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Im Portrait: Prof. Dr. Rezvan Ahmadi

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/ via universitätsklinikum heidelberg /

Nach Abschluss ihrer Sekundarschule in Tehran und während des Iran-Irak-Krieges begann Rezvan Ahmadi an der Tehraner Universität zunächst ein Studium zur Hebamme und studierte dann das Fach Humanmedizin. Noch im Verlauf der Vorklinik reiste sie nach Deutschland und konnte nach Erlernen der deutschen Sprache ihr Studium in Heidelberg fortsetzen. Bereits während des Studiums und durch die Tätigkeit als studentische Hilfskraft holte sie sich erste wissenschaftliche Inspirationen und interessierte sich zunehmend für die akademische Chirurgie.

Während des Studiums wurde sie aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen mehrfach durch Stipendien gefördert, zum Beispiel für die Durchführung einer experimentellen Doktorarbeit im Graduiertenkolleg „Molekulare und zelluläre Neurobiologie“ der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg. Dabei entwickelte sich ihr Interesse für das Fach Neurochirurgie, besonders durch den Kontakt zu Professorin Gabriele Schackert, die damals als habilitierte Neurochirurgin die Funktion der Leitenden Oberärztin in der Neurochirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg innehatte. Schackert fungierte für Ahmadi eindeutig als „Role Model“ für ihre weitere Entwicklung, ebenso wie ihre Doktormutter Professorin Dr. Birgit Kallinowski, die sie während ihres gesamten Studiums unterstützt hat.

1999 begann Rezvan Ahmadi ihre Facharztausbildung an der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg, an der sie abschließend die volle Approbation erhielt. Im Dezember 2006 und zehn Wochen nach der Geburt ihrer ersten Tochter erhielt Ahmadi die Anerkennung als Fachärztin für Neurochirurgie. Sie übernahm klinisch wenig später den Schwerpunkt der „Neuroonkologischen Neurochirurgie“ und etablierte gemeinsam mit den neurologischen und radioonkologischen Kolleginnen und Kollegen die „Interdisziplinäre Neuroonkologischen Sprechstunde“ und das dazugehörige „Tumorboard am NCT“. Auch wissenschaftlich beschäftigte sich Ahmadi mit dem Themenschwerpunkt Neuroonkologie, experimentell in Kooperation mit der „Sektion Neurochirurgische Forschung“ unter der Leitung von Professorin Dr. Christel Herold-Mende. „Sie unterstützte und inspirierte mich ebenfalls ausschlaggebend und nahm großen Einfluss auf meinen klinischen und wissenschaftlichen Werdegang“, führt Rezvan Ahmadi aus.

Mit der Schwangerschaft und Geburt ihrer zweiten Tochter im Jahr 2010 war ihre Beschäftigung am Universitätsklinikum Heidelberg ausgelaufen bzw. unterbrochen. „Ein Jahr später bemühte ich mich um eine (Wieder-)Anstellung an der Neurochirurgischen Klinik. Dafür sollte ich mich ausschließlich mit dem Schwerpunkt der operativen Schmerztherapie befassen“, fasst Rezvan die damalige Situation zusammen. „Trotzdem konnte ich  stetig an meiner klinischen und wissenschaftlichen Entwicklung weiterarbeiten, sodass ich mit dem Abschluss der klinischen Projekte zum Thema Neuroonkologie habilitieren konnte und zeitgleich die Voraussetzungen für das Etablieren einer „Sektion für operative Schmerztherapie“ geschaffen habe, sodass ich letztlich im Jahr 2015 zur Oberärztin benannt wurde und inzwischen auch die apl. Professur erlangen konnte“. Seit Dezember 2023 hat sie die Ärztliche Leitung der Neurochirurgie am Standort Kreiskrankenhaus Bergstraße Heppenheim inne und etablierte dort erfolgreich die spinale Neurochirurgie.

Im weiteren Verlauf ihrer akademischen Entwicklung brachte die Assoziation und später die Beteiligung am SFB1158 einige wissenschaftliche Möglichkeiten und eröffnete ihr viele neue Wege zu den Netzwerken und Kooperationspartnern. Hier ist insbesondere die kontinuierliche Unterstützung und Beratung durch Professorin Dr. Rohini Kuner (Leibniz-Preisträgerin und Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät Heidelberg) als eine brillante und bemerkenswerte Frau, Mutter, Wissenschaftlerin und Führungsperson zu erwähnen.

