 17 Punkten, acht Rebounds und der besten Plus-minus-Bilanz bei einer Spielzeit von 21:44 Minuten einer der Matchwinner bei Dyn.

Ingo Freyer stellt das Team optimal ein

Bereits im ersten Viertel bissen sich die sichtlich beeindruckten Löwen die Zähne aus. Ingo Freyer hatte bei seinem Debüt vor allem die Defensive mit klaren Ansagen und Maßnahmen aus dem Basketball-Lehrbuch sehr gut eingestellt. Die Mentalität stimmte zu 120 Prozent, die Pick-and-Roll-Situationen und Hilfen zeigten Wirkung bei den Hausherren, deren Ballverluste dadurch forciert wurden und sich zunehmend häuften.

Das 27:22 (1. Viertel) war ein erstes Statement, dem bis zur Halbzeit ein weiteres in den folgenden zehn Minuten folgte. Wie ausgetauscht im Vergleich zur Serie von sieben Niederlagen gingen die Gäste überlegt, engagiert und selbstbewusst ans Werk. Als Keßen zwei Freiwürfe zum 43:26 (16.) verwandelte, war damit zugleich das größte Punktepolster hergestellt. Auch weil Abu Kigab immer wieder energisch zum Korb zog und schließlich mit 19 Punkten zum Topscorer der Partie avancierte. Ärgerlich aus Academics-Sicht, dass ein Tip-in von Sananda Fru fälschlicherweise anerkannt wurde, so dass es zur Halbzeit nicht 47:34, sondern „nur“ 47:36 für Heidelberg stand.

Extralob für Kapitän Akeem Vargas

Ein schlechtes Omen? Ach was. Der höchst effiziente Isaiah Whaley (16 Punkte, 77,8 Prozent Trefferquote!) und der in den Vierteln drei und vier superstarke Kapitän Akeem Vargas (12 Punkte, fünf Assists) waren immer dann zur Stelle, wenn es brenzlig oder enger werden sollte. Ingo Freyer vergab ein Extralob an den Academics-Captain und emotionalen Anführer dieser Sechser-Rotation: „Hut ab vor seiner Leistung. Akeem bekommt bei mir eine ganz wichtige Rolle mit mehr Würfen. Er hat es direkt umgesetzt.“

Über lange Phasen hielten unsere Jungs vom Neckar den Vorsprung. 59:44 (27.), 63:55 (3. Viertel) und 70:59 (32.) hieß es für die Universitätsstädter, doch urplötzlich drohte die Partie zu kippen, da Ahmaad Rorie aufdrehte und die physische Überlegenheit der Hausherren mehr und mehr ins Gewicht fiel. Hitchcock-Thriller in Niedersachsen – beim 70:72 (35.) war der Anschluss seitens der Löwen hergestellt. Die Crunchtime und Nervenschlacht sollte eröffnet sein. Eine irre Korbjad, die jeden Fan in der Multifunktionsarena selbst, aber eben auch vor den Fernsehschirmen im heimischen Wohnzimmer in den Bann zog. Im Stenogrammstil aus Sicht des Ramírez-Kollektivs: 73:72, 73:74 73:77 (37.), 76:77, 76:79 (38.), 79:79, 81:82 (39.), 83:82 durch Ferdinand Zylkas Korbleger, 0:47 Minuten vor dem Ende.

Steal von Niklas Würzner – 21 Sekunden vor dem Ende

Und dann? Bennet Hundt, mit 9 Punkten und 8 Assists sowie unermüdlicher Energie einer der Schlüsselspieler, unterläuft neun Sekunden später ein unglücklicher Ballverlust. Auszeit Academics. Ingo Freyer wirft seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Er animiert dabei seine Kerle zum Steal. Ballbesitz Braunschweig. 21 Sekunden sind es noch auf der Uhr, da gelingt „Niki“ Würzner tatsächlich ein Steal an der Seitenlinie gegen Nicholas Tischler. Im Eins-gegen-Eins gegen dessen Zwillingsbruder Brandon Tischler markiert Abu Kigab anschließend das 84:83 für Heidelberg, 6,3 Sekunden sind noch zu spielen. Hundt foult Rorie (4,5 Sekunden) ohne Folgen. Nach einem Einwurf schließt Braunschweigs Spielmacher und auffälligster Akteur mit der Schlusssirene ab. Der Ball springt indes von der vorderen Ringkante zurück ins Feld. Aus – vorbei – die Rumpftruppe der MLP Academics hat ein dramatisches Spiel knapp für sich entschieden.

Ohne Wenn und Aber ein Husarenstück – unter diesen vermeintlich schlechten Voraussetzungen sogar ein sensationeller Coup, geprägt von Widerstandskraft, Wille, Kampf und Leidenschaft pur. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, ein Mut- und Muntermacher exakt zum richtigen Zeitpunkt. Ingo Freyer überwältigt und zugleich erleichtert: „Wir wollen von den Abstiegsrängen wegkommen. Ich bin total froh, dass wir den ersten Schritt gemacht haben, auch wenn es ein kleiner war. Wir haben noch 18 Spiele.“ Die Freyersche Besonnenheit und Klarheit …

Emotionen pur nach dem Abpfiff

Danach schwappten die Emotionen über. Umarmungen hier und dort, die Frisur von Ingo Freyer wurde in Mitleidenschaft gezogen. Egal: Ein Traumeinstand – ein Narrativ mit würziger Pointe. Sowie auch mit einem Wermutstropfen: „Vinnie“ Kesteloots Tränen nach dem Erfolgserlebnis sprachen für sich. Nach dem MRT wissen die Verantwortlichen mehr, alle Daumen seien dem sympathischen Belgier gedrückt.

