Saša Stanišić
/ via dai /
- Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
- Literatur
Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern diese ganz andere? Was wäre, hätte man der Erwartung getrotzt? Und: wäre es nicht schön, könnte man ein Leben probeweise erfahren, bevor man es wirklich lebt?
Manchmal fürchten wir uns, feige gewesen zu sein, zu lange gezögert und etwas verpasst zu haben, das uns ein besseres Ich beschert hätte, ein größeres Glück und die besser aussehenden und lustigeren Haustiere und Partner. Saša Stanišić’ neue Erzählungen widmen sich diesem Grübeln an den Kreuzwegen unserer Biografie, an denen man doch auch einen überraschenden Weg gehen, eine unübliche Wahl treffen oder eine Lüge hätte aussprechen sollen.
Saša Stanišić wurde 1978 in Jugoslawien geboren, kam 1992 nach Deutschland und lebte über zehn Jahre lang in Heidelberg. Seine Erzählungen und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. U. a. erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse für Vor dem Fest (2014) und den Deutschen Buchpreis für Herkunft (2019).