Warum müssen wir über Antifeminismus reden?
/ via bündnis 90 – die grünen heidelberg /
Stadtblatt-Beitrag der Gemeinderatsfraktion von Dorothea Kaufmann und Nora Schönberger – Ausgabe vom 04.12.2024 //
In einer Zeit, in der wir Gleichheit und Selbstbestimmung für alle Geschlechter fordern, zeigt sich eine besorgniserregende Gegenbewegung. Antifeministische Strömungen, häufig durch das Internet und soziale Medien verstärkt, wollen überholte Rollenbilder wieder etablieren und damit Machtstrukturen erhalten. Feminismus bedeutet Selbstbestimmung und führt zur Stärkung von Frauenrechten und den Rechten von Minderheiten. Antifeminismus bereitet den Boden für Gewalt gegen Frauen.
Am 25. November war der Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Aus diesem Anlass haben wir eine Veranstaltung organisiert, die sich vor allem mit Antifeminismus in der digitalen Sphäre beschäftigt hat. Die große Resonanz zeigt, dass es Gesprächsbedarf gibt. Wir haben mit Expert*innen darüber gesprochen, wie im digitalen Raum reaktionäre und antifeministische Inhalte verbreitet werden, wie man sie identifizieren und Strategien dagegen erarbeiten kann. Besonders interessiert hat uns die Perspektive junger Menschen, die – wie auf dem Podium zur Sprache kam – an Heidelberger Schulen erleben, wie antifeministische Haltungen unter den Schüler*innen an Raum gewinnen. Bei den Inhalten auf TikTok und Co. handelt es sich nämlich nicht etwa um “andere Meinungen“ oder harmlose Koch- und Backvideos, sondern um gefährliche Versuche zur Radikalisierung und Anwerbung in Richtung rechter Ideologien.
Der Jugendgemeinderat hat eine Informationskampagne zum Thema Hate im Internet geplant. Wir als Grüne Fraktion unterstützen diese Initiative, um das Bewusstsein für die Gefahren von Antifeminismus und Hassrede zu schärfen und eine breitere Diskussion in Heidelberg anzuregen.
Ein ganz zentrales Anliegen des Feminismus ist der Gewaltschutz. Konkret bedeutet das für Heidelberg: Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass vier Frauenhausplätze institutionell durch die Stadt gefördert werden. Diese Plätze sind entscheidend, um betroffenen Frauen einen sicheren Rückzugsort zu bieten.
Was wir auch tun können, ist die Unterstützung von Beratungsstellen in Heidelberg, wie fairmann und Frauen helfen Frauen e.V. Diese Einrichtungen leisten wichtige Arbeit. Zudem müssen wir die Präventions- und Aufklärungsarbeit in Schulen stärken.
Antifeminismus betrifft uns alle, da er Frauen, FLINTA* Personen (Frauen, Lesben, Inter- und Transpersonen sowie agender Personen) und nicht zuletzt auch Männer in ihrem Recht auf ein selbstbestimmtes Leben einschränkt. Wenn Heidelberg weiterhin eine Stadt der Vielfalt und Gleichheit bleiben soll, müssen wir entschieden gegen die Rückschritte kämpfen, die uns durch antifeministische Strömungen und die damit verbundenen politischen Agenden drohen.