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Unsicherheiten belasten die Konjunktur

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/ via ihk rhein-neckar /

IHK-Umfrage

Unsicherheiten belasten die Konjunktur

Mannheim, 28. Mai 2025. Die Konjunktur zeigt sich im Frühsommer uneinheitlich: Lage und Erwartungen in der Industrie haben sich etwas verbessert, im Einzelhandel hingegen ist eine gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen. “Insbesondere die exportierenden Unternehmen profitierten in den vergangenen Monaten von anziehenden Auslandsumsätzen, auch dank vorgezogener Käufe aus den USA. Einkäufer befürchten stark steigende Zölle und haben auf Vorrat geordert. Das Inlandsgeschäft indes leidet unter sehr schwacher Nachfrage. Zugleich schlagen heftige Kostensteigerungen zu Buche. Das hat vor allem die Stimmung der Einzelhändler verdüstert”, kommentiert Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage, an der sich 371 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt haben.
Insgesamt und über alle Branchen hinweg schätzen die Unternehmen ihre Lage und Erwartungen etwas schlechter ein als zu Jahresbeginn. So lässt der gesamtwirtschaftliche Aufschwung im Frühsommer 2025 weiter auf sich warten. Der IHK-Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, beträgt aktuell genau 100 Punkte. Der Wert ist damit seit Januar von 102 um zwei Punkte gesunken und befindet sich somit nicht mehr oberhalb der wichtigen 100-Punkte-Marke, die tendenziell Wachstum anzeigt.
“In dieser Situation erhoffen sich die Unternehmen nun ein rasches und effektives Handeln der neuen Bundesregierung”, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die dringend notwendigen Entlastungen wie die beschleunigte Abschreibung, die Neuregelung der Höchstarbeitszeit und die Entlastung bei den Energiepreisen müssten schnell angegangen werden. “Schon bald dürften Kostensteigerungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen die Regierung auch zu Reformen der Sozialsysteme zwingen”, erwartet Nitschke. Denn insbesondere die Höhe der Arbeitskosten würden die Geschäfte der Unternehmen in der Breite belasten.
Im Durchschnitt aller Branchen melden aktuell neun Prozent der Unternehmen per saldo eine gute Geschäftslage, was im Vergleich zum Januar einen Rückgang um drei Prozentpunkte bedeutet. Während die Dienstleister und Industriebetriebe ihre Geschäftslage im Saldo positiv bewerten, überwiegen im Handel die negativen Stimmen deutlich. “Die Verbraucherstimmung ist weiterhin sehr eingetrübt”, so Nitschke.

Die Geschäftsaussichten bleiben im Durchschnitt eingetrübt. Der Saldowert liegt aktuell mit neun Punkten im negativen Bereich, im Januar lag der Wert bei minus sieben Punkten. “Die ungewisse Lage auf den Weltmärkten, schwelende Handelskonflikte sowie die zahlreichen ungelösten strukturellen Probleme auf dem Heimatmarkt lassen zumindest für die kommenden Monate keine echte Zuversicht aufkommen”, sagt der Hauptgeschäftsführer. Insbesondere die US-Zollpolitik dürfte die weitere Entwicklung bestimmen. “Hoffentlich entpuppt sich vor diesem Hintergrund die leichte Aufhellung in der Industrie in den vergangenen Monaten nicht als Strohfeuer”, so Nitschke.

