Im Portrait: Dr. Alina Herrmann
/ via universitätsklinikum heidelberg /
Dr. Alina Herrmann studierte bis 2015 Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg. Ihre anschließende Promotionsarbeit zum Thema „Heat health impacts and their prevention for elderly in Baden-Württemberg, Germany: A qualitative study on general practitioners’ perceptions and practices in the face of climate change” wurde mit einem Promotionsstipendium der Klaus-Tschira-Stiftung finanziell unterstützt.
Ihre erste internationale Expertise erwarb Herrmann unter anderem bei einer Famulatur am Familienmedizinischen Zentrum („Hospital Familiar“) in Chile sowie einem Praktikum bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hier konkret beim Europäischen Zentrum für Umwelt & Gesundheit (Arbeitsbereich Klimawandel und Grüne Gesundheitssysteme, Bonn). Bis heute setzt sie diese gewonnene internationale Expertise im Fernstudium „Master of Epidemiology“ an der London School of Hygiene and Tropical Medicine fort.
Aufgrund ihrer vielseitigen Aus- und Fortbildungen verfügt Herrmann nicht nur über ein umfangreiches wissenschaftliches Methodenspektrum von qualitativer bis hin zu quantitativer Forschung, sondern ist auch in unterschiedlichen inhaltlichen Themenbereichen aktiv, wie z. B.
- Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Gesundheitssystemen
- Prävention klimasensibler Erkrankungen im Rahmen von Klimaanpassung
- Klimasensible Gesundheitsberatung
- Planetary-Health-Aspekte in klinischen Leitlinien
- Integration von Planetary Health in die Medizinische Lehre
- Nachhaltige Ernährung
Starke interdisziplinäre Netzwerkerin
Solch eine Vielfältigkeit der wissenschaftlichen Interessen setzt unter anderem eine hohe Fähigkeit zur Netzwerkarbeit und Interdisziplinarität voraus. So engagiert sich Dr. Herrmann in verschiedenen nationalen und internationalen medizinischen Fachgesellschaften, Arbeitsgruppen und Beiräten, wie zum Beispiel als Sektionssprecherin „Klimawandel und Gesundheit“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM). Zudem hat sie in den vergangenen Jahren in vielen (inter)nationalen Forschungsverbünden mitgearbeitet. Unter anderem leitete sie das Projekt „KliOL – Klimaschutz an Kliniken durch Optimierung von Lieferketten“, welches sich mit der Reduktion der Treibhausgasemissionen des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) beschäftigte. Zudem leitet sie den Heidelberger Teil des vom Innovationsfond des gemeinsamen Bundesauschuss geförderten Projekts „AdaptNet – Anpassung und Vernetzung von Haus- und Fachärztlichen Praxen an die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels“. Weitere Forschungsprojekte, in denen sie mitarbeitet, umfassen Themen zu hitzesensibler Medikationsanpassung (AdaptHeat), Verstetigung und Weiterentwicklung eines Curriculums zu Planetarer Gesundheit an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (PlanMed 2.0) sowie Projekte zu nachhaltigen und gesunden Lebensstilen in Europa und Afrika.
Durch einige dieser Projekte ist Herrmann auch vielen Mitarbeitenden des UKHD bekannt. Ihre Expertise wird darüber hinaus in verschiedenen nationalen wissenschaftlichen Beiräten sehr geschätzt.
Ein besonderes Anliegen von Dr. Herrmann ist die Lehre und Weiterbildung: so wirkt(e) sie am HEICUMED-Modul „Prävention/Gesundheitsförderung/Gesundheitsökonomie am Wahlfachtrack Primärversorgung/Zukunft Allgemeinmedizin“, am Wahlfachtrack „Global Health“ und zur Gestaltung von PJ-Unterricht in Bezug zu „Planetary Health“ mit. Außerdem unterstützt(e) sie aktiv den Master-Studiengang „International Health“ am Heidelberg Institute of Global Health, den Master-Studiengang „Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft im Gesundheitswesen“ sowie den Bachelor-Studiengang „Interprofessionelle Gesundheitsversorgung“ am Heidelberger Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung. Sie gibt Seminare zur Prävention in nachhaltigen Gesundheitssystemen und ist zudem regelmäßig als Dozentin bei verschiedenen Kompetenzzentren für Weiterbildung in der Allgemeinmedizin tätig.
Seit 2023 ist Alina Herrmann Leiterin der Arbeitsgruppe (AG) „Klimaintelligente Gesundheitssysteme“ am Heidelberg Institute of Global Health (in 75% Teilzeit) und im gleichen Jahr erfolgte die Eröffnung des Habilitationsverfahrens an der Medizinischen Fakultät Heidelberg zum Thema: „Der Beitrag von Gesundheitspersonal zu Klimaanpassung und Klimaschutz im Gesundheitssystem.“
Eigeninitiative gefragt
Nach gleichstellungsbezogenen Erfahrungen befragt, resümiert Dr. Herrmann: „Die Fachbereiche der Globalen Gesundheit und der Allgemeinmedizin sind stark weiblich geprägt. Deswegen habe ich über den gesamten Zeitraum meiner Forschung einige weibliche Rollenvorbilder erleben dürfen, die ihren Weg in der Forschung gehen – entweder bis zur eigenen Professur oder auch in verantwortungsvollen Positionen im Mittelbau. Während es bei den klinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen häufig an der Zeit und/oder der Freistellung für die Forschung mangelt, erlebe ich bei der ‚reinen‘ Forschungstätigkeit eher die kurzfristigen und gestückelten Verträge als eine Herausforderung für eine planbare berufliche Karriere. Hier braucht es viel Eigeninitiative und unternehmerischen Geist sowie die Unterstützung durch Mentorinnen und Mentoren sowie Vorgesetzte, die ich immer erfahren durfte und für die ich dankbar bin. Zudem ermöglicht mir die ‚reine‘ Forschungstätigkeit aktuell auch mehr Flexibilität für den Familienalltag und den vollen Fokus auf die Wissenschaft, was ich als sehr bereichernd empfinde.“
Um ihr Wissen und Anliegen mehr in die Breite zu bringen, ist es Dr. Alina Herrmann neben ihren wissenschaftlichen Publikationen in internationalen Fachjournalen wichtig, auch öffentliche Formate zu nutzen: So berichtete sie bereits im Deutschlandfunk, im SWR Science Talk oder in verschiedenen medizinischen Podcasts von ihren Forschungsthemen. In einem Interview mit Eckart von Hirschhausen sprach sie als Expertin über das Thema „Nachhaltigkeit in Krankenhäusern“ und im „Klinisch Relevant Podcast“ mit Professor Dr. Clemens Becker thematisierte sie auch die für das UKHD sehr aktuelle und wichtige Frage: Wie bereiten wir unser Gesundheitssystem auf Hitzewellen vor?
Mit Dr. Alina Herrmann haben wie also eine Expertin am UKHD, der es gelingt, aktuelle gesundheitspolitische Probleme in allgemein-wissenschaftlichen Formaten als Botschafterin auch über die Grenzen von Heidelberg hinaus lösungsorientiert in die Bevölkerung zu bringen.
Das Gleichstellungsteam beglückwünscht Dr. med. Alina Herrmann zu diesem außergewöhnlichen beruflichen Werdegang und wünscht ihr auf ihrem weiteren Weg in eine Führungsposition beruflich, aber auch persönlich, alles erdenklich Gute!