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Industrie und Gewerbe benötigen weniger als drei Prozent der Fläche / In der Region dominieren Landwirtschaft und Wald
Mannheim, 12. November 2025. Eine Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar zur Flächennutzung in der Region zeigt: 2,8 Prozent der Gesamtfläche entfallen auf Industrie und Gewerbe. “Auf vergleichsweise wenig Raum findet sehr viel Wertschöpfung statt, hier wird unser Wohlstand geschaffen, hier finden Menschen Arbeit, werden Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, die im In- und Ausland nachgefragt werden”, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke.
Der überwiegende Teil der Flächen im IHK-Bezirk wird als Landwirtschafts- oder Waldfläche genutzt. Der Anteil dieser beiden Nutzungsarten beträgt zusammen 78,5 Prozent – also knapp vier von fünf Quadratmetern. Wohnbauflächen nehmen 6 Prozent der Gesamtfläche ein. Verkehrsflächen umfassen 6,5 Prozent, Gewässer 1,4 Prozent. Alle übrigen Nutzungsarten machen zusammen weitere 4,7 Prozent aus. Die Daten der IHK-Analyse beziehen sich auf den aktuellsten Datenstand (Stichtag 31. Dezember 2023).
Wichtig dabei: Flächennutzung unterliegt einem stetigen Wandel. Das zeigt der Vergleich mit den Zahlen für das Jahr 2016. Wohnbauflächen haben im IHK-Bezirk seither um 5 Prozent (0,2 Prozentpunkte, PP) zugenommen, Industrie- und Gewerbeflächen um 3,9 Prozent (0,1 PP) und Verkehrsflächen um 1,4 Prozent (0,1 PP).
“Der Handlungsspielraum für Unternehmen bei der Suche und Gestaltung ihres Betriebsstandorts ist begrenzt. Um die Wettbewerbsfähigkeit in der Region zu sichern, benötigen Unternehmen Flächen, die gewerblich nutzbar sind. Zu so einer Nutzung gehören zum Beispiel Lärmemissionen und Anlieferverkehr. Die erforderlichen Genehmigungsprozesse dürfen nicht zu langwierig und bürokratisch sein. Zudem werden Flächen benötigt, die lagebezogen und qualitativ der Nachfrage von Unternehmen entsprechen”, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke. Die Entwicklung moderner Gewerbeflächen berücksichtige hochwertige und nachhaltige Standards und trage so dazu bei, die Attraktivität der Region als Lebens- und Arbeitsort zu erhöhen. “Dafür brauchen wir sowohl im Kernraum der Metropolregion als auch im ländlichen Raum ein bedarfsgerechtes Flächenangebot”, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer und ergänzt: “Viele Betriebe fragen Flächen für Erweiterungsvorhaben nach. Flächenbedarf ergibt sich zudem aus Transformationsprozessen. Es kommt bei ausgewiesenen Gewerbeflächen auf eine effiziente Nutzung an.”
Was sich in der Statistik hinter der Kategorie Industrie- und Gewerbeflächen verberge, erfordere zudem einen differenzierenden Blick. Denn nicht jede Gewerbefläche steht für Unternehmensnutzungen zur Verfügung. “Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen sind genauso als Industrie- und Gewerbeflächen kategorisiert wie Standorte für verarbeitendes Gewerbe oder Logistik. Das bedeutet, auch Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, wie etwa Windkraft oder Photovoltaik, werden Industrie- und Gewerbeflächen zugeordnet”, erklärt Nitschke. “Dadurch kann der statistische Anteil an Industrie- und Gewerbeflächen steigen. Wichtig ist, dass in der politischen Diskussion die Flächen für erneuerbare Energien nicht mit Flächen für Industrie und Gewerbe in Konkurrenz gebracht werden dürfen. Aufgrund von Landesvorgaben werden Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaik künftig einen Anteil von rund zwei Prozent der Fläche belegen wird. Diese beachtliche Flächengröße ist Ergebnis einer energiepolitischen Grundsatzentscheidung, die auf erneuerbare Energien setzt.”
