Komplett implantierbares Kunstherz kann die Wartezeit auf ein Spenderorgan überbrücken
/ via universitätsklinikum heidelberg /
Implantation eines Kunstherzens fordert ChirurgInnen und TechnikerInnen gleichermaßen
In den Anfangstagen des neuen Kunstherzens, das 2013 in Paris entwickelt wurde, kam es vereinzelt zu einem Versagen der Pumpe, so dass die Firma Carmat das System komplett überarbeitet und umfangreich getestet hat. Seit Ende 2022 ist die überarbeitete, auch für Deutschland zugelassene Version auf dem Markt. Die Studienergebnisse überzeugten das Team aus Heidelberg und im März 2023 ließ sich ein zehnköpfiges interdisziplinäres multiprofessionelles Team des UKHD, bestehend aus vier Herzchirurginnen und Herzchirurgen, einem Anästhesisten, einem Kardiotechniker, einem Kardiologen, einer Intensivpflegekraft und zwei Kunstherzkoordinatorinnen in Paris von der Herstellerfirma schulen. Denn nicht nur ist die Implantation chirurgisch höchst anspruchsvoll, muss das Kunstherz absolut dicht mit den natürlichen Gefäßen verbunden sein, das System will auch korrekt gestartet, die Anzeigen der Steuerungskonsole ausgewertet sowie die Auswirkungen des künstlichen Herzschlags auf den restlichen Organismus bedacht werden.
„Bei der Operation mehr als ein Jahr später waren wir natürlich angespannt“, erinnert sich Professorin Meyer. Zur Unterstützung reiste ein Team des Herstellers an. Mit dem Ergebnis der mehrstündigen Operation waren alle sehr zufrieden: Es traten keine Komplikationen oder Nachblutungen auf, die beiden Männer im Alter von 51 und 58 Jahren konnten ab dem Folgetag wieder selbstständig atmen und nach einer gewissen Nachbeobachtungszeit auf die Normalstation verlegt werden. Eine so schnelle Regeneration und Mobilisation ist bei diesen schwer kranken Patienten eher ungewöhnlich. Der erste Patient hat bereits seine Anschlussbehandlung in einer Rehabilitationsklinik angetreten. Besonders erfreulich ist dabei, dass sich die Schäden an Leber und Nieren, die die Mangeldurchblutung aufgrund der massiven Herzschwäche nach sich gezogen hatte, allmählich zurückbilden. „Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich besonders bei unserem zweiten Patienten, bei dem Leber, Nieren und Darm kaum noch funktionierten, der Körper ganz allmählich erholt und seine Arbeit wieder aufnimmt. Ich bin optimistisch, dass wir die Unterstützung der Organfunktionen wie zum Beispiel die Dialyse, bald zurückfahren können“, so Anna Meyer.