Die schwache Inlandsnachfrage (55 %, -2 Prozentpunkte) stellt für die Unternehmen weiterhin das größte Risiko dar. Danach folgen die hohen Arbeitskosten (48 %, -6 PP), welche die wirtschaftliche Entwicklung von knapp der Hälfte der Unternehmen einbremsen. Auf dem dritten Platz der größten Hemmnisse liegt der Fachkräftemangel (47 %, -1 PP), gefolgt von den hohen Energiekosten (44 %, -4 PP). Während bei vielen Risikofaktoren ein leichter Rückgang seit Januar festzustellen ist, bereiten die vielen geopolitischen Spannungen den Unternehmen wieder häufiger Sorgen. Aktuell sehen 36 Prozent der Betriebe hierin eine Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung (+8 PP). Die Kritik an den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (31 %, -8 PP) nimmt im Vergleich zur Vorumfrage ab.
Zu- und abnehmende Exporterwartungen halten sich bei den Industriebetrieben in etwa die Waage. Der Saldo sinkt von plus fünf Punkten im Januar auf aktuell plus einen Punkt. Der deutlichste Rückgang zeigt sich bei den Ausfuhrplänen für den nordamerikanischen Markt. Hier sinkt der Exportsaldo um beachtliche 27 Prozentpunkte (von +14 auf -13 PP). “Die erratische Handelspolitik von Donald Trump belastet die Geschäftsaussichten unserer Unternehmen”, so Nitschke. Die Ausfuhrpläne nach Asien indes legen leicht zu. Der Saldo der Exporterwartungen steigt hier von sechs auf neun Punkte.
Mit Blick in die einzelnen Wirtschaftssektoren fällt auf, dass sich die kritische Lage im verarbeitenden Gewerbe entspannt hat. War die Geschäftslage im Januar per saldo noch nahezu ausgeglichen, so steigt der Lageindikator aktuell um sieben Prozentpunkte auf sechs Punkte an. Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind zwar eher schwach, jedoch nicht mehr so negativ wie noch zu Jahresbeginn. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe aus, die sich gegenüber Jahresbeginn verbessert haben (Saldowert im Januar -10, aktuell -6 Punkte).
Die Einzelhändler schätzen ihre Lage aktuell wesentlich schlechter ein als im Januar. Der Lagesaldo liegt bei -23 Punkten, zu Beginn des Jahres lag er noch mit fünf Punkten im positiven Bereich. Bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zeigt sich ebenfalls eine Eintrübung. Der Saldowert sinkt um 15 Prozentpunkte und liegt aktuell mit-32 Punkten klar im negativen Bereich. “Steigende Kosten für Energie, Personal und Mieten bereiten den Einzelhändlern große Sorgen. Zudem wirken sich das gestiegene Preisniveau, Arbeitsplatzsorgen und eine allgemeine Verunsicherung dämpfend auf das Verbrauchervertrauen aus, weshalb die Branche unter dem Strich zunehmend pessimistisch auf die kommenden Monate blickt”, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Die regionalen Großhändler und Handelsvermittler schätzen ihre Geschäftslage aktuell etwas besser ein als im Januar. Der Lagesaldo liegt im Mai mit zwei Punkten im positiven Bereich, am Jahresanfang war der Wert ausgeglichen. Die Aufträge und Umsatzerwartungen sind per saldo jedoch weiterhin negativ, sodass die Geschäftserwartungen eingetrübt bleiben.
Im Vergleich mit den anderen Sektoren beurteilen die Dienstleister ihre Lage weiterhin am günstigsten, der Abstand zur Industrie wird jedoch kleiner. Aktuell liegt der Lagesaldo mit +16 Punkten im positiven Bereich, was einem Rückgang von drei Punkten seit Januar entspricht. Dabei melden insbesondere die Betriebe aus den unternehmensnahen Dienstleistungen und auch aus dem Finanzgewerbe gute Geschäfte. Die Geschäftserwartungen lassen seit Januar etwas nach. Der Saldo sinkt um zwei Prozentpunkte auf aktuell minus zwei Punkte.
Die Investitionsabsichten der Unternehmen legen im Vergleich zum Jahresbeginn um vier Prozentpunkte zu, per saldo liegen sie aktuell mit einem Punkt immer noch im negativen Bereich. Allerdings halten sich zu- und abnehmende Investitionen nahezu die Waage. “Die Unternehmen scheuen nach wie vor große Investitionen. Hier schlagen die geringe Kapazitätsauslastung und die fehlende Nachfrage voll durch”, erklärt Nitschke. Auch spiele bei den Investitionsentscheidungen die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger im Vergleich mit auswärtigen Standorten eine große Rolle für die Zurückhaltung.
Die wirtschaftliche Stagnation schlägt immer mehr auf den Arbeitsmarkt durch. So fällt die Frühjahrsbelebung dieses Jahr deutlich schwächer aus als in den Vorjahren. Auch die Beschäftigungspläne der Betriebe aus der Region sind weiterhin rückläufig. Der Beschäftigungssaldo liegt aktuell bei -15 Punkten, was einem Rückgang von drei Prozentpunkten seit Januar entspricht. Mit Blick in die einzelnen Sektoren liegt der Wert in der Industrie bei -24 (Januarwert: -23), im Handel bei -23 (Januarwert: -18) und bei den Dienstleistern bei -7 (Januarwert: -4) Punkten. “Diese Entwicklung lässt befürchten, dass die Beschäftigung in der Region noch in diesem Jahr zurückgeht”, so Nitschke abschließend.

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