Wohnheim für Pflege-Auszubildende: Stadt und Kliniken ziehen an einem Strang
/ via Stadt Heidelberg /
Stadt vermittelt 70 Zimmer in ehemaligem Altenheim St. Michael / OB Würzner: „Eine Win-Win-Situation“
Seit einigen Jahren sucht der Pflegesektor händeringend nach Arbeitskräften im In- und Ausland. Kliniken, Heime und Pflegedienste stehen in einem intensiven Wettbewerb um die verfügbaren Personen – und ein entscheidender Vorteil beim Werben um Auszubildende oder Fachkräfte ist Wohnraum. Wer Interessentinnen und Interessenten eine Unterkunft in der Nähe des Arbeitsortes anbieten kann, hat ein wichtiges Argument auf seiner Seite. Die Stadt Heidelberg will daher hiesige Kliniken und Dienstleister im Gesundheitsbereich unterstützen – zum Beispiel über die Vermittlung von Zwischennutzungen oder indem die Stadt selbst als Untermieter auftritt. So ist es der Stadt gemeinsam mit mehreren Partnern gelungen, dass seit dem 1. Februar rund 70 Zimmer im ehemaligen Pflegeheim St. Michael in Handschuhsheim von Auszubildenden oder Beschäftigten mehrerer Kliniken bezogen werden können.
„Heidelberg hat eine bundesweit einzigartige Gesundheitsversorgung: hier gibt es die größte Zahl an Krankenhausbetten im Verhältnis zur Einwohnerzahl, die zweithöchste Ärztedichte und mit 83,3 Jahren die bundesweit höchste Lebenserwartung. Die hohe Qualität der medizinischen Versorgung ist ein wichtiger Standortfaktor – deshalb wollen wir als Stadt die Dienstleister im Gesundheitsbereich unterstützen. Die Suche nach Wohnraum für Auszubildende oder Fachkräfte im Pflegebereich ist da ein Feld. Wir wollen hier aktiv helfen und pragmatische Lösungen wie bei St. Michael anbieten“, erklärt Oberbürgermeister Eckart Würzner.
In einem Monat vom Pflegeheim zum Wohnheim
St. Michael war bis zum Jahresende 2023 ein Pflegeheim des Caritasverbands Heidelberg. Der Verband ist auch weiterhin Eigentümer des Gebäudes. Frühzeitig interessierte sich die Evangelische Stadtmission Heidelberg für eine Anmietung. „Einen Teil des Gebäudes nutzen wir schon jetzt als Wohnraum für unsere Auszubildenden. Den Rest benötigen wir aber erst ab Mitte 2025, weil dann unser eigenes Altenpflegeheim ,Haus Philippus‘ saniert wird“, erklärt Heidi Farrenkopf, Geschäftsführerin der Altenhilfe der Stadtmission. Bis dahin wäre St. Michael also überwiegend leer geblieben.
Die Stadtmission kam daher auf die Stadt zu, um über mögliche Zwischennutzungen zu sprechen – und rannte bei OB Würzner offene Türen ein. „Bei uns laufen so viele Fäden zusammen, dass wir genau in solchen Fällen Angebot und Nachfrage zusammenbringen können“, so Würzner. Der Bereich „Neue Wohnformen“ beim städtischen Amt für Liegenschaften und die Wirtschaftsförderung entwickelten daraufhin in wenigen Wochen ein Konzept. Demnach tritt die Stadt für rund 70 Zimmer als Zwischenmieterin auf und vermietet diese Räume über die Betreiberin Heidelberger Dienste gGmbH wiederum kontingentweise an verschiedene Kliniken und Dienstleiter weiter.
Zu den Mietern gehören auch die Schmieder-Kliniken, die zehn Zimmer belegen. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt mit so einer Initiative auf uns zugekommen ist. Wir gewinnen wertvollen Wohnraum, der sofort verfügbar ist und haben damit die Möglichkeit, eine nachhaltigere Personalakquise zu betreiben“, erklärt Jörg Wegener, Geschäftsführer der Schmieder-Kliniken. Die Anreise bei international rekrutierten Pflegekräften erfolge nämlich oft sehr kurzfristig, nachdem sie ihr Visum für Deutschland erhalten haben. „Die Zimmer in St. Michael ermöglichen es uns, sehr flexibel neue Mitarbeitende angemessen unterzubringen und ihnen das Onboarding in Deutschland zu erleichtern. Wir können damit sogar das Angebot an Ausbildungsplätzen erhöhen, um zukünftige Bedarfe an Pflegefachkräften besser decken zu können“, so Wegener. Damit sich die eigenen Mitarbeitenden in der neuen Umgebung auch wohlfühlen, haben die Schmieder-Kliniken die Zimmer gestrichen und beispielsweise neue Matratzen gekauft.
Als Betreiberin des Hauses bringt sich die Heidelberger Dienste gGmbH (HDD) ein. Zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich vor Ort um die Verwaltung, Infrastruktur und Fragen der Bewohnerinnen und Bewohner. „Das Haus war bis vor kurzem ein Altenpflegeheim – jetzt leben hier überwiegend sehr junge Menschen, da hat man natürlich ein paar Herausforderungen“, sagt Nadine Hülden, Geschäftsführerin der HDD. So gibt es aktuell im Haus noch Probleme mit der Internetversorgung. „Aber es gibt ein tolles Zusammenspiel aller Beteiligten und einen sehr positiven Spirit“, betont Hülden und OB Würzner ergänzt: „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und ein gutes Modell für eine sinnvolle Zwischennutzung.“