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Erhalt oder Wiederaufbau? Schloss Heidelberg im Zentrum des Denkmalstreits

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/ via schösser und gärten baden-württemberg /

Die romantische Ruine von Schloss Heidelberg verzaubert Gäste aus aller Welt. Doch die Zukunft des stimmungsvollen Ensembles war bis ins 20. Jahrhundert ungewiss. Sollte das Schloss erhalten oder wieder aufgebaut werden? Darüber diskutierten Fachleute im Denkmalstreit. Die Schlossruine spiegelt beide Positionen bis heute wider: Der Friedrichsbau wurde erneuert, die Pläne für die anderen Gebäude verwarf man. Beispielhaft für die Rekonstruktion steht eine Wendeltreppe, die vor genau 125 Jahren eingebaut wurde.

Entscheidende Momente für das Schloss

Im Laufe seiner Geschichte stand das Schicksal von Schloss Heidelberg viele Male am Scheideweg. Zu den bekanntesten Momenten zählt die Sprengung durch französische Soldaten im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 oder das Jahr 1764, in dem bei einem Gewitter Blitze einschlugen und man das Schloss endgültig zur Ruine erklärte. Vor etwas über 100 Jahren stand die Anlage erneut an einer solchen Weggabel. Sinnbild hierfür ist die Wendeltreppe im Friedrichsbau zwischen dem zweiten und dritten Geschoss, die dieses Jahr ihr 125. Jubiläum feiert. Denn damals entschieden sich die Zuständigen für eine Rekonstruktion des Gebäudes, weshalb sich der Friedrichsbau heute deutlich von den anderen Bauten im Schlosshof abhebt. Sein Dach ist heil, die Steine sind rund und glatt, hinter den Fenstern befinden sich prächtig eingerichtete Räume. Davon können sich die Besucherinnen und Besucher bei den regelmäßig stattfindenden Führungen ein Bild machen. Doch die Rekonstruktion war bereits zu ihrer Zeit nicht unumstritten – und löste den sogenannten Heidelberger Denkmalstreit aus.

 

Symbol deutscher Geschichte

Im 19. Jahrhundert war das politische Klima in Europa von Nationalstolz und Nationalismus geprägt. Nachdem die Deutschen im Deutsch-Französischen Krieg 1871 gesiegt hatten, geriet das Heidelberger Schloss in den Fokus der Politik. Französische Truppen hatten die imposante Anlage vor rund zweihundert Jahren stark beschädigt. Nun wurde die Forderung laut, das Schloss als Symbol deutscher Geschichte wiederherzustellen. Der Deutsche Kaiser übernahm sogar persönlich die Schirmherrschaft für das Projekt. Der Architekt Carl Schäfer, Leiter der Technischen Hochschule Karlsruhe, wurde beauftragt. 1898 begannen die Arbeiten am Friedrichsbau, dem einstigen Wohnpalast. Diesen hatte Kurfürst Friedrich IV. zwischen 1601 und 1607 anstelle eines Vorgängerbaus errichten lassen.

 

Ein heiss umstrittenes Vorgehen

Schäfer rekonstruierte nicht nur die bekannten Teile am Friedrichsbau, sondern ergänzte nach seinen Vorstellungen. So wechselte er mehr Steine aus als nötig und verpasste dem Gebäude einen vier Meter höheren, eisernen Dachstuhl. Außerdem ersetzte Schäfer die Skulpturen an der Fassade durch Kopien. Das Innere des Friedrichsbaus teilte er neu auf, um darin ein Museum einzurichten. Im Zuge dieser Arbeiten kam auch die besagte Wendeltreppe zwischen dem zweiten und dritten Geschoss neu hinzu – sie bestand ursprünglich nicht. Die Räume stattete Schäfer im Stil der Neorenaissance aus. Als er jedoch seine Pläne zum Wiederaufbau der anderen Paläste vorlegte, beriefen Kunsthistoriker und Denkmalschützer eine Konferenz ein. Schäfer erntete viel Kritik. Georg Dehio, Professor für Kunstgeschichte in Straßburg, formulierte die Gegenposition „Konservieren, nicht restaurieren“ – erhalten was da ist und nicht alles wiederaufbauen. Seine Ansicht setzte sich schließlich durch. Bis heute ist sie der Grundsatz der modernen Denkmalpflege.

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