Seit fünf Jahren im Einsatz für den Kinderschutz
/ via universitätsklinikum heidelberg /
Eine fremde Umgebung, lange Wartezeiten, ein Marathon aus medizinischen und forensischen Untersuchungen, (kriminal-)polizeilichen Befragungen und Aussagen vor Gericht: Für Kinder, die sexualisierte und/oder körperliche Gewalt erlebt haben, können die darauffolgenden Verfahren enorm herausfordernd sein. Damit diese Zeit für sie nicht zu einer wiederholten Belastung wird, gibt es am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) seit 2019 das Childhood-Haus Heidelberg. In kindgerechten Räumen können betroffene Kinder und Jugendliche durch ein speziell ausgebildetes ärztliches Team aus Kinderschutz und Rechtsmedizin an einem Ort untersucht und bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren durch die Kriminalpolizei und Justiz befragt werden. Es erfolgen intensive Beratungen und eine Begleitung der Betroffenen und Angehörigen durch Sozialpädagoginnen und Psychologinnen.
„Das Childhood-Haus Heidelberg hat sich bewährt und ist in Heidelberg etabliert“, sagt Professor Georg Friedrich Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am UKHD, zu dem das Childhood-Haus Heidelberg gehört. „Inzwischen werden rund 150 Kinderschutzfälle pro Jahr an das Childhood-Haus überwiesen und hier betreut“, so Hoffmann. An das Childhood-Haus Heidelberg kann sich jede Person oder Einrichtung wenden, die einen Kinderschutzfall vermutet. Etwa ein Viertel der Zuweisungen kommt von Kliniken und Ärzten, ein weiteres Viertel durch Eltern oder Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und knapp 40 Prozent durch Jugendämter und Beratungsstellen. Aber auch Einrichtungen wie die Polizei oder die Rechtsmedizin wenden sich initiativ mit Kinderschutzfällen an die Anlaufstelle.
Kooperationen und Fachtagung für den Kinderschutz
Am Childhood-Haus Heidelberg arbeiten zwei Ärztinnen, eine Psychologin und zwei Sozialpädagoginnen, die sich in Fort- und Weiterbildungen auf Kinderschutz spezialisiert haben. „Neben der interdisziplinären Fachkompetenz ist vor allem die enge und gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Einrichtungen und Institutionen eine wichtige Voraussetzung für den Schutz der Kinder. Unser Ziel ist die Arbeit aller beteiligten Einrichtungen, von der Medizin über das Jugendamt bis zur Polizei und Staatsanwaltschaft, so gut es geht nach den Bedürfnissen der Kinder auszurichten“, sagt Dr. Stephanie Karch, Leiterin des Childhood-Hauses Heidelberg.
Neben der engen Zusammenarbeit in Kinderschutzfällen kooperieren die Expertinnen auch in der Fort- und Weiterbildung mit Polizeihochschulen zum Thema entwicklungsgerechte Befragung minderjähriger Opferzeugen. Das Childhood-Haus beteiligt sich zudem an Projekten, wie dem europaweiten Forschungsprojekt PROMISE Elpis. Darin arbeiten internationale Expertinnen und Experten aus Gesundheits- und Sozialeinrichtungen mit Vertretungen aus Polizei und Justiz zusammen, um Konzepte zum Kinderschutz bei Fällen von sexualisierter Gewalt online zu entwickeln.
Anlässlich des Jubiläums organisiert das Childhood-Haus Heidelberg am 18. Oktober eine Fachtagung zum Thema „Systemischer Kinderschutz“. In einem vielseitigen Programm befassen sich Expertinnen und Experten aus Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Sozialer Arbeit, Jugendhilfe, Kriminalpolizei und Justiz mit Fragen rund um den Kinderschutz im Kontext von Gewalterfahrungen und Vernachlässigung bei Kindern.
Initiiert durch die World Childhood Foundation
Das Childhood-Haus Heidelberg wurde initiiert durch die World Childhood Foundation, die von Königin Silvia von Schweden im Jahre 1999 gegründet wurde. Sie wurde in bedeutendem Maße gefördert durch die Klaus Tschira Stiftung und wird gegenwärtig finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg.