„Ich mach das jetzt einfach“ anstatt „Ich kann das eh nicht“: Wie die TSG-Mädels künftige Präsentationen meistern
/ via anpfiff ins leben /
Jeder kennt es, die meisten hassen es: Präsentationen – wenn man vor einer Gruppe reden oder präsentieren muss, dann bleiben weiche Knie, Bauchschmerzen und das unangenehme Zittern in der Stimme nicht aus. Unangenehm! Dabei ist Lampenfieber eine evolutionsbedingte Reaktion auf Stress und gar nicht so unbrauchbar wie es scheinen mag, zumindest, wenn man es richtig einsetzen kann. Wie genau das funktioniert weiß Isabel Nierbeck von PARLA: In ihrem „Selbstsicher und souverän vortragen“-Seminar zeigte die Sprech- und Erziehungswissenschaftlerin den U17 Mädels der TSG Hoffenheim einige Techniken, das Lampenfieber zu kontrollieren, um auf einem leistungsfähigen Niveau während aufregenden Sprechsituationen bleiben zu können. Unterstützt wurde das Projekt von futureoffice.
Nach einer kurzen Kennenlernrunde eröffnete Isabel den inhaltlichen Teil des zweistündigen Seminars: „Es geht heute darum, Impulse zu setzen und Grundlagen zum selbstsicheren Präsentieren zu schaffen, sodass ihr auf euch selbst vertraut und das auch über eure Körpersprache nach außen tragt“. Allerdings solle das Lampenfieber nicht vollends besiegt werden – einen „Aus-Schalter“ gäbe es ohnehin nicht. Vielmehr muss die Grundspannung als ein Motor, der einen antreibt, verstanden werden. Demnach sei es also die Balance, die den Unterschied macht: Genau hier möchte Anpfiff ins Leben ansetzen: „Die Mädels stehen jetzt alle kurz vor ihrem Schulabschluss. Die richtige Präsentationstechnik wird in der Schule leider oftmals vernachlässigt. Darum ist es uns wichtig, dass wir einen Teil dazu beitragen, unsere Spielerinnen fit für die Zukunft zu machen“, verrät Teresa Bernhard, AiL-Laufbahnbegleitung der TSG Mädels.
Maßnahmen, um ausgeglichen auftreten zu können, gibt es viele, wie die Fußballerinnen schnell feststellten. So kann das Lampenfieber auf körperlicher, psychischer, aber auch auf einer organisatorischen Ebene reduziert werden. Eine gute Vorbereitung sowie realistisches Zeitmanagement bleiben dabei natürlich nach wie vor das A und O. Dennoch: Die Aufregung bleibt. Wie man dem Lampenfieber schlussendlich entgegenwirkt, sodass es auch wirklich hilft, bleibt individuell: Ob Typ „sammeln“ oder Typ „ablenken“ – Isabel hat für alle Mädels einen Rat zur Hand. So kann es beispielsweise helfen, sich vor einer Präsentation körperlich zu betätigen, um den Kopf freizubekommen. Auch Entspannungs- und Lockerungsübungen unterstützen den Körper dabei, den Stress abzuschütteln und die erhöhte Muskelspannung, die für das unangenehme Zittern in den Händen sorgt, aufzubrechen.
Schließlich ging es an die Stimme: Wie kann man das Schwanken der Stimme während des Redens vor einer Gruppe vermeiden? Auch hier folgte auf eine kurze theoretische Einleitung direkt der praktische Teil, da das Seminar generell durch Interaktion und eigenes Ausprobieren gekennzeichnet war. Gemeinsam probten die Mädels die Stimmübungen und versuchten dabei, die angenehmste Stimmlage zu finden. „Es ist wichtig, dass ihr vorher euren Körper gelockert habt, denn jede Verspannung kann dafür sorgen, dass es euch schwerfällt, zu sprechen“, fügt Isabel hinzu. Auch kann eine falsche Belastung der Stimmbänder schnell zu gesundheitlichen Problemen führen, genau darum, sei es wichtig, die Mädels zukunfts- und berufsorientiert zu fördern. „Sicheres Auftreten, gute Rhetorik und das Meistern von Vortragssituationen begegnen den meisten Menschen im Berufsalltag sehr häufig. Wir finden es wichtig, dass junge Menschen die Möglichkeit bekommen, solche Schlüsselfähigkeiten zu trainieren – deshalb unterstützen wir dieses Seminar nun schon zum zweiten Mal“ Nadine Laule, Managing Partner futureoffice.
Nachdem die Jugendspielerinnen also die perfekte Grundlage für Haltung, Atmung und Stimme geschaffen haben, ging es an die „5A´s“: Auftreten, ankommen, anschauen, ausatmen, anfangen. Dabei lag der Fokus darauf, sich Zeit zu nehmen und sich erst einmal einzurichten, bevor man mit dem Reden beginnt. Denn all das strahlt Ruhe aus: „Mit der Ruhe kommt die Souveränität. Die gibt euch dann wiederum die Sicherheit, weiterzumachen“, erklärt die Expertin. Als weiteren Tipp rät sie den Nachwuchsspielerinnen, sich zwei bis drei Freunde oder „wohlwollend-schauende“ Personen im Publikum rauszupicken, zu denen sie während des Sprechens immer wieder Blickkontakt suchen können. „Wichtig ist, dass ihr an euch selbst glaubt und negative Gedanken vermeidet.“, sagt Isabel, „Denn diese übertragen sich unbewusst auf eure Körpersprache. Denkt also immer ‚Ich mach das jetzt einfach’ anstatt ‚Ich kann das eh nicht’“.
Abschließend waren die Mädels nochmal an der Reihe: Sie sollten einen Gegenstand ihrer Wahl strukturiert vorstellen und darlegen, wieso er die beste Erfindung der Menschheit sei. Hier war vor allem der Kreativität keine Grenzen gesetzt und auch die zuvor gelernten Tipps fanden direkt praktische Anwendung.
Insgesamt war es ein gelungener Workshop-Nachmittag, bei dem sicherlich alle etwas für sich mitnehmen können: „Ich habe heute realisiert, dass ich viel selbstbewusster sein muss und es mir egal sein kann, was andere denken, wenn ich etwas präsentiere. Jeder war schließlich schon einmal in so einer Situation“, meldet eines der Mädchen zurück. Auch Isabel Nierbeck ist zufrieden. Sie hatte den Workshop bereits 2022 mit der U20 durchgeführt und freut sich immer wieder, die junge Generation gezielt auf das Uni- oder auch Berufsleben vorzubereiten und ihnen das „Lampenfieber-Erlebnis“ zumindest zu erleichtern.