Gefährdet trotz Erfolg
/ via karlstorbahnhof /
Die Stadt Heidelberg verhandelt aktuell über den Doppelhaushalt 2025/26. Der Karlstorbahnhof benötigt in diesem Haushalt eine Zuschusserhöhung. Das kommt nicht überraschend, allen Beteiligten war schon in der Planungsphase klar, dass mit dem neuen Gebäude und dem erweiterten Konzept für den Karlstorbahnhof die Kosten steigen und der Zuschuss angepasst werden muss. Doch die Erhöhung wurde von der Verwaltung nicht in den Haushaltsentwurf aufgenommen, was uns in eine bedrohliche Lage bringt.
Der Karlstorbahnhof in der Südstadt ist ein Erfolgsmodell
Seit dem Umzug in die Südstadt konnten wir unsere Publikumszahlen um 60% erhöhen (das sind rund 50.000 Besucher*innen mehr als je zuvor). Mit 1062 Veranstaltungen konnte auch das Programmangebot ausgebaut werden. Wir gewinnen Preise mit unserem Programm, unser diversitätssensibler Öffnungsprozess gilt bundesweit als vorbildlich und unseren Auftrag als kultureller Motor der Südstadt erfüllen wir mit Bravour. Zudem bringt der Karlstorbahnhof Heidelberg weit überregional auf die Landkarte innovativer Kulturstädte, denn er ist als Kulturzentrum bundesweit sichtbar und konkurrenzfähig.
Unser Konzept eines offenen Hauses, das durch ein fein kuratiertes Programm und die Zusammenarbeit mit unzähligen Partner*innen neuen Ideen und Perspektiven Raum gibt, sorgt für eine lebendige Entwicklung der Heidelberger Kulturszene. Mit einer hohen Anzahl von Beteiligungsformaten und niedrigschwelligen Angeboten erreichen wir Menschen jeden Alters und Hintergrunds. Wir leisten so auf den unterschiedlichsten Ebenen einen erheblichen Beitrag zur Qualität des Lebens und Zusammenlebens in Heidelberg und der Region.
Warum braucht der Karlstorbahnhof eine Zuschusserhöhung?
Der Umzug des Karlstorbahnhofs an einen neuen, größeren Standort war eine Vision, die die Stadt gemeinsam mit uns umgesetzt hat. Dabei war in allen Vorgesprächen klar, dass der Betrieb am neuen Standort Mehrkosten verursachen wird, die Karlstorbahnhof und Stadt gemeinsam auffangen.
Schon 2024, nur zwei Jahre nach dem Umzug, haben wir eine bessere Eigenerwirtschaftungsquote als vor dem Umzug und der kommunale Zuschuss pro Zuschauer*in beträgt nur knapp über 10 €. Das haben wir geschafft trotz baulicher Verzögerungen, Problemen mit dem Klub und einem Saal, der mit 713 Stehplätzen deutlich weniger als die erwartete Kapazität von bis zu 1000 Stehplätzen hat. So zeigt sich auch in den Zahlen: Die Investition in das neue Veranstaltungshaus für den Karlstorbahnhofs trägt die erwünschten Früchte.
Wie erwartet hat der Umzug dazu geführt, dass wir eine höhere Gebäudemiete an die Stadt zahlen sowie Neben- und Personalkosten gestiegen sind. 2026 steht zudem eine Mieterhöhung an. So ergibt sich insgesamt ein finanzieller Fehlbetrag von rund 250.000 €, den wir in Form eines Erhöhungsantrags im April 2024 bei der Stadt angemeldet haben.
Was passiert, wenn der Zuschuss nicht erhöht wird?
Die Auswirkungen wären radikal und würden neben unserem eigenen Betrieb vor allem viele freie Kollektive und Initiativen treffen. Neu entstandene Strukturen müssten wieder verkleinert, unser Programm eingeschränkt und unsere Unterstützung für kleine Veranstalter*innen zurückgefahren werden. Höhere Eintrittspreise, weniger Programmangebot und vor allem weniger Vielfalt wären die wohl sichtbarsten direkten Veränderungen. Die Arbeit der vergangenen Jahre und unser Ansatz eines offenen Hauses wären dadurch weitgehend verloren. Was die Stadt für viel Geld in der Südstadt aufgebaut hat, müsste trotz unseres Erfolgs neu ausgerichtet werden. Die mittel- und langfristigen Folgen eines solchen Rück- und Umbaus unserer gerade erfolgreich aufgebauten Strukturen sind kaum absehbar.
Wie trägt der Karlstorbahnhof dazu bei, den benötigten kommunalen Zuschuss möglichst gering zu halten?
Neben unserer effizienten Personal- und Veranstaltungsstruktur liegt der Schlüssel vor allem in unseren Einnahmen. Aktuell tragen die Einnahmen aus unserem Veranstaltungsbetrieb bereits einen Teil unserer Fixkosten mit. Das ist ein großer Erfolg. Höhere Einnahmen können wir zudem durch kommerzielle Vermietungen erwirtschaften. Falls ihr also Firmen kennt, die einen Ort für Firmenfeiern, Teamevents oder Kongresse suchen, bringt sie gerne mit uns in Kontakt! Informationen zu Vermietungen gibt es hier.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist kein Sahnehäubchen
Wir sehen mit Sorge, dass in der Debatte um den Haushalt Kultur, Sport und Soziales gegeneinander abgewogen und pauschal als verzichtbare Zusatzleistungen betrachtet werden. Als Soziokulturelles Zentrum steht der Karlstorbahnhof für einen Kulturbegriff mit einer starken sozialen Dimension. Im Zentrum stehen dabei Beteiligung und Teilhabe. Der Gedanke dahinter: Je mehr Menschen mit einbezogen sind und sich zugehörig fühlen, desto stärker ist unser Zusammenhalt als Gesellschaft. Das ist gut für die Demokratie und gut für das Gemeinwohl – auch im wirtschaftlichen Sinn. Wer am Zusammenhalt spart, spart an der falschen Stelle.
Wie kann man uns unterstützen?
Es ist nun an den Fraktionen im Gemeinderat die Zuschusserhöhung noch in den Haushalt einzubringen und dann am 5. Juni zu verabschieden, damit wir unsere erfolgreiche Arbeit am neuen Standort fortführen können. Sprecht also gerne mit den Gemeinderäten, die ihr kennt, darüber, was den Karlstorbahnhof so besonders macht und zeigt, dass unsere Arbeit euch wichtig ist.
Darüber hinaus sind aktuell und auch in Zukunft eure Veranstaltungsbesuche die beste Unterstützung. Jeder Ticketkauf und jedes an unserer Bar gekaufte Getränk helfen uns dabei, die Kulturarbeit des Karlstorbahnhofs zu finanzieren. Also kommt vorbei so oft ihr könnt und Lust habt!
Der Förderverein Freunde des Karlstorbahnhofs ermöglicht uns durch die Beitragszahlungen der Mitglieder beispielsweise neue Projektideen umzusetzen und regelmäßig Veranstaltungen bei freiem oder sehr geringem Eintritt anzubieten. So können wir allen Zugang zu Kunst und Kultur ermöglichen. Wer noch nicht dabei ist, kann gerne jetzt Mitglied werden. Auch Spenden sind jederzeit herzlich willkommen. Alle Informationen gibt es hier.
Wo kann ich mehr über die Arbeit des Karlstorbahnhofs erfahren?
Natürlich hier auf der Webseite. Einen guten und kompakten Überblick über unsere Aktivitäten gibt zum Beispiel aber auch unser Jahrbuch 2024, das ihr hier als PDF anschauen könnt.