USC BasCats: Kleine Reifeprüfung beim wertvollen „Pink Game“
Das Thema Brustkrebsvorsorge ins Rampenlicht zu rücken, ist eine prima Idee. Und eine Basketball-Community dafür zu finden, die diese Aktion im Brustkrebsmonat Oktober für sich identifiziert und umsetzt, schafft Gemeinschaftssinn und ein befriedigendes Gefühl. So geschehen am späten Samstagnachmittag im sogenannten „Breast Cancer Awareness Game“ der USC BasCats Heidelberg in der 2. Damen-Basketball-Bundesliga gegen den Landesrivalen MTV Stuttgart, das die Gastgeberinnen mit 73:62 (42:27) für sich entschieden – und damit in vielerlei Hinsicht für positive Stimmung sorgten.
„Think pink“ bedeutet: Die USC BasCats blieben auch im fünften Saisonmatch der 2. DBBL Süd ungeschlagen, erwarben sich durch die besondere Korbjagd in ganz besonderer Atmosphäre neue Sympathien, sammelten über 5.000 Euro für die mit viel Herzblut durchgeführte Spendenaktion ein und unterstrichen vor rund 250 Zuschauern im ISSW ihre sportlichen wie kommunikativen Ambitionen.
Vom Tip-off weg entwickelte sich eine Partie, die von den Kontrahenten aus Baden-Württemberg mit hoher Intensität geführt wurde. Insgesamt 33 Minuten lang krallten sich meist die „Raubkatzen“ den Ball, bewiesen couragiert, dass sie den dynamischen Spielstil ihres erfahrenen Headcoaches René Spandauw mehr und mehr verinnerlichen. Die auffälligsten Akteurinnen im pinkfarbenen Sondertrikot waren Elizabeth Iseyemi (20 Punkte, 9 Rebounds, 9 Assists), Anne Zipser dank ihrer Lufthoheit in der Zone sowie Eleah Steins (15 Zähler), die als entschlossener Combo-Guard sehr viel richtig machte.
17:0-Lauf (!) stellt die Weichen
Mit einem fulminanten 17:0-Lauf (!) zum 40:22 (18.) stellten die USC BasCats die Weichen auf Sieg und ließen auch in der Folgezeit keinen Zentimeter nach. Dank zweier aufeinanderfolgender Dreier von Julia Wroblewski und dem ersten Zweitliga-Feldkorb von Rookie-Centerin Greta Metz schraubten sie das Ergebnis bis auf 69:42 (33.) hoch. Spandauw illustrierte mit Bestimmtheit und Mut, dass er auf junge Spielerinnen setzt. Mit Antonia Schüle, Chloé Emanga Noupoué, Carla Koch und Greta Metz, ergänzt um die neue amerikanische Playmakerin Hannah Cooper, stand plötzlich eine „Küken“-Formation auf dem Parkett. Der MTV machte es ähnlich und testete sein Potenzial aus.
Die mutige Herangehensweise von René Spandauw und seines französischen Kollegen Cyril da Silva brachte fortan eine erfrischende Komponente ins Spiel, wenngleich die „jungen Wilden“ der BasCats nun den Rhythmus verloren. Leider! Spandauw wurde energisch, laut und sehr direkt. Es gehört zum Prozess dieses Heidelberger Teams, nicht zu viel in solch vermeintlich komfortablen Momenten zu wollen, nicht die Bälle großzügig herzuschenken und nicht zu viele einfache Punkte des Gegners nach Ballverlusten wegen mangelhafter Rückwärtsbewegung zuzulassen. „In den letzten sieben Minuten hat uns der Fokus gefehlt“, sagte Eleah Steins über diese kleine Reifeprüfung, „wir wollen ja die jüngeren Spielerinnen fördern und ich finde es gut, dass dies heute ausprobiert wurde. Am Ende müssen wir es als Mannschaft besser regeln – und daraus lernen.“
Das finale 73:62 für Heidelberg spiegelte die Dominanz nur bedingt wider. Es wurde unnötig knapp. Auch weil der Gast viel Kampfgeist und Resilienz zeigte, ohne den Favoriten dabei ernsthaft zu gefährden. Die ambivalente Gefühlslage war René Spandauw anzumerken. Die ersten drei Viertel habe sein BasCats-Team „wirklich prima gespielt, ich habe da nichts zu meckern“. Spandauw kritisierte vor allem das schludrige Passverhalten und die nachlassende Verteidigungsbereitschaft in der Schlussphase. „13 Ballverluste allein im letzten Viertel sind viel zu viel. Wenn du es auf 40 Minuten hochrechnest, gewinnst du kein Spiel“, legte René Spandauw den Finger in die Wunde.
