Jetzt müssen die Bäume weichen
/ via radentscheid /
Die Mehrheit des Heidelberger Gemeinderats hat sich entschieden, zur Neugestaltung des Verkehrsraums um die neue barrierefreie Haltestelle bis zu 10 große Linden zu entfernen. Diese sollen an anderer Stelle neuen Boden finden, die Umpflanzung ist jedoch kostspielig und unsicher.
Unsere Kritik an diesem Vorgehen wird im Folgenden dargelegt:
Intransparente Priorisierung der Ziele
Die Priorisierung für die Neuplanung der Dossenheimer Landstraße hält die Leichtgängigkeit des Kfz-Verkehrs unverändert an oberster Stelle.. Sie steht unter der Annahme, dass vor der Straßenbahn fahrende Kfz diese ausbremsen und behindern, obgleich die Straßenbahn die Pulkführerschaft hat und, unterstützt durch dynamische Ampelschaltung, den Takt auf der Dossenheimer Landstraße angibt.
Eine Planung von außen nach innen sieht nicht vor, dass wir am äußeren Rand die Baumbestände entfernen, um dann im Bereich der Haltestelle Burgstraße 40m mehr Kfz-Spur dem Autoverkehr zuzusprechen. Diese Art der Priorisierung ist antiquiert, leider finden sich mehrere aktuelle Beispiele solcher Umsetzungen in Heidelberg.
Der Czernyring auf der südlichen Seite des Hauptbahnhofs stellt ein frisch realisiertes Straßenbauwerk dar, das fünf Kfz-Spuren bereitstellt, ganz zu schweigen vom Mikroklima, das auf dem Europaplatz und dem Vorplatz des Heidelberger Congress Centrums herrscht. Wie ist hier die Priorisierung der Stadtverwaltung? Vor dem Bahnhof liegen der relativ neu geplante Knoten Kurfürstenanlage/Lessingstraße. Auf den neugeplanten Flächen ist ebenfalls der Schutz des Mikroklimas eine komplette Fehlanzeige. Die Attraktivität und Erreichbarkeit des Heidelberger Hauptbahnhofs für Zufußgehende und Radfahrende ist unterirdisch.
Kritik und Aufforderung zum Handeln
Möglichkeiten zur Verkehrslenkung durch eine Pulkführerschaft der Straßenbahnen wurde zu wenig untersucht bzw. transparent für das Entscheidungsgremium und die Öffentlichkeit dargelegt.
Einspurigkeit innerhalb des Haltestellenbereichs Burgstraße wurde nicht ausreichend untersucht bzw. transparent für das Entscheidungsgremium und die Öffentlichkeit dargelegt.
Eine Pulkführerschaft von Straßenbahnen ist in Heidelberg erprobt, wir haben damit langjährige Erfahrung. Es ist nicht tragbar, dass hier von Alternativlosigkeit gesprochen wird. Es fehlt an Mut und klarer, transparenter Priorisierung.
Zuarbeit zum Entscheidungsgremium Gemeinderat
Dass die Heidelberger Stadtverwaltung ihrem Entscheidungsgremium, dem Gemeinderat, ein Papier vorlegt, in dem lediglich Horrorszenarien als Auswirkung von Verzögerungen an die Wand gemalt werden, ist unerträglich. Unser Entscheidungsgremium muss durch die Stadtverwaltung befähigt werden, “unbeeinflusst” die besten Entscheidungen für Ihre Stadtbevölkerung treffen zu können. Hierzu braucht es alle Informationen und angemessen Zeit für eine Entscheidungsfindung.
Aus der Außenperspektive drängt sich der Eindruck auf, dass hier Befindlichkeiten gestört werden, denn die aufgebrachten Gegenargumente liegen weit entfernt von Fachlichkeit und Objektivität.
Innerstädtische Verkehrsplanung gelingt dann, wenn wir von außen nach innen planen und die Stellschrauben für die Priorisierung der Anforderung immer und jederzeit präsent haben. ÖPNV muss priorisiert werden. Das Mikroklima in der Stadt muss geschützt und ausgebaut werden. Zufußgehen und Radfahren muss gefördert und priorisiert werden.