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USC BasCats: „Beim Aufbau eines Programms gibt es keine Abkürzungen“

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Jochen Kohlhaas, der Förderer im Damen- und Mädchenbereich der USC BasCats Heidelberg, hat sich nach dem Ausscheiden im Playoff-Viertelfinale gegen den BBC Black Bulls Osnabrück viele grundsätzliche Gedanken über den weiteren Weg der „Raubkatzen“ gemacht. Im Interview erklärt er, warum er den Weg in der kommenden Saison in der 2. DBBL Süd fortsetzen möchte und was dem Klub noch fehlt, um die anspruchsvollen Auflagen der 1. DBBL erfüllen zu können.

Jochen, das Team 2024/2025 der USC BasCats hat den Aufstieg in die 1. DBBL verpasst. Wie fällt Dein sportliches Fazit aus?

Jochen Kohlhaas: Das sportliche Abschneiden war insgesamt enttäuschend. Besonders ernüchternd ist, dass wir das Final Four nicht erreicht und somit den Aufstieg verpasst haben. Die Saison war von zahlreichen Verletzungen und Krankheitsausfällen geprägt, was sich deutlich auf unsere Leistung ausgewirkt hat. Vor allem der Ausfall von Hannah Cooper in den Play-offs – nach einem starken Spiel gegen Bad Homburg – war ein schwerer Schlag. Auch Liz Iseyemi konnte verletzungs- und krankheitsbedingt nicht konstant eingesetzt werden.

Letztlich gibt es viele Faktoren, die zu diesem Ergebnis geführt haben. Für mich steht jedoch fest: Wir haben als Team insgesamt nicht genügend auf unser Ziel hingearbeitet. In allen Bereichen hätten wir besser agieren müssen.

Welche personellen Veränderungen wird es geben?

Jochen: Es wird, bis auf eine normale Fluktuation im Team, keine personellen Veränderungen geben. Der Trainerstab mit René Spandauw, Helena Eckerle, Oliver Muth und Cieran Anderson bleibt in der bestehenden Konstellation erhalten und wird gemeinsam in die neue Saison starten. Insofern sind keine personellen Wechsel vorgesehen. Allerdings wollen wir die Zusammenarbeit innerhalb des Teams weiterentwickeln – mit klareren Aufgabenverteilungen, verbindlicheren Absprachen, konkreten Zielvereinbarungen und einer stärkeren Nachverfolgung der Umsetzung.

Die USC BasCats haben bis zum 15. April die Lizenzunterlagen für Toyota 1. DBBL eingereicht – was bedeutet dies für die weiteren sportlichen Planungen?

Jochen: Wir haben die Lizenzunterlagen fristgerecht eingereicht, um dem Team im Falle eines sportlichen Aufstiegs auch den Weg in die 1. Damen-Basketball-Bundesliga zu ermöglichen. Wer nach einer langen und intensiven Saison den Aufstieg schafft, sollte dafür auch belohnt werden.

Die Einreichung der Unterlagen hat zudem den Nebeneffekt, dass wir jetzt, im ausgerufenen Wildcard-Verfahren, eine Wildcard beantragen können. Das bedeutet, dass wir – gegen Zahlung einer festgelegten Gebühr – die Möglichkeit hätten, unabhängig vom sportlichen Ergebnis am Spielbetrieb der ersten Liga teilzunehmen.

Jochen Kohlhaas hat einen klaren Plan

Szenario 1. DBBL zieht weitere Schritte nach sich – Szenario 2. DBBL Süd genauso. Was spricht für die Wildcard und einen Platz im Oberhaus, was dagegen?

Jochen: Für die Beantragung einer Wildcard spricht zweifellos die sportliche Attraktivität der 1. DBBL. Mit ALBA Berlin, den Rutronik Stars aus Keltern und den Eisvögeln aus Freiburg gibt es sehr attraktive Gegner. Zudem kann man in der Saison 2025/26 nicht absteigen, die Liga hat einfach zu wenige Teams als dass eine Abstiegsregelung greifen könnte. Das eröffnet natürlich eine besondere Chance: Man könnte – ähnlich wie es die Eisvögel Freiburg vormachen – gezielt jungen deutschen Spielerinnen Einsatzzeiten auf höchstem Niveau bieten und damit nachhaltig fördern. Das klingt auf den ersten Blick sehr verlockend und nach einer risikofreien Möglichkeit mit klaren Vorteilen.