Emotionale Achterbahnfahrten gehören dazu
Emotionale Achterbahnfahrten sind gerade für ein junges Kollektiv normal. Sie gehören zum internen Entwicklungsprozess. Es gilt derweil hervorzuheben, wie die USC BasCats in der Defense die Stuttgarterinnen über weite Strecken des Duells unter Druck setzten. Ein offensivstarkes Team wie den MTV bis ins vierte Viertel hinein auf der 40-Punkte-Marke zu halten, ist der beste Beleg für das leidenschaftliche Engagement der „Raubkatzen“. Chanell Arianna Williams und Joanna Scheu, den gefährlichen Backcourt der Gäste, habe man „planmäßig unter Kontrolle gehabt“, wie Eleah Steins treffend analysierte.
Auch wenn noch nicht alles hundertprozentig bei den runderneuerten USC BasCats funktioniert, es macht Spaß, den Weg dieser sehr jungen, talentierten Mannschaft zu verfolgen. Die Mädels sprühen vor Ehrgeiz und Spielfreude – und dabei ist die Handschrift von Spandauw klar zu erkennen. Es zeichnet den 66-jährigen Coach aus, dass er auf Bodenhaftung bei allen Beteiligten achtet. „Jede Spielerin bei uns wird ehrlich, glaubwürdig und menschlich gecoacht. Und es steckt eben eine ganz klare Spielidee dahinter“, so Co-Trainer Oliver „Oli“ Muth über den Status quo im Herbst 2024.
Apropos Oktober: Der gesamte Monat stand symbolisch bei den USC BasCats im Zeichen der Brustkrebsvorsorge. Ein wichtiges Thema sollte Sichtbarkeit und Unterstützung durch Damen-Basketball und eine daran gekoppelte Spendenaktion erhalten.
Das „Pink Game“ hat sich am 26. Oktober das Prädikat „besonders wertvoll“ verdient.
Statistik (BasCats/MTV)
Dreierquote: 26:25 Prozent (6/23:4/16)
Zweierquote: 50:48 Prozent
Freiwurfquote: 50:50 Prozent
Rebounds: 54:28 (Iseyemi 9, Zipser 9, Emanga Noupoué 7 – Scheu 5, Williams 5)
Turnover: 29:24
Stenogramm: 10:5 (5.), 21:18 (1. Viertel), 23:22 (12.), 40:22 (18.), 42:27 (Halbzeit), 52:35 (25.), 62:39 (3. Viertel), 69:42 (33.), 71:60 (39.), 73:62 (Endstand).
USC BasCats Heidelberg: Iseyemi 20 (1 Dreier), Steins 15 (3), Zipser 12, Wroblewski 7 (2), Linder 7, Emanga Noupoué 2, Cooper 2, Simon 2, Metz 2, Irthum 2, Schüle 2, Koch.
MTV Stuttgart: Williams 14 (1), Maitra 13, Groth 12 (2), Schlipf 10 (1), Ngome Kangue 3, Kehrenberg 2, Müller, Pereira Gnassingbe, Antic, Bandirma, Schreiner.
Stimmen zum Spiel:
Headcoach René Spandauw: „Wir haben mehr als drei Viertel wirklich prima gespielt. Ich habe da nichts zu meckern. Danach war meine Mannschaft kaum noch coachbar. Die Spielerinnen wurden faul und haben mir nicht mehr zugehört. 13 Ballverluste allein im letzten Viertel sind viel zu viel. Deshalb war ich hinterher in der Kabine auch nicht nett (zwinkert).“
Eleah Steins: „Wir sind einfach noch superjung und werden dazulernen. Das Pink Game war cool und hat uns Extramotivation gegeben. Die Stimmung mit den vielen Leuten war einzigartig.“
Co-Trainer Oliver Muth: „Die Mädels haben sich dieses besondere Spiel verdient – und die Idee der Brustkrebsvorsorge hat es verdient. Eine coole Aktion fürs gesamte Umfeld. Die Vorbereitung auf das Pink Game hat zudem als bester Teamkleber funktioniert.“
Joachim „Jogi“ Klaehn
USC BasCats Heidelberg
Kommunikation und Medien
Fotos: Andreas Gieser