Nach der „Wahnsinnstat“ haben sich die Akteure erst einmal Erholung verdient. Am 22. Januar (Montag, 20 Uhr) dürfen die MLP Academics im SNP dome gegen den SYNTAINICS MBC wieder ran. Der zweite Streich binnen acht Tagen ist möglich. Nach jenem Tanz auf der Rasierklinge in Braunschweig sind weitere „Parforceritte“ im Abstiegskampf mit Happy-End-Charakter absolut drin. Erst recht, wenn eine Mannschaft mit ihren vermeintlichen Rollenspielern und wieder freieren Köpfen derart kompakt und trotzig auftritt.

Stimmen zum Spiel:

„Mit Blick auf das ganze Spiel war es sehr gut, wie wir Braunschweigs Aggressivität zu Hause gematcht haben. Wir haben es fast über die ganze Zeit erfolgreich geschafft, daraus unsere Offensive zu kreieren. Auf diese Weise haben wir uns eine hohe Führung erspielt und die war auch wichtig, weil klar war, dass mit einer kurzen Rotation wie heute am Ende hier und da Fehler gemacht werden. Aber wir haben es auch geschafft, den Gegner zu Fehlern zu zwingen und haben so schlussendlich das Spiel gewonnen. Es hätte auch andersherum laufen können, aber der Steal am Ende nach der Auszeit – der war entscheidend.“ – Ingo Freyer, Headcoach der MLP Academics Heidelberg.

„Glückwunsch an Heidelberg und Coach Freyer. Heidelberg hat genau das getan, was wir erwartet, erklärt und im Training versucht haben, deutlich zu machen. Sie haben das ideal umgesetzt und ohne die verletzten Spieler vielleicht sogar noch besser. Es war also keine Überraschung, allerdings sehr, sehr enttäuschend wie wir das Spiel begonnen haben. Die ersten Minuten sind wir nur hinterhergelaufen und haben nicht so gespielt wie am Ende. Aber es geht eben darum, wie wir das Spiel beginnen, den richtigen mentalen Ansatz zu haben und mit der nötigen Intensität sowie Entschlossenheit zu spielen. Und heute war der Start aufgrund der Situation des Gegners besonders gefährlich. Der hat das sehr gut gemacht, aber wir haben unsere Aufgaben nicht erledigt. Das ist wie bereits gesagt sehr enttäuschend. Aber ich hoffe die Mannschaft lernt daraus, wer wir sind, was unsere Mentalität sein sollte und dass wir darauf aufbauend in Zukunft besser sein werden.“ – Jesús Ramírez, Headcoach der Basketball Löwen Braunschweig.

„Das war eine überragende Teamleistung heute. Nachdem Vinnie sich dann auch noch verletzt hat und wir nur noch sechs Spieler hatten, ist es beeindruckend, was das Selbstbewusstsein, das Ingo uns eingeredet hat, bewirken konnte. Wir haben heute das auf das Feld gebracht, was wir im Training schon ganz oft gesehen haben, mit einer sehr, sehr guten deutschen Line-up, die im Training schon oft gut zusammengespielt hat. Das war sehr beeindruckend, aber gleichzeitig nichts Neues für uns. Es ist schön, dass wir einen Sieg holen konnten. Jetzt müssen wir unsere Körper gut erholen, weil viele von uns angeschlagen sind. Dieser Sieg fühlt sich sehr, sehr gut an!“ – Akeem Vargas, Kapitän und Shooting Guard der MLP Academics.

„Das war ein absolut verrücktes Spiel. Es ist überragend, dass wir heute gewonnen haben. Ich bin megastolz auf diese Truppe. Mit so einer kleinen Rotation mit nur sechs Leuten, nachdem Vinnie sich auch noch verletzt hat, hat jeder heute für jeden gekämpft und sich komplett reingehängt. Wir waren im Kopf heute deutlich „freyer“, viele Jungs, die sich noch nicht so zeigen konnten, haben heute einen guten Job gemacht. Wir müssen jetzt abwarten, was bei Vinnie herauskommt. Wir hoffen natürlich, dass es nichts Ernstes ist. Mit dieser angeschlagenen Truppe müssen wir uns jetzt erstmal erholen. Danach hoffen wir natürlich, den nächsten Sieg einzufahren.“ – Niklas Würzner, Point Guard der MLP Academics.

„Es war ein mega geiles Spiel! Absolut überragende Leistung von uns allen, vor allem mit sechs Leuten, die auf dem Feld stehen. Wir wünschen Vinnie nur das Beste und hoffen, dass er schnell wieder dabei ist. Ingo hat uns in drei Tagen Training so viel wie möglich von seinem Konzept mitgegeben. Ich glaube, wir haben das über weite Strecken schon sehr gut umgesetzt. Natürlich war das Spiel nicht perfekt, aber am Ende haben wir es mit einem Punkt gewonnen mit nur sechs Leuten und ohne vier unserer Leistungsträger. Das ist einfach nur überragend.“ – Marcel Keßen, Center der MLP Academics.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Abu Kigab 19, Marcel Keßen 17 (2 Dreier), Isaiah Whaley 16 (2), Akeem Vargas 12 (3), Bennet Hundt 9 (1), Niklas Würzner 7 (1), Vincent Kesteloot 4, Elias Lasisi (DNP), Paul Zipser (DNP), Evan Rietsch (DNP).

Basketball Löwen Braunschweig: Ahmaad Rorie 17 (2), Ferdinand Zylka 16 (2), Brandon Tischler 12 (2), Nicholas Tischler 11, Sananda Fru 10, Jilson Bango 6, Barra Njie 6, Martin Peterka 5 (1), TJ Crockett Junior, Gian Aydinoglu (DNP), Mertcan Gerhardt (DNP).

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien

MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft

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