Professor Dr.  Andreas Unterberg (2004-2023 Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Heidelberg) unterstützte die berufspolitischen und koordinativen Funktionen von Rezvan Ahmadi, sodass sie sich erfolgreich als Sprecherin der „Sektion Funktionelle Neurochirurgie der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC)“ und der „Neurochirurgischen Akademie (NCA)“ etablieren konnte. In dieser Funktion richtete sie mehrfach Tagungen, auch in Heidelberg, aus und führte eine Personenzertifizierung für ihren wissenschaftlich-klinischen Schwerpunkt ein.

Im Jahr 2019 wurde Rezvan Ahmadi als Personalrätin des Klinikums gewählt und beschäftigt sich in diesem Rahmen mit den Interessen der Mitarbeitenden am Universitätsklinikum Heidelberg und arbeitet aktuell auch im Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät tatkräftig mit.

Sie ist inzwischen eine erfolgreiche und angesehene Neurochirurgin, die sich für ihre Kolleginnen und Kollegen, Patientinnen und Patienten, ihre Wissenschaft, ihren Schwerpunkt, ihre Klinik und ihre Fachgesellschaft einsetzt.

Vor allem aber erfüllt sie persönlich das Gefühl, eine erfolgreiche Mutter von zwei gesunden und tollen Kindern zu sein.

Engagiert und entschlossen zum Ziel

Im Rückblick fasst Rezvan zusammen, „dass alles sehr gut gelaufen sei, obgleich auch sie mit großen Herausforderungen in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf konfrontiert war – und das lag nicht nur an fehlenden Kinderkrippenplätze und Elternzeitgeld. Es war selbstverständlich, dass Frauen im beruflichen Alltag, als Ärztin insbesondere in einem chirurgischen Fach, auf Familie „verzichteten“, um sich im klinischen und wissenschaftlichen Beruf etablieren zu können. Dafür gab es wenig Akzeptanz, oft eine skeptische Atmosphäre / Grundhaltung und kaum diesbezügliche Vorbilder. Positiv hervorzuheben war die stetige Möglichkeit der Arbeit in Teilzeit. Allerdings herrschte auch viel Druck, die Habilitation in der „Regelzeit“ trotzdem abzuschließen.“ Aber Rezvans Engagement und ihre Entschlossenheit öffneten ihr Türen zu speziellen Förderprogrammen und ermöglichten es ihr, ein Netzwerk aufzubauen, das sie in ihrer Karriere unterstützte.

 „Besonders wichtig für meine wissenschaftliche Karriere war der Erhalt des Olympia-Morata- Habilitationsstipendiums der Medizinischen Fakultät, zu dem mich Dr. Claudia Denk und Professorin Dr. Christel Herold-Mende enorm motiviert haben. Zusätzlich habe ich vom Führungskräfteprogramm des Universitätsklinikums Heidelberg profitiert“, erklärt Rezvan Ahmadi.

Auf ihre aktuelle familiäre und persönliche Situation angesprochen, führt sie aus: „Meine Kinder sind inzwischen größer und selbstständiger (17 und 13 Jahre alt) und ich arbeite wieder in Vollzeit. Ein paar Jahre habe ich in Teilzeit gearbeitet, was ich nicht bereue, da meiner Erfahrung nach Arbeit in Teilzeit sehr kompakt und effizient sein kann. Allerdings musste ich mein operatives Spektrum anpassen. Inzwischen glaube ich, dass das nicht unbedingt notwendig sein muss, wenn die Strukturen sich anpassen würden. Finanziell gesehen hatte ich eine Zeit lang mein ganzes Gehalt für die Kinderbetreuung (Kinderkrippe/Tagesmutter/Unterstützung der Großeltern) ausgegeben, und leider von anderen Müttern, Kolleginnen und Kollegen auch viel Kritik für mein Lebensmodell erhalten. Es war oft ein harter Kampf, aber auch oft erfüllend. Ich habe meine berufliche Karriere nie aufgegeben. Im Gegenteil, sie entwickelt sich weiterhin und garantiert meine finanzielle Unabhängigkeit. Dabei habe ich eine Familie gegründet und zwei wunderbare Kinder großgezogen. Den Schlüssel zu meinem persönlichen Erfolg im Allgemeinen sehe ich darin, dass ich mich von Niederlagen und Hindernissen nicht habe aufhalten lassen und immer das Positive in allem gesucht und häufig auch gefunden habe 😊.“

Das Gleichstellungsteam gratuliert apl. Professorin Rezvan Ahmadi zu dieser außergewöhnlichen Karriere, die anderen Frauen und Müttern Mut machen soll!  An diesem Beispiel zeigt sich ganz besonders, wie inspirierend und unterstützend etablierte Frauen in Führungspositionen für junge Ärztinnen insbesondere auch aus einem anderen Kulturkreis sein können. Rezvan, wir sind sehr stolz, dich am Universitätsklinikum Heidelberg zu haben!

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