Wie groß die Flächenkonkurrenz ist, zeigen auch die aktuellen Bestrebungen der Bundeswehr, Konversionsflächen in der Region selbst zu nutzen. “Sollten die bisherigen Planungen für die Konversionsflächen wirklich beendet werden, würden wertvolle Entwicklungspotenziale für Gewerbeflächen wegfallen. Das wäre ein Rückschlag für die regionale Wirtschaftsentwicklung. Andererseits ist die Bundeswehr ein großer Arbeitgeber und kann den regionalen Betrieben wichtige Aufträge sichern”, so Nitschke. Die bisherigen Planungen sehen für das Heidelberger Patrick-Henry Village mindestens 4,4 Hektar Gewerbefläche vor. Auf den Tompkins-Barracks in Schwetzingen sind rund 18 Hektar Flächen für Unternehmensnutzungen geplant.
Regional gibt es deutliche Unterschiede bei der Flächennutzung. Mit 14,1 Prozent (2.041 Hektar, ha) hat Mannheim einen vergleichsweise hohen Anteil an Industrie- und Gewerbeflächen. Ein erheblicher Anteil entfällt dabei auf den Mannheimer Hafen. Die Landfläche des Hafens beträgt rund 864 ha und ist überwiegend als Industrie- und Gewerbefläche eingeordnet. “Als multimodaler Knotenpunkt mit direktem Zugang zu Wasser-, Straßen- und Schienenwegen erfüllt der Hafen eine Funktion, die weit über die Stadtgrenzen hinausgeht. Der Hafen ist ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit der gesamten Region”, ordnet Nitschke ein. Der Anteil an Industrie- und Gewerbeflächen in Mannheim ist im Vergleich zu 2016 geringfügig um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Das entspricht einem Prozent Wachstum. Der hohe Anteil erklärt sich indes nicht nur mit dem Hafen. Eine Besonderheit Mannheims ist die kleine Stadtfläche ohne weiträumiges Umland mit unbebauten Flächen. Hintergrund dafür ist, dass Mannheim im Vergleich zu anderen Großstädten wenige Eingemeindungen hatte. Daher ist die Einwohnerdichte mit 2.200 Einwohnern je Quadratkilometer in Mannheim sehr groß.
In Heidelberg dominieren Waldflächen mit 40,3 Prozent der Gesamtfläche. Der Anteil der Industrie- und Gewerbeflächen liegt bei 4,4 Prozent. Seit 2016 nahmen die gewerblich-industriellen Flächen um 3 Prozent (0,1 PP) zu. “Heidelberg ist in den vergangenen Jahren gewachsen, auch wirtschaftlich. Sowohl bestehende Unternehmen als auch Neugründungen und Start-ups sorgen für viel Dynamik. Das schlägt sich in einem entsprechenden Flächenbedarf nieder”, sagt Nitschke.
Der Rhein-Neckar-Kreis ist eine Besonderheit: Die Landesplanung ordnet ihn sowohl dem Verdichtungsraum als auch dem ländlichen Raum zu. Der Grund: Hier gibt es verdichtete Mittelzentren wie Weinheim und Walldorf neben stark ländlich geprägten Teilen. Insgesamt dominieren im Rhein-Neckar-Kreis die landwirtschaftliche Nutzung (41,3 %) und Waldflächen (35,4 %). Bei einer Zunahme der Industrie- und Gewerbeflächen um 2,6 Prozent (0,1 PP) seit 2016 machen diese Flächen 2,9 Prozent der Gesamtfläche aus.
Der Neckar-Odenwald-Kreis wird vollständig als ländlicher Raum kategorisiert. Dementsprechend sind die Anteile an Landwirtschaftsflächen (45,3 %) und Waldflächen (41,6 %) dort am höchsten. Seit 2016 sind die Industrie- und Gewerbeflächen um 12,3 Prozent (0,1 PP) gestiegen. Trotz dieser Zunahme liegt der Anteil an der Gesamtfläche nur bei 1,2 Prozent. Auch Freiflächen-Photovoltaik und Windkraftanlagen tragen zu diesem Zuwachs bei. Diese Entwicklung unterstreicht, wie wichtig der differenzierte Blick auf Industrie- und Gewerbeflächen ist.
