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Im Fokus: wertvolle Feuchtgebiete

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BUND Rhein-Neckar-Odenwald zum Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar

Heidelberg. Zum Welttag der Feuchtgebiete macht der BUND Rhein-Neckar-Odenwald auf die Bedeutung und Schönheit dieser Lebensräume aufmerksam. Maßnahmen zur Wiederherstellung und zum Schutz von Auen, Tümpeln und anderen Feuchtgebieten, können einen Beitrag zur Bekämpfung der Auswirkungen der Klima-, Biodiversitäts- und Wasserkrise leisten. Diese zeigen sich in der Region Rhein-Neckar bereits deutlich im austrocknenden Hardtwald, punktuellen Herausforderungen der Trinkwasserversorgung oder dem Rückgang der Amphibienpopulationen. Einige Aktionen und Projekte werden bereits umgesetzt, um die Situation zu verbessern und doch bleibt noch viel zu tun.

Feuchtgebiete sind vielfältig, oft voller Leben und bieten dabei auch Raum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Obwohl sie eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen für uns Menschen erfüllen und wir auf sie angewiesen sind, sind sie gleichzeitig stark bedroht: unter anderem durch direkte Zerstörung für Siedlungs- und Verkehrsflächen, künstliche Entwässerung, den Klimawandel oder Einträge von Nähr- und Schadstoffen.

Wir alle brauchen funktionsfähige Gewässer

Nun, da die ersten feucht-wärmeren Tage angebrochen sind, begeben sich bereits die ersten frühwandernden Amphibien auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Wie gut, dass durch das Projekt „220 Amphibiengewässer“, welches vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert wird, auch in der Region Rhein-Neckar einzelne Laichgewässer über die letzten Monate saniert wurden. So zum Beispiel in Nußloch bei der Weißen Hohle oder mehrere sogenannte „Suhlen“ im Hardtwald bei Hockenheim, die ehemals als Tränken bei der Waldweide dienten und heute den Tieren und Pflanzen des Waldes. Bianca Räpple, Geschäftsführerin des BUND Rhein-Neckar-Odenwald, erklärt: „Die natürliche Dynamik von Flüssen und Bächen ist heute so weit eingeschränkt, dass neue Kleingewässer kaum noch auf natürliche Weise entstehen – außer, wenn der Biber aktiv ist, doch dazu später mehr. Darüber hinaus haben wir große Teile unserer Landschaft eingeebnet und ausgeräumt, wodurch natürliche Strukturen, Mulden und Senken ebenfalls verschwunden sind. Stehende Gewässer unterliegen noch dazu einer natürlichen Verlandung, der nun durch eine regelmäßige Pflege bestehender Gewässer entgegengewirkt werden muss. Dadurch wird nicht nur den Amphibien geholfen, sondern auch unzähligen weiteren wassergebundenen Tier- und Pflanzenarten, aber auch uns Menschen“.

Wasserrückhalt in der Landschaft verstärken

„Denn Feuchtgebiete wirken wie ein Schwamm – sie nehmen in nassen Zeiten viel Wasser auf, speichern es und können es in trockenen Zeiten langsam wieder abgeben. Genau das, was wir in Zeiten der Klimakrise dringend benötigen“, so Räpple. Wichtig ist, dass auch Land- und Forstwirt*innen sowie Kommunen sich diesen Themen widmen. Erste Beispiele gibt es z.B. in Hemsbach, Hockenheim oder Wiesenbach. Im Wald werden Tümpel angelegt oder zum Teil auch Entwässerungen zurückgebaut oder umgeleitet. Auf landwirtschaftlichen Feldern wird diskutiert, wie durch verstärkten Humusaufbau, die Schaffung von Strukturen wie Hecken oder einer angepassten Bewirtschaftung der oberflächliche Abfluss von Wasser verringert werden kann – zum Teil lange vorhandenes Wissen, das jedoch (wieder) umgesetzt werden muss und was durch verbesserte (auch finanzielle) Rahmenbedingungen angemessen honoriert werden muss.

Übrigens leistet gerade der Biber auf diesem Gebiet des Landschaftswasserrückhalts hervorragende und noch dazu kostenfreie(!) Dienste. Denn wo er lebt und die Landschaft gestaltet, können auch wieder neue feuchte Lebensräume entstehen. Das zeigte sich kürzlich in Dossenheim, wo durch einen Biberdamm ein wertvolles Feuchtgebiet entstand. Durch die Arbeit des Bibers profitieren schnell weitere Arten. Zunächst können solche Gebiete als Trittsteine für ziehende Enten- und Watvögel dienen. Oft finden sich recht bald auch Amphibien und Reptilien ein, wenn es in der Nähe noch Restpopulationen gibt. Die Vorteile solcher Biberlandschaften für die biologische Vielfalt und oft auch im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements gilt es zu sichern. Gleichzeitig müssen durch die Einhaltung von Gewässerrandstreifen Konflikte vermieden werden. Kommt es dennoch zu Konflikten, greift das Bibermanagement des Landes, welches auch unter Mitwirkung des BUND entstand.

Was kann jede*r im Kleinen beitragen?

Werden Sie zum Beispiel aktiv bei einer BUND-Gruppe in ihrer Nähe. Viele Gruppen pflegen Biotope oder helfen aktiv bei der Amphibienwanderung und setzen sich dabei für den Erhalt der Laichgewässer ein. Künstliche Entwässerung und Drainagen sollten – wo möglich – entfernt oder funktionslos gemacht werden. Hilfreich sind darüber hinaus auch naturnahe, nicht aufgeräumte Gärten, in denen man natürliche Senken und Mulden belässt oder naturnahe Tümpel anlegt und bewusst auf Dünger und Pestizide verzichtet. Kaufen Sie für Ihren Garten und Balkon außerdem nur torffreie Erde, um unsere Moore zu schützen. Im BUND-Einkaufsführer finden Sie eine Auflistung torffreier Produkte.

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Hintergrund

Der Welttag der Feuchtgebiete markiert das Datum, an welchem das Übereinkommen über Feuchtgebiete (die Ramsar-Konvention) 1971 in Ramsar im Iran verabschiedet wurde. Ziel der Konvention ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Feuchtgebieten, die Kommunikation und Weiterbildung zur Bedeutung von Feuchtgebieten und die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Feuchtgebiete und das menschliche Wohl“.

Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es startete im Juli 2022 und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist es, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibien entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in ganz Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiges Amphibienschutzprogramm angestoßen wird.

Weitere Informationen:

– Ramsar-Konvention: https://www.bfn.de/abkommen-richtlinie/uebereinkommen-ueber-feuchtgebiete-ramsar-konvention-1971

– Ramsar-Gebiete in Deutschland: https://www.bfn.de/daten-und-fakten/feuchtgebiete-internationaler-bedeutung-deutschland-ramsar-gebiete

– Internetseite des Projekts „220 Amphibiengewässer“: https://www.bund-bawue.de/tiere-pflanzen/artenschutz/amphibienprojekt/

– Positionspapier des BUND Baden-Württemberg zum Biber: https://www.bund-bawue.de/service/publikationen/detail/publication/aktualisierte-bund-position-biber/

– Den eigenen Garten amphibiengerecht gestalten:

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