Nachruf auf Hugo Fechtig
/ via Max-Planck-Institut für Kernphysik Heidelberg /
Am 20. Februar 2025 verstarb im Alter von 95 Jahren Professor Dr. Hugo Fechtig, Emeritiertes Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Kernphysik, Heidelberg. Das Institut verliert mit Hugo Fechtig eine bedeutende Forscherpersönlichkeit.
Hugo Fechtig wurde am 5. Oktober 1929 in Stühlingen, einer Kleinstadt im Südschwarzwald, nahe der Schweizer Grenze, geboren. Er studierte Physik in Freiburg und promovierte 1958 bei Wolfgang Gentner, dem er dann als Assistent an das neu gegründete Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg folgte. Nach einem USA-Aufenthalt 1962/63 kehrte er nach Heidelberg zurück und wurde 1965 Leiter der Gruppe „Kosmischer Staub“ am MPIK.
Hier begann er mit Experimenten zur Untersuchung von Mikrometeoriten und kosmischem Staub, die von Höhenforschungsraketen gesammelt wurden. Im Jahr 1966 wurde ein Staubbeschleuniger für Simulationsexperimente installiert – der zweite seiner Art weltweit. Dank der Kontakte von MPIK-Direktor Josef Zähringer zur NASA erhielt das Institut 1969 Zugang zu Mondproben. Damit erlangte Fechtig mit der Bestimmung des Alters großer Flächen auf dem Mond weltweite Anerkennung.
Nach dem tragischen Autounfall von Josef Zähringer im Jahr 1970 wurde Hugo Fechtig 1974 zum wissenschaftlichen Mitglied und Direktor am MPIK und im folgenden Jahr zum Honorarprofessor an der Universität Heidelberg ernannt.
Er konzentrierte sich am Institut auf die Entwicklung von Instrumenten für Missionen an Bord von Satelliten und setzte sie später mit Raumsonden fort: GIOTTO zum Kometen Halley im Jahr 1986, gefolgt von Missionen zum Jupiter. Die Ergebnisse von GIOTTO zeigten, dass der Komet ursprüngliches interstellares Material enthält. Das Saturn-Projekt CASSINI und die ROSETTA-Mission mit dem ersten Kometen-Lander waren weitere Meilensteine, denen Fechtig auch nach seiner Pensionierung 1994 noch eng verbunden war.
Hugo Fechtig war eine international anerkannte Forscherpersönlichkeit: u. a. als Distinguished Visiting Scientist am Jet Propulsion Laboratory und als Mitglied des ESA Space Science Advisory Committee. In Anerkennung seiner Leistungen auf diesem Gebiet wurde 1991 der Asteroid 2533 nach Fechtig benannt.
Von 1979 bis 1981 war er geschäftsführender Direktor des MPIK. In dieser Zeit begannen bauliche Erweiterungen des Instituts, darunter ein neues Gebäude für Kosmophysik.
Ein Zitat von Heinz Völk aus einem Artikel in den „Physikalischen Blättern“ anlässlich des 60. Geburtstages von Hugo Fechtig fasst dessen Bedeutung für die Weltraumforschung wie folgt zusammen: „Bis heute (1989) schauen die Weltraumorganisationen der USA (NASA), Europas (ESA) und der Sowjetunion (IKI) zuerst nach Heidelberg, wenn sie daran denken, Staubdetektoren auf Weltraumsonden zu fliegen.“
So hat Hugo Fechtig als leidenschaftlicher Wissenschaftler mit seinen herausragenden Arbeiten die Erforschung des Sonnensystems entscheidend geprägt. Das Max-Planck-Institut für Kernphysik nimmt in Dankbarkeit Abschied von Hugo Fechtig und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Christoph H. Keitel
Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Kernphysik