Belohnen sich die MLP Academics bei Vechtas „RASTA“-Männern?
/ via mlp academics /
Es ist recht müßig, den Rechenschieber auszupacken. Noch haben die MLP Academics Heidelberg bis zum Ende der regulären Saison Mitte Mai Zeit und insgesamt 16 Spiele in der easyCredit Basketball Bundesliga zu bestreiten, um einer bis dato komplizierten Runde ein positives Ende zu verleihen. Im anliegenden Auswärtsmatch am Sonntag (15.30 Uhr/live bei Dyn ab 15.15 Uhr) gegen den Rangsechsten und Playoff-Kandidaten RASTA Vechta wird es vor allem wichtig sein, eine konstante Leistung über 40 Minuten zu zeigen und einen Einbruch wie zuletzt im Duell mit dem Klassenprimus NINERS Chemnitz (77:99) unbedingt zu vermeiden. Bei unseren Heidelbergern ist man besonders gespannt auf das Debüt von Nachverpflichtung Elijah Childs (25 Jahre, 2,01 Meter), der seit Dienstag zu Ingo Freyers Kollektiv stieß und einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben hat.
Ingo Freyer: „Mit Elijah Childs sind wir tiefer besetzt“
Headcoach Freyer berichtet, dass sein Team im Laufe dieser Woche beständig gut trainiert habe. Jeder gestandene Profi mehr bedeutet angesichts der weiterhin angespannten Personalsituation einen Mehrwert und Qualitätsgewinn für die Übungseinheiten. Fünf-gegen-fünf-Konstellationen sind eine Grundvoraussetzung für jedes Basketballteam, ganz gleich auf welchem Niveau. „Mit Elijah sind wir auf den großen Positionen tiefer besetzt“, sagt Ingo Freyer über die Ad-hoc-Integration von Childs, „was uns im Training wie Spiel hilft.“
Und in der Tat: Mit dem athletischen Big Man und Linkshänder von den MHP RIESEN Ludwigsburg haben die abstiegsgefährdeten MLP Academics wieder mehr Optionen. Elijah Childs, der ursprünglich aus Kansas City stammt und im College für die „Braves“ der Bradley University aus Illinois (NCAA Division I) agierte, wird auf den Positionen vier und fünf gemeinsam mit Isaiah Whaley und Marcel Keßen eine Teileinheit bilden. Bisher musste Cheftrainer Freyer wegen der zahlreichen Ausfälle (Saisonende für Vincent Kesteloot und Tim Coleman, Verletzungen von Paul Zipser und Kapitän Akeem Vargas) mehr improvisieren als ihm das lieb sein konnte.
Nun kann er im Stimmungstempel RASTA Dome, der seit 2011 zweimal umgebaut und kapazitätsmäßig erweitert wurde, zumindest wieder auf eine Neuner-Rotation setzen. „Man drückt halt nicht auf den Knopf und alles ist anders“, so Ingo Freyer im Gespräch übers große Ganze, „es ist vielmehr ein Prozess, der reift.“
Diesem Prozess wollen die Universitätsstädter in der rund 35.000 Einwohner zählenden Kreisstadt Vechta, im westlichen Teil von Niedersachsen gelegen, ein weiteres Puzzleteilchen hinzufügen. Es geht primär darum, eine gute bis sehr gute, engagierte Leistung aufs Parkett zu zaubern. Das umzusetzen, was seit Freyers Amtsübernahme am 11. Januar in den Trainingssessions an spielerischen Abläufen, Rollenverteilung und taktischen Finessen einstudiert wurde.
Marcel Keßen kämpferisch: „Alles geben, alles raushauen“
Im Team selbst herrscht wieder Zuversicht, trotz aller Rückschläge und Widrigkeiten. „Wir wissen natürlich alle, wie wichtig jedes einzelne Spiel für uns ist und genauso auch das Spiel in Vechta. Wir haben bisher gut trainiert. Wir sind froh, dass Elijah noch zum Team dazugestoßen ist und ganz sicherlich noch Entlastung gibt“, konstatiert Center Marcel Keßen., zuletzt gegen die NINERS aus Sachsen mit der beste Academics-Akteur. Was bedeutet dies also fürs knackige Duell mit den „RASTA“-Männern? „Das heißt, wie in jedem anderen Spiel auch, einfach alles geben, alles rausholen, was wir haben. Ich bin der Meinung, dass es oft an uns liegt, dass es nicht am Gegner liegt, dass wir auch ein Spiel in Vechta gewinnen können. Auch wenn wir alle wissen, dass es da sehr tough sein wird. Aber mit einer guten Trainingswoche – und wenn wir alles raushauen -, ist sicherlich auch ein kleiner Überraschungssieg für uns drin.“
Dazu benötigen die Jungs vom Neckar im Nordwesten Deutschlands einen Sahnetag. „Vecht“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet nichts anderes als feuchtes Land. Und gerade auch im stimmungsvollen RASTA Dome (Fassungsvermögen 3.140 Zuschauer) sind schon einige BBL-Teams ausgerutscht. Nicht von ungefähr wurde Vechta vor Kurzem vom Fachmagazin BIG zur Überraschungsmannschaft und deren Playmaker Tommy Kuhse zum Most Valuable Player (MVP) gekürt. Der Amerikaner Kuhse, letzte Saison in Ludwigsburg durch eine langwierige Verletzung gehandicapt, ist der unumstrittene Denker und Lenker im RASTA-Spiel. Von seinem Spielwitz sowie der Art, wie er die Mannschaft führt, lebt die ausgeglichen besetzte Einheit um „Captain“ Chip Flanigan.
Alex Vogel: „Als Team zusammenbleiben“
„Wir brauchen Konstanz in unserem Spiel, was Energie, Aggressivität und Fokus angeht. Es reichen nicht 15 Minuten wie gegen Chemnitz oder 20 wie in der Hinrunde gegen Vechta. Wir müssen als Team zusammenbleiben, auch wenn wir mal Runs kassieren“, fordert Alex Vogel, Sportlicher Leiter der MLP Academics, für den Auftritt am Sonntagnachmittag ein. Auf jeden Fall möchten die Heidelberger das denkwürdige Debakel vom 5. Januar vergessen lassen. Das 76:113 im SNP dome gegen Vechta entspricht zugleich der höchsten Saisonniederlage. „Vechta ist weiterhin das Überraschungsteam dieses Jahr. Kuhse ist der MVP der BBL bisher. Sie haben gefährliche Schützen, bewegen den Ball gut und beschützen hinten den Ring. Außerdem agieren sie mit einem unglaublichen Selbstverständnis, was sie sich über die Saison erarbeitet haben“, analysiert Alex Vogel den Kontrahenten, der vergangenen Sonntag mit dem 79:71 über die Veolia Towers Hamburg bereits den siebten Heimsieg einheimste.
Insgesamt steht RASTA bei einer Zwischenbilanz von 12 Siegen und sechs Niederlagen und hält tabellarischen Anschluss zu Berlin, Würzburg (die nächste Überraschung!) und zum amtierenden Meister aus Ulm. Vechta ist eben kein klassischer, normaler BBL-Aufsteiger, sondern ein Klub mit gewachsenen Strukturen und einem soliden Fundament.
Kompromisslose Energieleistung im RASTA Dome gefragt
Es bedarf demnach einer kompromisslosen Energieleistung, um den Schützlingen von Headcoach Ty Harrelson Paroli bieten zu können. Vielleicht hilft es ja, dass Neuzugang Elijah Childs über europäische Profierfahrung (Pallacanestro Trapani/Sizilien, Bakken Bears Aarhus sowie einige Champions-League-Einsätze für Aarhus und Ludwigsburg) verfügt und die deutsche Eliteliga sowie deren Qualitätsansprüche kennt. Das sollte die Eingewöhnungszeit für den neuen athletischen Academics-Riesen am Brett merklich erleichtern.
Bereits am Samstag treten die Heidelberger die 470 Kilometer lange Reise Richtung Norden an. Am Sonntagabend geht es mit dem Teambus zurück in die Kurpfalz. Mit einer guten Portion Optimismus im Gepäck lassen sich die Aufgaben zu Hause gegen Braunschweig (Freitag, 9. Februar, 18.30 Uhr) sowie in Bamberg (13. Februar) und nach der Länderspielpause dann in Göttingen (3. März) gewiss anders bewältigen.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien