Digitalisierung als Lösung für unseren langsamen Verwaltungsapparat
/ via dieheidelberger /
Dass mehr Digitalisierung die Lösung für den langsamen Verwaltungsapparat – in ganz Deutschland – wäre, wissen wir sehr genau, v.a. durch die Erfahrungen unserer Kandidatin und Bezirksbeirätin Tiina Konrad. Sie ist Estländerin und ihr Heimatland ist uns in Sachen Digitalisierung 20 Jahre voraus.
99 % aller Verwaltungsdienstleistungen (Kommunikation und aller Vorgänge mit Behörden) sind dort digital möglich, auch für Unternehmen. Und der große Unterschied ist, dass bei uns mittlerweile zwar Anträge digital eingegeben werden, aber dass es danach analog weitergeht. D.h. wir ersetzen nur digitale Schritte durch manuelle Schritte. Aber schneller werden wir nur, wenn Schritte wegfallen. Das ist nur durch Automatisierung möglich, die bei uns viel zu wenig Anwendung findet.
Anders in Estland: Das macht die Abläufe viel, viel schneller und bringt eine enorme Entlastung für Behörden und deren Personal mit sich. Dadurch können dort jährlich 3 Mio. Arbeitsstunden eingespart werden. Das ist natürlich gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel ein wichtiger Punkt. Bzw. es werden Ressourcen frei für Aufgaben, die einen persönlichen Kontakt erfordern.
Ein absoluter Mehrwert sind v.a. auch die proaktiven Dienstleistungen, während Bürger wie Unternehmen bei uns stets Bittsteller sind: In Estland kommuniziert der Staat proaktiv mit den Bürgern, es gibt z.B. automatisierte Erinnerungen, dass der Ausweis abgelaufen ist. Wenn z.B. ein Kind geboren ist, ist nach Eintragung der Geburt keine umfangreiche Beantragung von Kindergeld oder andere Leistungen notwendig, solche Prozesse starten automatisch uvm. Formulare sind vorausgefüllt mit automatisierten Daten.
Alle Behörden und Institutionen greifen auf ein und denselben Datenpool / Plattform zurück. Gleichzeitig haben die Bürger Hoheit über ihre Daten und können jederzeit einsehen, wer auf diese zugegriffen hat. Dadurch ergibt sich einfachere, schnellere und bessere Zusammenarbeit der Ämter untereinander. Gleichzeitig werden auch Prozesse oder auch ein Bearbeitungsstatus sind für Bürgerinnen und Bürger wie für Unternehmen transparent und nachverfolgbar.
Die Digitalisierung erleichtert das Leben auch grenzüberschreitend: als Bürgerin im Ausland lebend muss man nicht nach Estland reisen, um irgendetwas zu erledigen. Das digitale Rezept vom Arzt kann man zum Beispiel in Apotheken in Finnland, Kroatien, Polen, Portugal, Spanien und Tschechei einlösen. Das wäre gerade auch für das international geprägte Heidelberg sehr interessant.