Zum Welt-Aids-Tag: Lenacapavir – Game-changer für die HIV-Prävention?
/ via universitätsklinikum heidelberg /
Wer könnte von der Lenacapavir-Spritze profitieren und worin liegt der mögliche Nutzen?
Prinzipiell profitieren alle Menschen, die einem hohen HIV-Risiko ausgesetzt sind von Lenacapavir, wenn die Spritze vor Ort und zu einem für die jeweiligen Regierungen bezahlbaren Preis angeboten werden kann. Allerdings muss es in der Prävention auch Optionen geben, denn nicht jede Präventionsmethode spricht alle an oder passt zur Lebenswelt oder den Lebensbedingungen von allen Menschen.
Frauen im südlichen Afrika sind beispielsweise einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt aufgrund der Verbreitung von HIV und einer größeren genderbedingten Vulnerabilität. Täglich Pillen einzunehmen, um eine HIV-Prävention zu verhindern, hat zwar Frauen die selbstständige Kontrolle über ihren eigenen Schutz gegeben, aber hat sich für viele Frauen – wie auch Männer – als schwierig erwiesen. Man vergisst, die Pille zu nehmen, man möchte nicht für HIV-positiv gehalten werden, indem man täglich HIV-Medikamente einnimmt, man muss alle 3 Monate in die Klinik, um sich testen zu lassen und neue Pillen abzuholen, oder der Partner/die Partnerin entdeckt die Pillen und die Anschuldigung der Untreue steht im Raum. Manche haben auch Angst vor Nebenwirkungen oder leiden schon darunter. Eine unregelmäßige Einnahme verringert jedoch den Schutz vor einer Infektion, wie sich in Studien, vor allem auch mit jungen Frauen, gezeigt hat.
Bisherige Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass die Präventionspillen auch innerhalb von Gruppen, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, nur von einer Minderheit genutzt werden. Der klare Vorteil von Lenacapavir gegenüber anderen bestehenden Präventionsoptionen, wie die Pilleneinnahme, eine Spritze alle 2 Monate, der Gebrauch eines Vaginalrings oder der Gebrauch von Kondomen liegt darin, dass man Lenacapavir nur alle 6 Monate spritzen muss. Gegenüber dem Vaginalring ist Lenacapavir sehr viel wirksamer. Sehr gute Wirksamkeit zeigen auch die 2-Monatsspritze Cabotegravir und die tägliche oder ereignisbasierte Präventionspille (Emtricitabin/Tenofovir disoproxil), wenn sie zuverlässig angewandt, bzw. eingenommen wird. Der Hauptvorteil von Lenacapavir besteht in der nur zweimal jährlichen Anwendung und einem bisher nebenwirkungsarmen Profil. Das könnte Nutzer*innen über einen langen Zeitraum ein normales Leben ohne Stigma und vielen Klinikbesuchen ermöglichen mit einem sehr guten Schutz vor einer HIV-Infektion.