Trotzdem stellt sich für mich die grundsätzliche Frage: Ist die Wildcard für uns als Team, als Organisation, wirklich der richtige Schritt? Haben wir den Aufstieg verdient? Ich denke, wir haben in dieser Saison nicht alles abgerufen, was möglich gewesen wäre. Es gab andere Teams, die konstanter gearbeitet, ihre Spielerinnen besser entwickelt oder mehr Erfolg bei der Verpflichtung ihrer Importspielerinnen hatten. Diese Klubs haben sportlich mehr geleistet – und hätten damit den Aufstieg eher verdient.

Nach meiner Überzeugung gibt es beim Aufbau eines Programms keine Abkürzungen. Man muss Schritt für Schritt gehen, aus Fehlern lernen, Strukturen festigen und sich langfristig entwickeln – so wie es auch die Academics getan haben. Diesen Weg wollen wir ebenfalls gehen: mit harter Arbeit und klarem Fokus.

Hinzu kommt ein struktureller Aspekt: Die 1. DBBL plante zur Saison 2025/26 mit 14 Teams. Mit Göttingen und Leverkusen ziehen sich jedoch zwei etablierte Erstligisten freiwillig aus der ersten Liga zurück. Von den 24 Zweitligisten hat nur ein einziger Klub einen Lizenzantrag für die 1. Liga gestellt. Das wirft für mich Fragen zur Attraktivität und Stabilität der Liga auf. Gerade der Rückzug Leverkusens – ein Team, das erst im letzten Sommer noch eine Wildcard erhalten hatte – stimmt mich nachdenklich. Wenn kaum jemand aufsteigen will und etablierte Vereine aussteigen, stellt sich die Frage: Wie attraktiv ist die Teilnahme am Spielbetrieb der 1. DBBL wirklich? Und was macht die 1. DBBL, um das zu ändern?

Die 1. DBBL verlangt wirtschaftliche wie organisatorische Standards. Stand heute: Welche Bereiche müssen im Verein professionalisiert und gegebenenfalls nachgebessert werden?

Jochen: Die Anforderungen der 1. DBBL sind hoch. Die Standards sind sehr anspruchsvoll. Auch wenn ich mir hinsichtlich des Budgets weniger Gedanken mache, aber um die Standards umzusetzen braucht man viele helfende Hände. Hieran müssen wir arbeiten. Im Bereich der gesamten Organisation sind wir noch nicht erstligatauglich.

Thema Trainingshalle im Neuenheimer Feld: Wie ist da der weitere zeitliche Ablauf?

Jochen: Auch bei diesem Thema muss ich selbstkritisch sagen: Es wurde bislang nicht entschlossen und konsequent genug daran gearbeitet – und in diesem Fall trifft die Verantwortung auch mich persönlich. Die finanziellen Mittel sind vorhanden und für das Projekt reserviert. Aktuell hoffen wir, dass wir Ende 2025 oder Anfang 2026 mit dem Bau der Halle beginnen können.

Jochen Kohlhaas, ein großer Freund des Damen-Basketballs

Und durch welche Maßnahmen gelingt es, ein Damen- und Herren-Bundesliga-Team in der Metropolregion dauerhaft zu etablieren?

Jochen: Ich glaube nicht, dass es einzelne, isolierte Maßnahmen sind, die den Unterschied machen. Entscheidend ist die kontinuierliche, verlässliche und strategisch ausgerichtete Arbeit über Jahre hinweg. Nachhaltiger Erfolg entsteht nicht über Nacht – er ist das Ergebnis von konsequenter Entwicklung auf allen Ebenen: sportlich, organisatorisch und strukturell.

Die Academics haben diesen Weg erfolgreich vorgemacht. Wir orientieren uns daran und wollen ähnliche Prinzipien verfolgen – Schritt für Schritt, mit Ausdauer, Lernbereitschaft und klaren Zielen.

Joachim „Jogi“ Klaehn

USC BasCats Heidelberg

Kommunikation und Medien

Link zum Artikel bei Nußbaum-Medien

Beitragsbild: Jochen Kohlhaas, der Macher der USC BasCats. Foto: Andreas Gieser

 

 

Quelle

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